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Formen ist das böhmische Glas hcute noch nnd wohl auch auf eine
Reihe von Iahren hinaus uncrreicht. Dic Einwirkungen der tsaidaer
und Gablonzer Fachschulcn machen sich in diesem Artikel besondcrs
geltend; freilich ist die strcnge Stilreinheit, die aus den vorbildcrn
jener Schulen entspringt, fiir deri wenig nach Stilstrenge fragcnden
Markt in den vereinigtcn Staatcn uicht immer angebracht. Die Glas.
industric Vesterreichs wird in Lhicago vollständig vertreten sein, vom
cdelstcn kunstgewcrblichen Lrzeugnisse abwärts bis zu der billigsten
Tafelwaare nnd es kommt nur auf die Anwesenheit möglichst vieler
Fabrikchefs an, um die französische und in gewisscn Artikeln die
deutsche Aonkurreuz mehr und mehr zurückzudrängen, sowie das
Bedürfniß eines Marktes kennen zu leruen, der, wie kein zwcitcr,
fnr solide Fabrikate zugänglich und gewinnbringend ist.
In feinen Lederwaaren und Bronzen, dcr eigent-
lichen Stärke des wiener Kunstgewerbes, war das Bedürfniß nach
einer maßgebenden Dorführung des Bestcu dicser Branche schon
lange vorhande». Die iciche Ausstellung unsercr lcitenden Luxus-
und Galantcricwaarenerzeuger wird seitens dcr am Aunstgewcrbe
betheiligten Arcise Nordamerikas mit vielem Interesse begrüßt.
Jn Betrcff schmiedeeisener Maaren wird in den
Deieinigtcn Staaren heute bercits Anerkcnnenswerthcs in dcr
Bearbcitung französischer Muftcr geleistet, und darf die bezüg-
liche Nachahmung ausnahmsweise als eiue glückliche bezeichnet
werden. Dic Preise des inländischen Fabrikates sind zwar wesent-
lich höhcr als jene der iinportirten Waaren zuzüglich des Aollcs;
jedoch wird auch in diesem Artikcl, wie in so vielen audcren-
für die heimische Produktion crfolgreich Proxaganda ge-
macht, und eine große Aollektivausstcllung von schiniedccisenen
Waaren in Lhi-
cago wird zweifel-
los den inländ-
ischen Markt zu
gewinnen wissen,
wofern nicht das
immer noch vor-
nehmere Muster
der ausländischen
tVaare den Sieg
davon trägt.
jjfn Gold- und
Silb erwaaren
läßt sich das letztere
nicht erwarten. —
Seit der Pariser
Ausstellung im
Iahre ,8S7 ist es
auf der ganzen
welt bekannt, mit
welcher außer-
ordentlichen Fer-
tiakeit und Genialität das welthaus Tiffany und nach ihm mit mehr
odcr weniger Glück eine große Anzahl von Ldclschmiedfirmen dieses
Landes fremde Muster zu bearbeitcn verstehcn und wie sie insbesondere
altjapanische, chinesische und indische vorbilder in einer nicht iminer styl-
gercäiten, aber beliebten Modernisirung mit allen, selbst den schwierig-
sten und minntiösesten Mitteln der gewerblichen Technik zu verwerthen
wußten. Die besondere Solidität des metallischen Materiales, welche jenen
ersten Firmen nachgerühmt werden kann, komint jener der englischen
gleich, von welcher Llkington L Lo. noch heute einen bedeutendcn
Markt nach der Union unterhalten, jedoch größtentheils bloß Muster
abgeben; letzterc Firma, im vereine mit einer Anzahl englischer
großcr ksäuser, macht die größten Anstrengungen für Lhicago, und
aus Frankreich wird cine Gold- und Silberschmiede-Ausstellung mit
über ;oo Theilnehmern erwartet. Auch Deutschland ist in diesem
^ache gnt vcrtrcten, und insbesondere wird Rußland in Lmail-
waaren und Geschmeide nach alten lussischen und orientalischen Mustern
excelliren. Gegen solche vorbereitungen werden die wcnigen öster-
reichischen Firmcii, obschon Namen von bestem Klange daruntcr sind,
wohl vollständig in den ksintergrund tretcn.
Die verbilligung des Silbers hat wcsentlich zur Hebung der
Silbcrindustrie bcigetragen und jene in platirter waare erheblich zurück-
gcdrängt. I« letzterem Artikel halten Sachverständige noch imnier an
der Ansicht fest, daß trotz dcr sorgfältigen Ausführung des amerikanischen
produktcs das europäische Fabrikat demselben weit überlegen sci.
läaben sich in dieser Gruxpe die orieiitalischen vorbilder auch
jetzt noch, trotz der außerordentlichen verändernng, welchc die Adop-
tirung der Rokoko-Mode in der gesammtcii Goldschmicdekunst vcrur-
sacht, zu erhalten gewußt, so muß gesagt werden, daß das Uebergewicht
der japanischen Uunstliidustrie in Bronzen, Stickereien, feinen ^olz-
und Llfenbcinwaaren in den letzten Iahren an Bedeutung eingcbüßt
hat. Man hat sich den thenrercn Bronzen und dem polychromirten
Fabrikate im modcrnen Style wieder zugewandt, und xrofitirt in
ersterer Beziehung insbesondcre Rußland mit minutiös und
fein ausgeführten Bronzegruxpen, d!e in den vereinigten Staaten,
obwohl zu enormen preisen, jedoch flott abgehen; — in letzterer
Beziehung beherrscht Besterreich vollständig dcn Markt.
In feinen L m ail w a a r en wird im Lande selbst auf Grund
französischer Muster nicht llncrhebliches geleistet, jedoch vcrmag
sich das inländische Prodnkt bei weitcm nicht auf die künstlerische
lsöhe des französischen und englischen, in einzelnen Grupxen auch
dcs östcrreichischen, zu erheben. Sowcit bishcr vorauszusehen,
werdcn in dieser Gruppe Frankreich und Lngland die erste Rolle
spielen. Dic Silberschiniedekunst der verciiilgten Staaten jedoch
rüstet sich gleichfalls zu einer kräftigen und anch künstlerisch be-
deutenden Theilnahnie, der nur der eine Umstand entgegensteht,
daß man sich in deu letzten Iahren von den mit großcm Lrsolge
benützten indischen, japanischcn und chinesischen Mustern ab-
und mchr dem europäischcn Genre zugewandt hat, dessen künst-
lerische Feinheiten in dcr Union nicht vollständig jenem ver-
ständiiisse begegneten, durch welches die Nachahmung der orien-
talischen Muster
seinerzeit so allge-
incin und gewiun-
bringend gewor-
den ist. In Stick-
ercien sind bc-
reitseinigeMuster
von der letzten
internationalen
Ansstellung inpa-
ris bekaiint gcwor-
den, und cs wird
erwartct, daß ein
großer Theil der
dortigcn Ausstell-
iingsobjekteinLhi-
cagowiedererschei-
nen wird. Die
Aunststickerei fin-
det in der Uiiion ein
großes uiid dank-
bares Tcrrain.
In Llfenbein- und Schildkrotwaaren hat neben Iapan
nnd Frankrcich, in erstercn Artikcln auch ncbeii den übrigen orien-
talischen Ländern, Vcsterreich eine ehrcnvolle Stellung behauptet, be-
ziehungsweise errungen.
In Bezug auf Möbel leistet die amerikanische Industrie für
den inländischen Bedarf nachgerade vollkommenes, nnd die besondcre
Dauerhaftigkeit und geschickte Behandlung der lsölzer wiegt nicht
wegzuleiignende Fehler in der Tapezierung und dcr Wahl der Stoffe
vollständig auf. Die vorliebe für alte Möbel, die von Luropa aus-
gegangen ist und in Nordamerika nur in ciner aiideren Arl zur ver-
werthung gelangt, indem nämlich dic kostbarstcn vorbilder in hundert-
fachen Nachahmungen von bessercr oder schlechtcrer Vualität dort
verbreitet wurden, haben dcr nordaiiierikanischen Indnstrie in Bezug
auf die Stylrichtung gcuützt, derselben jedoch den Lharakter der Lin-
tönigkeit und der ermüdeuden Wiederholung nicht zu benehmcn ver-
mocht. Die Linrichtuug der amerikanischeu lsäuser, welchc für Kästeu
nud Truhen zuineist weder gcnügenden platz, noch die entsprechende
verwendung zuläßt, ist der Linfuhr solcher Artikel, in denen Luropa
noch immer obenan steht, entgegen. In Luxusmöbeln und „Ddds" kommt
der geringe Bedarf zumeist aus Frankreich und Lngland; in billigeren
Vualitäten ist D e u tsch l a n d in letzter Zeit auf dem Markte erschiencir,
jedoch wie es scheint, nicht mit besonders lukrativen Lrgebnissen. —y.
Salz- und Pfeffer-Gefäß.
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Formen ist das böhmische Glas hcute noch nnd wohl auch auf eine
Reihe von Iahren hinaus uncrreicht. Dic Einwirkungen der tsaidaer
und Gablonzer Fachschulcn machen sich in diesem Artikel besondcrs
geltend; freilich ist die strcnge Stilreinheit, die aus den vorbildcrn
jener Schulen entspringt, fiir deri wenig nach Stilstrenge fragcnden
Markt in den vereinigtcn Staatcn uicht immer angebracht. Die Glas.
industric Vesterreichs wird in Lhicago vollständig vertreten sein, vom
cdelstcn kunstgewcrblichen Lrzeugnisse abwärts bis zu der billigsten
Tafelwaare nnd es kommt nur auf die Anwesenheit möglichst vieler
Fabrikchefs an, um die französische und in gewisscn Artikeln die
deutsche Aonkurreuz mehr und mehr zurückzudrängen, sowie das
Bedürfniß eines Marktes kennen zu leruen, der, wie kein zwcitcr,
fnr solide Fabrikate zugänglich und gewinnbringend ist.
In feinen Lederwaaren und Bronzen, dcr eigent-
lichen Stärke des wiener Kunstgewerbes, war das Bedürfniß nach
einer maßgebenden Dorführung des Bestcu dicser Branche schon
lange vorhande». Die iciche Ausstellung unsercr lcitenden Luxus-
und Galantcricwaarenerzeuger wird seitens dcr am Aunstgewcrbe
betheiligten Arcise Nordamerikas mit vielem Interesse begrüßt.
Jn Betrcff schmiedeeisener Maaren wird in den
Deieinigtcn Staaren heute bercits Anerkcnnenswerthcs in dcr
Bearbcitung französischer Muftcr geleistet, und darf die bezüg-
liche Nachahmung ausnahmsweise als eiue glückliche bezeichnet
werden. Dic Preise des inländischen Fabrikates sind zwar wesent-
lich höhcr als jene der iinportirten Waaren zuzüglich des Aollcs;
jedoch wird auch in diesem Artikcl, wie in so vielen audcren-
für die heimische Produktion crfolgreich Proxaganda ge-
macht, und eine große Aollektivausstcllung von schiniedccisenen
Waaren in Lhi-
cago wird zweifel-
los den inländ-
ischen Markt zu
gewinnen wissen,
wofern nicht das
immer noch vor-
nehmere Muster
der ausländischen
tVaare den Sieg
davon trägt.
jjfn Gold- und
Silb erwaaren
läßt sich das letztere
nicht erwarten. —
Seit der Pariser
Ausstellung im
Iahre ,8S7 ist es
auf der ganzen
welt bekannt, mit
welcher außer-
ordentlichen Fer-
tiakeit und Genialität das welthaus Tiffany und nach ihm mit mehr
odcr weniger Glück eine große Anzahl von Ldclschmiedfirmen dieses
Landes fremde Muster zu bearbeitcn verstehcn und wie sie insbesondere
altjapanische, chinesische und indische vorbilder in einer nicht iminer styl-
gercäiten, aber beliebten Modernisirung mit allen, selbst den schwierig-
sten und minntiösesten Mitteln der gewerblichen Technik zu verwerthen
wußten. Die besondere Solidität des metallischen Materiales, welche jenen
ersten Firmen nachgerühmt werden kann, komint jener der englischen
gleich, von welcher Llkington L Lo. noch heute einen bedeutendcn
Markt nach der Union unterhalten, jedoch größtentheils bloß Muster
abgeben; letzterc Firma, im vereine mit einer Anzahl englischer
großcr ksäuser, macht die größten Anstrengungen für Lhicago, und
aus Frankreich wird cine Gold- und Silberschmiede-Ausstellung mit
über ;oo Theilnehmern erwartet. Auch Deutschland ist in diesem
^ache gnt vcrtrcten, und insbesondere wird Rußland in Lmail-
waaren und Geschmeide nach alten lussischen und orientalischen Mustern
excelliren. Gegen solche vorbereitungen werden die wcnigen öster-
reichischen Firmcii, obschon Namen von bestem Klange daruntcr sind,
wohl vollständig in den ksintergrund tretcn.
Die verbilligung des Silbers hat wcsentlich zur Hebung der
Silbcrindustrie bcigetragen und jene in platirter waare erheblich zurück-
gcdrängt. I« letzterem Artikel halten Sachverständige noch imnier an
der Ansicht fest, daß trotz dcr sorgfältigen Ausführung des amerikanischen
produktcs das europäische Fabrikat demselben weit überlegen sci.
läaben sich in dieser Gruxpe die orieiitalischen vorbilder auch
jetzt noch, trotz der außerordentlichen verändernng, welchc die Adop-
tirung der Rokoko-Mode in der gesammtcii Goldschmicdekunst vcrur-
sacht, zu erhalten gewußt, so muß gesagt werden, daß das Uebergewicht
der japanischen Uunstliidustrie in Bronzen, Stickereien, feinen ^olz-
und Llfenbcinwaaren in den letzten Iahren an Bedeutung eingcbüßt
hat. Man hat sich den thenrercn Bronzen und dem polychromirten
Fabrikate im modcrnen Style wieder zugewandt, und xrofitirt in
ersterer Beziehung insbesondcre Rußland mit minutiös und
fein ausgeführten Bronzegruxpen, d!e in den vereinigten Staaten,
obwohl zu enormen preisen, jedoch flott abgehen; — in letzterer
Beziehung beherrscht Besterreich vollständig dcn Markt.
In feinen L m ail w a a r en wird im Lande selbst auf Grund
französischer Muster nicht llncrhebliches geleistet, jedoch vcrmag
sich das inländische Prodnkt bei weitcm nicht auf die künstlerische
lsöhe des französischen und englischen, in einzelnen Grupxen auch
dcs östcrreichischen, zu erheben. Sowcit bishcr vorauszusehen,
werdcn in dieser Gruppe Frankreich und Lngland die erste Rolle
spielen. Dic Silberschiniedekunst der verciiilgten Staaten jedoch
rüstet sich gleichfalls zu einer kräftigen und anch künstlerisch be-
deutenden Theilnahnie, der nur der eine Umstand entgegensteht,
daß man sich in deu letzten Iahren von den mit großcm Lrsolge
benützten indischen, japanischcn und chinesischen Mustern ab-
und mchr dem europäischcn Genre zugewandt hat, dessen künst-
lerische Feinheiten in dcr Union nicht vollständig jenem ver-
ständiiisse begegneten, durch welches die Nachahmung der orien-
talischen Muster
seinerzeit so allge-
incin und gewiun-
bringend gewor-
den ist. In Stick-
ercien sind bc-
reitseinigeMuster
von der letzten
internationalen
Ansstellung inpa-
ris bekaiint gcwor-
den, und cs wird
erwartct, daß ein
großer Theil der
dortigcn Ausstell-
iingsobjekteinLhi-
cagowiedererschei-
nen wird. Die
Aunststickerei fin-
det in der Uiiion ein
großes uiid dank-
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In Llfenbein- und Schildkrotwaaren hat neben Iapan
nnd Frankrcich, in erstercn Artikcln auch ncbeii den übrigen orien-
talischen Ländern, Vcsterreich eine ehrcnvolle Stellung behauptet, be-
ziehungsweise errungen.
In Bezug auf Möbel leistet die amerikanische Industrie für
den inländischen Bedarf nachgerade vollkommenes, nnd die besondcre
Dauerhaftigkeit und geschickte Behandlung der lsölzer wiegt nicht
wegzuleiignende Fehler in der Tapezierung und dcr Wahl der Stoffe
vollständig auf. Die vorliebe für alte Möbel, die von Luropa aus-
gegangen ist und in Nordamerika nur in ciner aiideren Arl zur ver-
werthung gelangt, indem nämlich dic kostbarstcn vorbilder in hundert-
fachen Nachahmungen von bessercr oder schlechtcrer Vualität dort
verbreitet wurden, haben dcr nordaiiierikanischen Indnstrie in Bezug
auf die Stylrichtung gcuützt, derselben jedoch den Lharakter der Lin-
tönigkeit und der ermüdeuden Wiederholung nicht zu benehmcn ver-
mocht. Die Linrichtuug der amerikanischeu lsäuser, welchc für Kästeu
nud Truhen zuineist weder gcnügenden platz, noch die entsprechende
verwendung zuläßt, ist der Linfuhr solcher Artikel, in denen Luropa
noch immer obenan steht, entgegen. In Luxusmöbeln und „Ddds" kommt
der geringe Bedarf zumeist aus Frankreich und Lngland; in billigeren
Vualitäten ist D e u tsch l a n d in letzter Zeit auf dem Markte erschiencir,
jedoch wie es scheint, nicht mit besonders lukrativen Lrgebnissen. —y.
Salz- und Pfeffer-Gefäß.