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DIE AUS DEN GRÄBERN GEHOBENEN FUNDE.
Man kann darüber zweierlei Meinung sein, ob es zweckmäßiger ist, geschlossene Grabfunde
auch geschlossen im Bilde wiederzugeben, oder ob man die einzelnen Gegenstände eines solchen
Fundes getrennt auf den Tafeln und eingeordnet zu den entsprechenden anderen Stücken ihrer
Gattung veröffentlichen sollte. Wir haben uns zu dem letzteren Verfahren entschlossen, weil wir der
Meinung sind, daß man sich nur dann ein vollkommen klares Bild von der Entwicklung eines Typus
machen wird, wenn man das Material leicht miteinander vergleichen kann; man wird also sämt-
liche Fibeln, Schnallen, Riemenzungen usw. nebeneinander abgebildet finden.
Daneben geben wir einige für die Chronologie wichtige geschlossene Grabinventare noch ein-
mal in Umrißzeichnung und verweisen bei ihnen gleichzeitig auf die verschiedenen Tafeln, auf denen
die betreffenden Fundstücke im Lichtdruck wiedergegeben sind.
Kurz wird schon auf die Chronologie im beschreibenden Teil bei jeder einzelnen Fundgruppe
eingegangen werden, während ein späterer Teil dieses Abschnitts zusammenfassend über die Chrono-
logie der Reihengräberfriedhöfe handeln soll.
Die Holzgegenstände.
Wir stellen dieser Arbeit eine Gruppe von Funden voran, denen wegen ihrer Seltenheit eine
besondere Würdigung zukommt. Nirgends sind bisher auf südgermanischem Boden so viel Funde
aus vergänglichen Stoffen — Holzgegenstände, Gewebreste, Ledersachen — gemacht worden, wie in
Württemberg. Verschiedene Fundorte sind hier besonders zu nennen: Pfahlheim, Zöbingen und Ober-
flacht. Vor allem Oberflacht hat eine reiche Ausbeute geliefert.
Es muß einmal darauf eingegangen werden, warum sich gerade hier so viel Gegenstände
aus organischen Stoffen erhalten haben. Die Gräber liegen in feuchtem blauem Letten, teilweise an-
scheinend unter dem Grundwasserspiegel. Auf die gleichmäßige Feuchtigkeit und die dadurch be-
wirkte außerordentliche Dichtigkeit des umgebenden Erdreichs, welche die Gräber mit ihrem In-
halt fast ganz gegen atmosphärische Einflüsse abschloß und damit die Zersetzung wesentlich ver-
langsamte, ist es zurückzuführen, daß sich hier Dinge erhalten haben, die sonst fast überall ver-
gangen sind. Wie in Oberflacht müssen die Bodenverhältnisse auch in Zöbingen und Pfahlheim
liegen, wenn man auch hier noch nicht systematisch gegraben hat.
Die meisten der aus Oberflacht stammenden Funde wurden 1846 geborgen. Leider waren
damals die Konservierungsmethoden noch unvollkommen, so daß vieles, was damals noch unver-
sehrt dem Erdboden entnommen wurde, im Laufe der Zeit verfallen ist. Trotzdem besitzt die
Württ. Staatssammlung noch einen großen Teil höchst bedeutungsvoller Dinge. Der Friedhof von
Oberflacht ist noch nicht erschöpft. Auch in späterer Zeit sind immer wieder Grabstätten ange-
schnitten worden. Leider hat man nicht verhindern können, daß die reiche Ausbeute aus ihnen in
fremde Hände kam. So beklagenswert dies einerseits ist, so erfreulich ist es andererseits, daß wenig-
stens ein Teil dieser Funde in sicherer Hut ist, nämlich die im Museum für Völkerkunde in Berlin
und die im Besitze des Freiherrn von Ow-Wachendorf befindlichen. Dank dem freundlichen Ent-

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