Herzogs Karl Eugen) hielt in seiner Geschichte des Herzogtums Württemberg von den ältesten Zeiten
an (Tübingen 1757) S. 510 Funde in Zazenhausen, gemacht im Jahre 1717, für möglicherweise
alamannisch und widmet ebendaselbst S. 247 ff. je ein großes Kapitel den „freyen Alemanniern“
und den ,,Alemanniern unter der fränkischen Herrschaft“. S. 510 spricht er weiter von den an den
Straßen gelegenen Gräbern der Deutschen im allgemeinen und nennt als Beispiele dafür Gräber,
die 1757 zwischen Stuttgart und Berg in einer Sandgrube entdeckt worden seien. S. 492 berichtet
er von Gräbern, die man 1755 neben dem sogenannten Kiesweg in einer Sandgrube in Stuttgart
ausgegraben habe. Sattler macht die damals übliche Verachtung der alamannischen Barbaren
nicht mit, welche noch Männer, wie der Vater unserer Oberamtsbeschreibungen, der treffliche Cann-
statter Professor Memminger, weit ins 19. Jahrhundert hinein vertreten haben.
Gerade diese Oberamtsbeschreibungen, unsere ausgezeichneten Geschichtsquellen, welche 1824
mit dem Oberamt Reutlingen beginnen und 1885 mit Ellwangen abschließen, um dann 1893 mit der
zweiten Auflage zu beginnen, fangen an, unter den Altertümern die „deutschen“ zu notieren und
immer klarer von den vorrömischen zu scheiden.
Von der Mitte des 19. Jahrhunderts ab hat Württemberg, die Heimat des Germanisten und
Dichters Uhland, der auch über die Sueven und Alamannen geschrieben hat (s. Schriften zur Geschichte
der Dichtung und Sagen 8, 1873, 3 ff.), sich an der historischen und archäologischen Erforschung
der Völkerwanderungszeit wesentlich beteiligt. Chr. Fr. Stälin, Wirtembergische Geschichte 1,
1841, III. Abschnitt „Freie Alemannen von ihrer festen Niederlassung bis zur Unterwerfung des
ganzen Volkes unter die Franken 282—536“ nennt keine einzige archäologische Quelle; fast ebenso
auch die Württembergische Geschichte seines Sohnes P. Fr. Stälin 1,1, 1882 (S. 42—75). Das Er-
gebnis einer archäologischen Forschung und zwar gleich einer systematischen wurde zum erstenmal
vorgelegt in der Arbeit über die Oberflachter Gräber, der Beschreibung einer 1846 im Auftrag
des Württemberg. Altertumsvereins gemachten Ausgrabung. Am Schlüsse des Jahrhunderts stehen
die grundlegenden historischen Aufsätze Karl Wellers über die Ansiedlungsgeschichte des württem-
bergischen Franken rechts vom Neckar (Württ. Vierteljahreshefte f. Landesgeschichte 3, 1894)
und vor allem über die Besiedlung des Alamannenlandes (Württ. Vierteljahreshefte 7, 1898).
Eines der am frühesten in den Gesichtskreis der Forschung getretenen alamannischen Grab-
felder ist das bereits genannte bei Oberflacht OA. Tuttlingen. Dort wurden schon 1809 beim
Lettengraben Grabbeigaben und Eichbaumsärge und auch Holzgeräte beobachtet. Dies veranlaßte
alsdann den im Jahre 1843 gegründeten Württ. Geschichts- und Altertumsverein zum Eingreifen,
nachdem ihm im Jahre 1846 zwei Totenbäume von dort übersandt und geschenkt worden waren.
Er beauftragte den Topographen beim Statist. Landesamt, Hauptmann von Dürrich, und den
als vielseitigen Schriftsteller und Literarhistoriker bekannten Dr. Wolfang Menzel mit Ausgrabungen,
die im Sommer 1846 stattfanden und dann in einer für jene Zeit ausgezeichneten Arbeit, „Die Heiden-
gräber am Lupfen“ Stuttgart 1847 (dazu 4 Tafeln im 1. Band, 3. Heft der Jahreshefte des Württ.
Altertumsvereins) niedergelegt worden sind.
Der älteste unserer württembergischen Geschichts- und Altertumsvereine, der im Jahr 1831
gegründete Rottweiler, hatte bereits im ersten Jahr seines Bestehens sein Interesse einem ala-
mannischen Gräberfeld auf Markung Rottweil/Bühlingen zugewandt und in seinem 1. Jahresbericht
(abgedruckt in den Württ. Jahrbüchern für vaterländische Geschichte, Geographie, Statistik und
Topographie 1832 S. 417 ff.) das Ergebnis dieser Ausgrabungen auf dem Adlerberg samt 2 Tafeln
veröffentlicht. Es ist bezeichnend, daß die damals aus der Stimmung der Zeit heraus, aus der Be-
geisterung für das deutsche Mittelalter entstandenen Vereine gerade dem germanischen Altertum
und seiner archäologischen Erforschung ihre Arbeit gewidmet haben, so besonders der im Jahre
1841 entstandene Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben unter der zielbewußten
Leitung von Hassler, der Verein für Württembergisch Franken durch Ganzhorn. In der 1876 mit
dem Staatlichen Museum vereinigten Sammlung des Württ. Geschichts- und Altertumsvereins
war die Abteilung germanischer Altertümer die stärkste. Darunter waren vor allem die Oberflachter
Funde, dann solche aus Feuerbach, Hausen o. V., Nürtingen, Schwieberdingen, Waiblingen und
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an (Tübingen 1757) S. 510 Funde in Zazenhausen, gemacht im Jahre 1717, für möglicherweise
alamannisch und widmet ebendaselbst S. 247 ff. je ein großes Kapitel den „freyen Alemanniern“
und den ,,Alemanniern unter der fränkischen Herrschaft“. S. 510 spricht er weiter von den an den
Straßen gelegenen Gräbern der Deutschen im allgemeinen und nennt als Beispiele dafür Gräber,
die 1757 zwischen Stuttgart und Berg in einer Sandgrube entdeckt worden seien. S. 492 berichtet
er von Gräbern, die man 1755 neben dem sogenannten Kiesweg in einer Sandgrube in Stuttgart
ausgegraben habe. Sattler macht die damals übliche Verachtung der alamannischen Barbaren
nicht mit, welche noch Männer, wie der Vater unserer Oberamtsbeschreibungen, der treffliche Cann-
statter Professor Memminger, weit ins 19. Jahrhundert hinein vertreten haben.
Gerade diese Oberamtsbeschreibungen, unsere ausgezeichneten Geschichtsquellen, welche 1824
mit dem Oberamt Reutlingen beginnen und 1885 mit Ellwangen abschließen, um dann 1893 mit der
zweiten Auflage zu beginnen, fangen an, unter den Altertümern die „deutschen“ zu notieren und
immer klarer von den vorrömischen zu scheiden.
Von der Mitte des 19. Jahrhunderts ab hat Württemberg, die Heimat des Germanisten und
Dichters Uhland, der auch über die Sueven und Alamannen geschrieben hat (s. Schriften zur Geschichte
der Dichtung und Sagen 8, 1873, 3 ff.), sich an der historischen und archäologischen Erforschung
der Völkerwanderungszeit wesentlich beteiligt. Chr. Fr. Stälin, Wirtembergische Geschichte 1,
1841, III. Abschnitt „Freie Alemannen von ihrer festen Niederlassung bis zur Unterwerfung des
ganzen Volkes unter die Franken 282—536“ nennt keine einzige archäologische Quelle; fast ebenso
auch die Württembergische Geschichte seines Sohnes P. Fr. Stälin 1,1, 1882 (S. 42—75). Das Er-
gebnis einer archäologischen Forschung und zwar gleich einer systematischen wurde zum erstenmal
vorgelegt in der Arbeit über die Oberflachter Gräber, der Beschreibung einer 1846 im Auftrag
des Württemberg. Altertumsvereins gemachten Ausgrabung. Am Schlüsse des Jahrhunderts stehen
die grundlegenden historischen Aufsätze Karl Wellers über die Ansiedlungsgeschichte des württem-
bergischen Franken rechts vom Neckar (Württ. Vierteljahreshefte f. Landesgeschichte 3, 1894)
und vor allem über die Besiedlung des Alamannenlandes (Württ. Vierteljahreshefte 7, 1898).
Eines der am frühesten in den Gesichtskreis der Forschung getretenen alamannischen Grab-
felder ist das bereits genannte bei Oberflacht OA. Tuttlingen. Dort wurden schon 1809 beim
Lettengraben Grabbeigaben und Eichbaumsärge und auch Holzgeräte beobachtet. Dies veranlaßte
alsdann den im Jahre 1843 gegründeten Württ. Geschichts- und Altertumsverein zum Eingreifen,
nachdem ihm im Jahre 1846 zwei Totenbäume von dort übersandt und geschenkt worden waren.
Er beauftragte den Topographen beim Statist. Landesamt, Hauptmann von Dürrich, und den
als vielseitigen Schriftsteller und Literarhistoriker bekannten Dr. Wolfang Menzel mit Ausgrabungen,
die im Sommer 1846 stattfanden und dann in einer für jene Zeit ausgezeichneten Arbeit, „Die Heiden-
gräber am Lupfen“ Stuttgart 1847 (dazu 4 Tafeln im 1. Band, 3. Heft der Jahreshefte des Württ.
Altertumsvereins) niedergelegt worden sind.
Der älteste unserer württembergischen Geschichts- und Altertumsvereine, der im Jahr 1831
gegründete Rottweiler, hatte bereits im ersten Jahr seines Bestehens sein Interesse einem ala-
mannischen Gräberfeld auf Markung Rottweil/Bühlingen zugewandt und in seinem 1. Jahresbericht
(abgedruckt in den Württ. Jahrbüchern für vaterländische Geschichte, Geographie, Statistik und
Topographie 1832 S. 417 ff.) das Ergebnis dieser Ausgrabungen auf dem Adlerberg samt 2 Tafeln
veröffentlicht. Es ist bezeichnend, daß die damals aus der Stimmung der Zeit heraus, aus der Be-
geisterung für das deutsche Mittelalter entstandenen Vereine gerade dem germanischen Altertum
und seiner archäologischen Erforschung ihre Arbeit gewidmet haben, so besonders der im Jahre
1841 entstandene Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben unter der zielbewußten
Leitung von Hassler, der Verein für Württembergisch Franken durch Ganzhorn. In der 1876 mit
dem Staatlichen Museum vereinigten Sammlung des Württ. Geschichts- und Altertumsvereins
war die Abteilung germanischer Altertümer die stärkste. Darunter waren vor allem die Oberflachter
Funde, dann solche aus Feuerbach, Hausen o. V., Nürtingen, Schwieberdingen, Waiblingen und
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