Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verkündigungsblatt des Verbandes Deutscher Kunstgewerbevereine — 1889

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7987#0029
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4- K ^

X

/

XXXVIII. Iahrgang.

MÜnchen^ den 15. Dezember 1889-

Beiblatt M. 12.

W Verkündigungsblatt des Verbandes deutscher Aunstgewerbe-Vereine. ^

Vezug der„8eitschrift": Die Mitglieder des bayer. Kunstgewerbe-Vereins (Jahresbeitrag s-f Nlark) erhalten die Zeitschrift sammt Beiblatt unentgeltlich;
buchhändlerisches oder Post-Abonnement Mark. — Die „Zcitschrist" erscheint jährlich in S Doppelhesten; das „Beiblatt" erscheint monatlich.

verlag: Bayer. Kunstgewerbe-Verein. — Redaktion: Prof. L- Gmelin. — Druck und Lommisstons-Verlag: Knorr L ^irth, München.

Anmeldungen zur Mtgliedschast, sowie den verein betreffcnde Ansragen sind zu adressire» an den vorstand des bayer. Kunstgewerbe-Vereins
in München, Pfand h ausstra ße ?. Mittheilungen an die Redaktion: München, Luisenstraße H8.

Lljroiilk iies büMiW Miistgc>iicröe-8ercii>h.

wochenversammlungen.

Die zweite Vereinsversammlung am z2. November
war einem Gegenstand gewidmet, der vermöge seines hohen Alters
und seines großen Einflusses auf den ästhetischcn Sinn hohes Interessc
sür den Kunsthandwerker bietet, der IVebcrci spezicll der Muster-
weberei und den Knüpfteppichen, über welches Thema Prof.
E. v. ksoyer einen sast zwcistündigen vortrag hielt. Durch eingehende
Darlegung der technischen Entwicklung der tveberei, von dem einfachen
Leinwandgewebe an, bei welchem sich die Längs- und (vnerfäden (die
„Kette" und der „Schuß") in gleichmäßigem lvechsel verschlingcn, bis
zu den komplizirten Gebilden des Iacquard-Ivebstuhles gestaltete sich
der vortrag zu einem außerordentlich lehrreichen Bild. Die Lnt-
wicklungsreihe der Musterwcberei bcginnt mit dem Leinwandgewebe,
welches beim Uebergang zum „Uöper" den ersten Schritt zur Musterung
hin macht; die schwerfälligen Einrichtungen der älteren bvebstühle
mit den durch Pedale zu dirigirenden „Schäften" (welche das Auf-

heben der Kettenfäden zu regeln haben) gestatteten höchstens die An-
wendung von Hu Schäften, wodurch die Kombiuationen in der Farben-
grnxpirung der Kette, somit die Zahl der „Schußwechscl" immerhin
eine gewisse Beschränkung erlitt. Lrst nachdem die Trittvorrichtung
durch eine Augvorrichtung (mittels Schullren) ersetzt war, konnte die
Zahl dcr Schäfte erheblich vermehrt werden; um die Mitte des (8. Jahr-
hundcrts aber wurde durch vaugansons „Trommelstuhl", bei welchem
der Lsebemechanismus der Schäste schon wesentlich vereinsacht war, die
Zahl der Schußwechsel bis zu 2000 gesteigert. Die „Trommel", welche
anfangs mittelst aufgelegter bsöcker, später mittclst Durchlöcherungen
das kseben der Uettenfäden regelte, bildete die Vorstufe zu dem heute
üblichen Jacquard-Stuhl, der seit ;808 die gesammte Musterweberei er-
obert hat, und bei welchem auch ganz kleine Fadengruxpen der Kettc
einzeln gehoben werden können, und zwar mit ksülfe von durchlöcherten
Papxstreifen („Karten"), welche je nach dem System ihrcr Durchlöchernng
immer eine ganz bestimmte Gruppe von Aettenfäden heben; es gibt
Muster, welche zu ihrer Lrzeugung 25,000 solcher Aarten bedürfen.

X

/

Zeitschrift des bayer. Runstgewerbe-Vereins München.

>889. Beibiat! Nr. s2 (Bg. ().
 
Annotationen