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Ausstellungen.
Gegen die Lerliner Gewerbeausstellnng von ISgb wcndet sich
der vorstand dcs Bcrliner Bezirksvereins dcntschcr Ingenieure in
eincr Brochnrc, — in welcher u. A. behauptet wird, daß cine solche Aus-
stellnng auf lange hinaus eine Weltausstcllnng uninöglich niachen
würde, — daß inan ihr andrerseits überall ini Auslande den Lharakter
einer Wcltansstcllung zuschreiben und sie dcinnach in vergleich init
paris und Lhicago stellen würde, — daß endlich der lVnnsch der
Berliner nach einer Ausstellniig in Süddcutschland Aiißstiininung
hervorrusen werde. Was deu letzteren Pnnkt betrisst, >o müsseu wir
ansdriicklich feststcllen, daß — wenigstens inuerhalb dcs bayerijchen
Uunstgewerbes — keine Sxnr von Mißstiiiiinung vorhanden ist; ini
Gegcntbeil hat bereits der berufene vcrtrcter des bayerischeu Auust-
aewerbes auf dem Delcgirteutag dentscher Aunstgewerbcverciue zu
lveiuiar, Dir. v. Lange, ciue krbftige Bcthciligung desselben in Aus-
sicht gestellt. _
Line Tapetenausstellinig veraustaltet voin I. Septeniber an auf
etwa q—6 lvochen der Huustgewerbeverein zu challe; Zweck: dem
Publikum ein übersichtliches Bild des gegenwärtigen Standes der
Tapctcnfabrikation zu bieten. Ungeeiguete Muster werden zurück-
gcwiesen; jedem Ausstcllcr stehen i —10 sAnr lvandflächc kostenfrei
zur verfiigung. _
Lränkiiche Ausstelliing von Altertbiimern iu Lunst uud Aunst-
gewerbe ZU Miirzburg. Der scit kurzcin crst in's Lcben getrctene,
aber schon über 1-100 lllitglicder zählende Aunst- und dlltertbuins-
vercin zu lvürzburg veranstaltet voin ;s. August ab bis in dcn An-
fang Septeinber eine Ausstellung, die eiue große Zabl der bcweglichen
Kunstschätzc Untcrfraukens sowie sränkische Arbeiten, die sich zur Zcit
auswärts befinden, in sich vereinigen wird. Die Betheiligung au dein
Untcruchinen ist übcraus lebhaft, sowohl von kirchlicher als vou welt-
licher Seite, von Seite zahlreicher Städte, Gcinciiiden, Lorporationen,
des Adels und dcr Bürgerschaft iu Stadt uud Uingebung. Selbst-
verständlich werdcn einc Utcnge von lvcrken Tilman Rieincnschneidcrs,
seiner Schule und seiner Zeit wie auch Gcuiälde voui Beginn des
^6. bis zuin ;s. Iahrhunderts ausgestellt sein.
von kunstgewerblichen Arbeiten sind fürs erste zu ncniien: eine
beträchtliche Zahl iutcressanter kirchlicher Gcräthe aus dein lNittel-
alter und aus späterer Zeit, nainentlich Schätze aus dein lvürzburger
Doni. Dann Llseubeiuschuitzcreien nnd Arbcitcn iu lüolz aus dein
IS ten und ir ten Iahrhundcrt. Da abcr lvürzburg im vorigen Iahr-
hundert gcradezu cinc Auustinclropolc war, so wird diese Lpochc wohl
deu Glanzpunkt der Ansstcllung bildeu. Alle heute so bcliebtcn Stil-
arten jener Zcit, besonders das Rokoko uud allc Gcbiete dcs Runst-
handwerkcs, sind durch Auincldungcu sowohl gauz hervorragendcr als
auch einfachcrer Beispiele vcrtrcteu. Besonders wären etwa zu er-
wähucn eine Anzahl prachtvollcr Rokokoschnitzercicn, danii ciuige vor-
tresfliche lNöbel init eingelegtcr Arbeit, feruer Gold- und Silberarbeiten
zu icligiöscn und profaueu Zweckcn und einc glänzende Reihc kost-
barer Grnate. _ Or. L.. 8.
Line Ausstellung niokaiiiiuedanischev uud arabischer Iiuust wird
im Pariser Industriepalast für den August d. I. vorbereitet; als Leiter
derselben ist der vorstand dcs arabischen Mnscums in Algier, Georges
warye, cingesetzt, welcher sich scit Iahrzehnteu mit Lrforschung und
Neubelebuug der arabischen Aunst in Algier uud Tuuis beschäftigt. Nan
beabsichtigt mit dicser Ausstcllung dein algerischen Aunstgcwerbe wieder
aufzuhelfen, uachdem man gegen dasselbe seit dcr Eroberung des
Landes einen wahren veriiichtuugskaiupf gcführt und dainit das cin-
heiinische Aunstgewerbe dem Ruiii nahe gebracht hat.
von der Tiroler Laiides-llnduürie-Ausstelluiig. Selten hat ein
inodsrncr Gedanke so lange Zeit gebraucht, um verwirklicht zu werden
wie dicse seit Zo Jahren geplante Landesaiisstellnug, und wenn inan
dic so oft citirte Ausstelluiigsmüdigkcit in Rechnung zieht, so inöchte
mau schon fast sagen, daß diese Ausstellung ;u sxät kommt; andrer-
seits ist abcr nicht zu verkennen, daß dieselbe dafür jetzt um so reifer
ausfallen mutzte, weil so die nach und nach entslandeiien gewerb-
lichen Fachschuleu Lirols ihren wohlthätigen Liufluß allmählig zur
Geltung bringen konnteu. Die Ausstellung wurde am 1?. Iuni cr<
öffuct — Zwar wie alle ihre Schwestern noch in ctwas mangelhafter
Toilctte; aber iinnicrhin kouiite man schon cincii Ueberblick übcr die
ganze Leistungsfähigkeit des Landes in ku u st g e we r bl ich er Be-
ziehung bekomni'en, wenn anch die späterc vollendung uoch da uud
dort ein Glanzlicht aussetzen mag.
Mit der Betrachtung des chauptbaues wollen wir uns nicht auf-
haltcu; es gcnüge die Bemcrkung, daß derselbe eineu durchaus würdigen
Lindruck macht nnd trcfflich beleuchtct ist. Die lltltte dcr weiträumigen,
einschiffigen halle wird von dcmLrzherzogLeopold-Brunuen eingenommen,
eincni wirkungsvollen Straßenlchmuck, an welchem die schon 1626 von
Laspar Lraß modellirten uud von Reinhardt in Bronze gegossenen
Figuren eudlich eine — wenn auch vielleicht nicht in jeder Beziehung
cutsprechende — verwcrthung gefunden haben; eiue Zuschrift nennt
nicht uur die ebeilgenanntcn alten Meister, sondern anch — was Nach-
ahinung finden möge — auch die der Gegenwart: Ioh. Deininger
nnd ch. Fnß als die Antoreu des Lutwurfs, Ios. Liuser als der
Verfertiger der Steiiiinetzarbeitcn aus weißgrauem Arasthalcr Marmor.
— Die üblich gewordcne historische Abthcilung der modernen Ausstellungen
beschränkt sich hicr z. I. noch (links vom Bruiinen) anf einige Stücko
von rein geschichtlichem Intcresse, unter denen eigentlich nur einige
Schützenketten künstlerischen lverth besjtzen; ganz andcrs wird diese
Abtheiluug, zu welchcr auch cinige geschmiedete Grabkrenze und ge«
schnitztc Aibcitc» aus Aitzbüchel gehören, dereinst wcrdcu, weuu ein-
mal die prächtigen z. Th. bis in die Aarolingcr Zeit zurückreicheudcn
Stückc dcs Brixener Domschatzes, die Gobclins von Trieut u. A.
aufgcstcllt sein werden.
Im Uebrigen kaun inau die Ausstellung in zwei große chaupt-
gruppen trennen, dcreu cine die gewerblicheu Fachschulen umfaßt,
währeud die audrc die ans selbststäudigcr gewerblicher Thätigkeit
hervorgehenden Früchte dieser Schulen vorführt: daß beide Abiheiluiigen
sich nicht streng scheiden lasscn, ist selbsiverständlich und zeigt jedcnfalls,
daß Schule und praxis in enger Fühlung miteinandcr stehen. Bei
bciden finden sich nicht alleiu dic Spezialitäteu der Laudes — Stcin-
industrie, Filigraiischmucksachen, Spigeu, kirchliche Uuiist — vertreteu,
sondern anch sehr häufig cineIahrhunderte alteTradition oder weuigsteiis
ein cngcr Anschluß an alte einheiinische Technikcn und Stilweiscn,
nainciillich bcim Mobiliar. Bcispiclsweise trifft man zahlreiche
gothische Möbel, mit flachgeschnitzten, oft auch bemalten Brnament-
friesen versehen; so brachte Tißner-Meran ein Buffet mit lvasch-
kästchcu aus hellcm lholz, Ioh. Vieider-Bozen cinc Bettstatt, Ioh.
Rafreider-Biixcu mchrcre Speiseziiumcrmöbcl u. s. rv. — lanter
Stückc, dic den Lharakter der spätgothischeu Nöbel Tirol's treu wieder-
spiegeln. Ebenso häufig findcii sich Intarsia und cholzbrand — theils
einfarbig, theils bunt bcmalt. Liue cigenthüiuliche Intarsia-Nach-
ahmung brachte I. Largajoli-chall an einem Tisch zur Anwendung:
die Vruamente, im Lharakter der Flötner'schen Stichc, fiud auf duukcl
gebeizten Grnnd gemalt, währeud die brcitcn tlmrisse ziemlich tief
eingcschnitten sind; biedurch wird dcr weiße Aern dcs cholzcs bloß
gelegt und dic Umrisse sclbst wirken als breite weiße Linien. Auch
Anschlüsse an die Stilweise des späteren 16. uud dcs 17. Iahrhundcrts
fehlen nicht; eiue sehr ausprecheude lVandvertäfclung (Renaissanec) in
gutcn verhältnissen stellt P. Aufschnaitter-St. Iohann in Tirol
ans, wobei dafür Sorge getragen ist, daß die aufeiiianderpassenden
Schnittstächen dcs astreichen Lärchenholzes bei deu Fülliingen symmetrisch
gcstellt sind. Liner kiiilstvollen Drcchslerarbeit i,n Stil des 1?. Iahr-
hunderts bcgegnet mau bei dem von Ioh. vieider-Bozen gebrachten
chimmelbett; dem Lharakter italienischer Rcnaissance, mit sehr zierlichcn,
aber in ihrer vielseitigkeit auf den hellem Grund etwas unruhig
wirkenden Intarsien nähcrt sich cin Buffct von Mich. Aonzert-
Innsbruck; alles Lob verdient iudcsscn des gleichen Meisters Damc»-
schreibtisch in französischer Renaissance. — Line größere Gruppc, z.
Th. auch modcrucr Nöbel findet sich unter dem gemeiusamen Nainen
Tischler-Produktiv- Genossenschaft-Iunsbruck; ganz iu nio-
derucm Fahrwasscr — aber nicht etwa iu schlimmem Siiine — segeln
Ioh. Marsouer- und Gottfr. Perathoner-Bozen, welche nach
Lntwurf vou chans Larch ciue große Salon-Linrichtung von vor-
nehmster lvirkuug gebracht habeu: schwarzes cholz mit sehr fein
wirkenden AIuminiiim-Iiitarsien; nur die Farben der jdolsteruiigen
und auderer Textilien — graugrüu, rosa und blau — tragen Spuren
vom Iiaut-Aoüt des üu äe siecle au sich.
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Ausstellungen.
Gegen die Lerliner Gewerbeausstellnng von ISgb wcndet sich
der vorstand dcs Bcrliner Bezirksvereins dcntschcr Ingenieure in
eincr Brochnrc, — in welcher u. A. behauptet wird, daß cine solche Aus-
stellnng auf lange hinaus eine Weltausstcllnng uninöglich niachen
würde, — daß inan ihr andrerseits überall ini Auslande den Lharakter
einer Wcltansstcllung zuschreiben und sie dcinnach in vergleich init
paris und Lhicago stellen würde, — daß endlich der lVnnsch der
Berliner nach einer Ausstellniig in Süddcutschland Aiißstiininung
hervorrusen werde. Was deu letzteren Pnnkt betrisst, >o müsseu wir
ansdriicklich feststcllen, daß — wenigstens inuerhalb dcs bayerijchen
Uunstgewerbes — keine Sxnr von Mißstiiiiinung vorhanden ist; ini
Gegcntbeil hat bereits der berufene vcrtrcter des bayerischeu Auust-
aewerbes auf dem Delcgirteutag dentscher Aunstgewerbcverciue zu
lveiuiar, Dir. v. Lange, ciue krbftige Bcthciligung desselben in Aus-
sicht gestellt. _
Line Tapetenausstellinig veraustaltet voin I. Septeniber an auf
etwa q—6 lvochen der Huustgewerbeverein zu challe; Zweck: dem
Publikum ein übersichtliches Bild des gegenwärtigen Standes der
Tapctcnfabrikation zu bieten. Ungeeiguete Muster werden zurück-
gcwiesen; jedem Ausstcllcr stehen i —10 sAnr lvandflächc kostenfrei
zur verfiigung. _
Lränkiiche Ausstelliing von Altertbiimern iu Lunst uud Aunst-
gewerbe ZU Miirzburg. Der scit kurzcin crst in's Lcben getrctene,
aber schon über 1-100 lllitglicder zählende Aunst- und dlltertbuins-
vercin zu lvürzburg veranstaltet voin ;s. August ab bis in dcn An-
fang Septeinber eine Ausstellung, die eiue große Zabl der bcweglichen
Kunstschätzc Untcrfraukens sowie sränkische Arbeiten, die sich zur Zcit
auswärts befinden, in sich vereinigen wird. Die Betheiligung au dein
Untcruchinen ist übcraus lebhaft, sowohl von kirchlicher als vou welt-
licher Seite, von Seite zahlreicher Städte, Gcinciiiden, Lorporationen,
des Adels und dcr Bürgerschaft iu Stadt uud Uingebung. Selbst-
verständlich werdcn einc Utcnge von lvcrken Tilman Rieincnschneidcrs,
seiner Schule und seiner Zeit wie auch Gcuiälde voui Beginn des
^6. bis zuin ;s. Iahrhunderts ausgestellt sein.
von kunstgewerblichen Arbeiten sind fürs erste zu ncniien: eine
beträchtliche Zahl iutcressanter kirchlicher Gcräthe aus dein lNittel-
alter und aus späterer Zeit, nainentlich Schätze aus dein lvürzburger
Doni. Dann Llseubeiuschuitzcreien nnd Arbcitcn iu lüolz aus dein
IS ten und ir ten Iahrhundcrt. Da abcr lvürzburg im vorigen Iahr-
hundert gcradezu cinc Auustinclropolc war, so wird diese Lpochc wohl
deu Glanzpunkt der Ansstcllung bildeu. Alle heute so bcliebtcn Stil-
arten jener Zcit, besonders das Rokoko uud allc Gcbiete dcs Runst-
handwerkcs, sind durch Auincldungcu sowohl gauz hervorragendcr als
auch einfachcrer Beispiele vcrtrcteu. Besonders wären etwa zu er-
wähucn eine Anzahl prachtvollcr Rokokoschnitzercicn, danii ciuige vor-
tresfliche lNöbel init eingelegtcr Arbeit, feruer Gold- und Silberarbeiten
zu icligiöscn und profaueu Zweckcn und einc glänzende Reihc kost-
barer Grnate. _ Or. L.. 8.
Line Ausstellung niokaiiiiuedanischev uud arabischer Iiuust wird
im Pariser Industriepalast für den August d. I. vorbereitet; als Leiter
derselben ist der vorstand dcs arabischen Mnscums in Algier, Georges
warye, cingesetzt, welcher sich scit Iahrzehnteu mit Lrforschung und
Neubelebuug der arabischen Aunst in Algier uud Tuuis beschäftigt. Nan
beabsichtigt mit dicser Ausstcllung dein algerischen Aunstgcwerbe wieder
aufzuhelfen, uachdem man gegen dasselbe seit dcr Eroberung des
Landes einen wahren veriiichtuugskaiupf gcführt und dainit das cin-
heiinische Aunstgewerbe dem Ruiii nahe gebracht hat.
von der Tiroler Laiides-llnduürie-Ausstelluiig. Selten hat ein
inodsrncr Gedanke so lange Zeit gebraucht, um verwirklicht zu werden
wie dicse seit Zo Jahren geplante Landesaiisstellnug, und wenn inan
dic so oft citirte Ausstelluiigsmüdigkcit in Rechnung zieht, so inöchte
mau schon fast sagen, daß diese Ausstellung ;u sxät kommt; andrer-
seits ist abcr nicht zu verkennen, daß dieselbe dafür jetzt um so reifer
ausfallen mutzte, weil so die nach und nach entslandeiien gewerb-
lichen Fachschuleu Lirols ihren wohlthätigen Liufluß allmählig zur
Geltung bringen konnteu. Die Ausstellung wurde am 1?. Iuni cr<
öffuct — Zwar wie alle ihre Schwestern noch in ctwas mangelhafter
Toilctte; aber iinnicrhin kouiite man schon cincii Ueberblick übcr die
ganze Leistungsfähigkeit des Landes in ku u st g e we r bl ich er Be-
ziehung bekomni'en, wenn anch die späterc vollendung uoch da uud
dort ein Glanzlicht aussetzen mag.
Mit der Betrachtung des chauptbaues wollen wir uns nicht auf-
haltcu; es gcnüge die Bemcrkung, daß derselbe eineu durchaus würdigen
Lindruck macht nnd trcfflich beleuchtct ist. Die lltltte dcr weiträumigen,
einschiffigen halle wird von dcmLrzherzogLeopold-Brunuen eingenommen,
eincni wirkungsvollen Straßenlchmuck, an welchem die schon 1626 von
Laspar Lraß modellirten uud von Reinhardt in Bronze gegossenen
Figuren eudlich eine — wenn auch vielleicht nicht in jeder Beziehung
cutsprechende — verwcrthung gefunden haben; eiue Zuschrift nennt
nicht uur die ebeilgenanntcn alten Meister, sondern anch — was Nach-
ahinung finden möge — auch die der Gegenwart: Ioh. Deininger
nnd ch. Fnß als die Antoreu des Lutwurfs, Ios. Liuser als der
Verfertiger der Steiiiinetzarbeitcn aus weißgrauem Arasthalcr Marmor.
— Die üblich gewordcne historische Abthcilung der modernen Ausstellungen
beschränkt sich hicr z. I. noch (links vom Bruiinen) anf einige Stücko
von rein geschichtlichem Intcresse, unter denen eigentlich nur einige
Schützenketten künstlerischen lverth besjtzen; ganz andcrs wird diese
Abtheiluug, zu welchcr auch cinige geschmiedete Grabkrenze und ge«
schnitztc Aibcitc» aus Aitzbüchel gehören, dereinst wcrdcu, weuu ein-
mal die prächtigen z. Th. bis in die Aarolingcr Zeit zurückreicheudcn
Stückc dcs Brixener Domschatzes, die Gobclins von Trieut u. A.
aufgcstcllt sein werden.
Im Uebrigen kaun inau die Ausstellung in zwei große chaupt-
gruppen trennen, dcreu cine die gewerblicheu Fachschulen umfaßt,
währeud die audrc die ans selbststäudigcr gewerblicher Thätigkeit
hervorgehenden Früchte dieser Schulen vorführt: daß beide Abiheiluiigen
sich nicht streng scheiden lasscn, ist selbsiverständlich und zeigt jedcnfalls,
daß Schule und praxis in enger Fühlung miteinandcr stehen. Bei
bciden finden sich nicht alleiu dic Spezialitäteu der Laudes — Stcin-
industrie, Filigraiischmucksachen, Spigeu, kirchliche Uuiist — vertreteu,
sondern anch sehr häufig cineIahrhunderte alteTradition oder weuigsteiis
ein cngcr Anschluß an alte einheiinische Technikcn und Stilweiscn,
nainciillich bcim Mobiliar. Bcispiclsweise trifft man zahlreiche
gothische Möbel, mit flachgeschnitzten, oft auch bemalten Brnament-
friesen versehen; so brachte Tißner-Meran ein Buffet mit lvasch-
kästchcu aus hellcm lholz, Ioh. Vieider-Bozen cinc Bettstatt, Ioh.
Rafreider-Biixcu mchrcre Speiseziiumcrmöbcl u. s. rv. — lanter
Stückc, dic den Lharakter der spätgothischeu Nöbel Tirol's treu wieder-
spiegeln. Ebenso häufig findcii sich Intarsia und cholzbrand — theils
einfarbig, theils bunt bcmalt. Liue cigenthüiuliche Intarsia-Nach-
ahmung brachte I. Largajoli-chall an einem Tisch zur Anwendung:
die Vruamente, im Lharakter der Flötner'schen Stichc, fiud auf duukcl
gebeizten Grnnd gemalt, währeud die brcitcn tlmrisse ziemlich tief
eingcschnitten sind; biedurch wird dcr weiße Aern dcs cholzcs bloß
gelegt und dic Umrisse sclbst wirken als breite weiße Linien. Auch
Anschlüsse an die Stilweise des späteren 16. uud dcs 17. Iahrhundcrts
fehlen nicht; eiue sehr ausprecheude lVandvertäfclung (Renaissanec) in
gutcn verhältnissen stellt P. Aufschnaitter-St. Iohann in Tirol
ans, wobei dafür Sorge getragen ist, daß die aufeiiianderpassenden
Schnittstächen dcs astreichen Lärchenholzes bei deu Fülliingen symmetrisch
gcstellt sind. Liner kiiilstvollen Drcchslerarbeit i,n Stil des 1?. Iahr-
hunderts bcgegnet mau bei dem von Ioh. vieider-Bozen gebrachten
chimmelbett; dem Lharakter italienischer Rcnaissance, mit sehr zierlichcn,
aber in ihrer vielseitigkeit auf den hellem Grund etwas unruhig
wirkenden Intarsien nähcrt sich cin Buffct von Mich. Aonzert-
Innsbruck; alles Lob verdient iudcsscn des gleichen Meisters Damc»-
schreibtisch in französischer Renaissance. — Line größere Gruppc, z.
Th. auch modcrucr Nöbel findet sich unter dem gemeiusamen Nainen
Tischler-Produktiv- Genossenschaft-Iunsbruck; ganz iu nio-
derucm Fahrwasscr — aber nicht etwa iu schlimmem Siiine — segeln
Ioh. Marsouer- und Gottfr. Perathoner-Bozen, welche nach
Lntwurf vou chans Larch ciue große Salon-Linrichtung von vor-
nehmster lvirkuug gebracht habeu: schwarzes cholz mit sehr fein
wirkenden AIuminiiim-Iiitarsien; nur die Farben der jdolsteruiigen
und auderer Textilien — graugrüu, rosa und blau — tragen Spuren
vom Iiaut-Aoüt des üu äe siecle au sich.
I