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Verkündigungsblatt des Verbandes Deutscher Kunstgewerbevereine — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.7985#0066
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6^ -4-

der trefflichsten plastischcn Werke der Ausstellung, dic Gruppe von
kleinen Terracottafiguren, welche zu einer Kreuzschleppuug Thristi gc-
hört, ist zugleich eines der ältesten, denn es stamint aus dem Eude des
>-j. Iahrhundcrts. Eiue eigene Abtheilung wurde deu Mcrkcn Aiemen-
schneiders und sciner Schule zugewiescn. Drei überlebensgroße Figuren,
die als Hauptwerke des Neisters bezcichnet werden können, neben einer
ganzen Anzahl trefflicher kleinerer Arbeiteu und eiucr ganzen Reihe
von Reliefs und 5tatuen seiner Lchule werden sich nicht so leicht in
gutcr Beleuchtung ties und bcquem zuin Studium anfgestellt bei-
sammen finden. Alles, was nicht speziell in Riemcnschneider's Bereich,
doch in seine Zeit gehört, wurde in der Sepultur untergebracht. Außer
dem Frankenstein'schen Altar, der etwas früher, etwa um ent-
standen, sei noch hervorgehoben dcr Altar vou Bibra, ein reizendes ksaus-
altärchen von Mergentheim, zwei Reliefs nach Dürer'schcn lsolzschnitten
und die fein empfundenc Gruppe der Mutter Anna. Die plastik des
Z7. Iahrhunderts ist vorzugsweise durch ein Abcndmahl, jene des
Z8. Iahrhunderts durch viele Werke von Auvera, Wagner, Witz u. a.
vertreten.

Zum Schlusse sei noch in aller Allrze auf die Sammlung von
Gemälden, Rupfcrsticheu, Büchern und Urkunden in künstlcrischer Aus-
stattung hingewiesen. Die Gemälde sind thcils im Itrcuzgange und
in der Sepulturkapellc, thcils in eiiiem eigenen Gemäldesaale ausgehängt.
Linen hcrvorragendeu Schmuck der Ausstellung bilden die Gcmälde
frcmder Akeister, unier welchen eine herrliche Landsciiaft von Iak.
Ruysdael, ein Mädchenkopf aus dcm Atelier dcs großcu Peter P. Rubens
und ein Brustbild von Dan Dz>ck obenan stehen. Außcr ihncn sind
Lionardo da vinri, Torreggio, Piazetta und Ticpolo zu ncnnen. Die
einheimischen Akeister (Nik. Treu, Urlaub, Tischbein, Fesel) sind vor--
zugsweise durch viele gute Porträts vertrcteu. Ganz vortrefflich ist
iusbcsondere ein Porträt des Malcrs Jan Zick, das angcblich von
Rafael Ulcngs stammen soll. von den großen dentschen Ukeistern finden
wir Lrauach, Grünewald, lvohlgcmuth, Zeitbloom und anderc.

Dieser rasche Gang durch die Ausstcllung konnte nur eincn gauz
allgemeinen Ucbcrblick über die vorhandenen Isunstschätzc gebcn. lvas
aber hier gesagt ist, dürfte wohl manchen Lescr zu einem Bcsuche der
schönen Ulainftadt Würzburg und der Ausstellung bestimiueu.

Wettbewerbungen.

preisausschreiben der industriellen Gcsellschaft vou Müblhauseu.
Die industrielle Gesellschaft von lNllhlhausen erläßt gegenwärtig für
das kommende Iahr mit der Liefersrist vom zq. Februar >8y-j eiue
sehr große Zahl von jdreisausschreiben, unter dencn cinige, die das
Runstgewerbe berühren, hier kurz erwähnt sein mögcn. Tine Thren-
medaille wird ausgesetzt für eiiic neue Aeugdru ckm a sch ine, welche
miudestens acht Farben zugleich aufdrnckt und bei größcrer Schärfe
und Reinheit der lNuster ebcnso vollkommen arbeitet, wic eiue Druck-
maschine mit hohl gravirten Walzen; daneben wird eine Silbermedaille
sür eine verbessernng der Walzeiigravirnng zngesagt. Gewünscht
werden ferner eine Geschichte der lNuster im Ieugedruck, eine Unter-
suchung llber die beste Unterrichtsmcthode im Zcichnen, vorschläge
für eiue praktische und einsache Vergrößerung industrieller Aeichnungen
u. s. w. Die ksauptprcise von je qooo lNk., die zu Ehren der Groß-
industriellen Lmil und Daniel Dollfus gestiftet wurden, gelangen fllr
solche Aufgaben zur vertheilung, dic speziell der Industrie des Llsaß
von Nutzen sind. Das verzeichniß aller preisc und lNedaillen für
deren Zahl über zso beträgt, kann durch Iedermann von dem
Sekretariat der industriellen Gesellschaft in Mühlhausen abverlaugt
werdcn. —II —

Ivettbewerbungs-Aalender.

1892

Betreff

Drt

der Linsenduug

Beiblatt

27. Sext.

Thon- und Glaswaaren

Loburq

Z89S. s. 5s

t- Mkt.

Ukcisterbrief

Berlin

(8SZ.S.

t- Nov.

Iunungsbanner

Berlin

>8SZ.S.5j

l- Dez.

Bogenlichtcandelaber

Berlin

>8Y2.S.5>

j».ä-b.;8S-j

Aeugdruckherstellung

Nkühlhauseni/Lts.

>8YZ.S.6-j

j.gan. Z8g5

Keramik Großgriechenlauds

Ncaxel

I8S2.S. >Y

Kunstgewerbliche Tagesfragen.

Lrport kunstgewcrblicher Lrzcugnisse nach Amcrika. welche
Aussichtcu bieten sich in den vcreinigten Staaten Nordamerikas fllr den
Export von kunstgewerblichen Lrzeugnissen? Der kürzlich erschienene
Iahresbericht des österreichisch-ungarischen General-Aonsulates in New-
kjork befaßt sich in eiugeheiider lveise mit dcr Lagc und den Aussichten
des Lxportes an Lrzcugnissen der Aunstgewerbe aus Vesterreich-
Ungarn nach den vereinigten Staaten. Wir entnehmen diesbezüg-
lich dcm erwähutcn Berichte im Folgenden auszugsweise einige Aus-
führungen, wclchc auch an diescr Stelle intercssiren diirften, zumal
darin sehr beachtenswerthe Winke für das deutsche Aunstgewerbe
enthalten siud. Was das Runstgeivcrbe im allerweitesten Sinue bctrifft.
so ist bei der Geschäftsabwicklung und dcm Bestrcben dcr amerikanischen
Industrie, möglichst schnell und xraktikabel umzusetzen, für eine ver-
tiefung des a m er i k a n i sch e n A u n st g cw er b e s kein Anlaß, so-
zusagcn keiue Zeit gewesen. Die vorschläge nud jdrojekte, welche sich
diesfalls au die Lhicagoer weltausstellung kniipfen und bisher eine
feste Form nicht angenommen haben, dürften zum größeren Theil aus
dem Gruude nicht zur Ausführuug kommen köunen, weil für diese ge-
werbliche Bethätigung der außerordentlich hohe Arbeitslohn eineii un-
erschwinglichen verkaufspreis bcdiugt und die auf allcu Gebieteu sich
geltcnd machende Uiiabhängigkeit richtige Stileinhcit nicht aufkommen
uud hervorragende ausländischc Mustcr willkürlich verändern läßt, trotz-
dem der verknögliche Amerikaner, der wichtigste Abnehmer dieser Artikel,
bci dcm Linkaufe in Luropa mitunter crlesencn Geschmack bekuudet.
Aus diescm Gruiide kaben Frankreich, Lngland und Gester-
reich für ihre kuiistgewerblichen A u sst e llu n ge n in Lhicago
die größten Anstreugungen gcmacht, und anch Deutschland hat,
dem allgemeiiien, großartigcn Aufbau seiner Ausstelluiig entsprechend,
seine kuustgewerblicheii Areise für Lhicago zu interessireu gewußt.

Den Ieitraum von siebzehn Iahren seit der jdhiladelphiaer Aus-
stellung, bci welcher das deutsche jdrodukt als jedcs cdleren Geschmackes
bar bezeichuct wurde, hat ebcn Deutschland nicht uiibenützt vorübergehen
lasseu, uud wenn es noch nicht auf der ksöhe des österrcichischen und
französischen Gcschmackes (? D. Red.) und uoch uicht bci der Solidität der
englischen Aiinstindustrie augelangt ist, so mag dies seinen Grund da
rin haben, daß das verjüngte, sich mächtig industriell entwickelnde
Deutsche Reich auch für derlei Bemühuiigen keine Aeit hatte. Bei dem
nnaufhaltsamen vorwärtscilcn Deutschlauds und dcr kräftigen Fcstig
ung des dcutscheu Zmportes gerade in Amerika macht der österreichisch-
nngarische Uonsul scine Laudsleute auf die immer stärker und gefähr-
licher werdende Aonkurrenz Deutschlands ausmerksam.

Die deutsche Aonkurrenz scheint dem österreichischcn Aunstgewcrbe
verhältnißmäßig am wenigsten gefährlich auf dem Gebiet dcr jdor-
zellan- und Glaswaaren. Zwar haben die Berliuer Porzellan-
Manufaktur und ci»e Auzahl von Llsäßer keramischen Firmen, dann
die seit altersher bekannten großen schlcsischen Glashüttcn in der ver-
edlung dcs Gcscbmackes das Rlöglichste geleistet; im Allgemeinen darf
jcdoch wedcr die deutschc Glasiudustric, uoch weniger die jdorzcllan-
induftrie kNittcldcntschlauds, in künstlerischcr Bcziehung einen besondcren
Rang in Anspruch uehmen. Bezüglich des Porzellaus ist dasselbe in
Vesterreich der Fall. Der Maiigcl an Fortschritt in dieser alteingelcbten
Industric ist höchst auffallend uud bei dem ausgczcichneten Matcrial,
das den österreichischen jdorzcllaiifabrikanteu zur verfügung stcht, ge-
radezn tadelnswerth. Dic lobcnswerthcn Lcmllhungcn bsaidaer Indu-
strieller für die bscbuug dcr jdorzellaniudnstrie durch jdflcge sorgfältiger
Reiuhcit und stilgerechter solidcr Malerei treteu der Guantität uach
vollstäudig in den kjintergrund.

Lin weit erfrculicheres Bild bictet der bsandel mit raffinirtem
kjohlglas aus Böhmeu nach der Union. Zwar hat man sich bei
Nkassenwaarc immer uoch uicht au eine bcssere, edlere Behandlung der
Glasfüße und Gestelle, an eine absolute Reinheit des Schliffes gc-
wöhnen kö.uneu, und dies ist um so bcdauerlicher, als das französische
jdrodukt sowohl als die imuier mehr an vollkommei'.heit gewinnendcn
inländischen (amerikanischen) Arystallglasprodukte Preise erzielen, wclche
in's Luorme gehcn und eine größere Bemühung der österreichischen
Glasfabrikanten, ihre Artikcl in ebensolcher vollkommenheit herzn-
stellen, vollauf rechtfcrtigen uud lohnen würden; aber in farbigem
Glase, insbesoudere in der Technik des Ueberfangens uud Ausschleifens,
in gewissen vergoldungen, auch in der Festhaltung edler, dem alten
böhmischcu und italienischen Glase uachgeahmter, geschickt modcrnisirtcr
 
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