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wandtschaft von alamannischer und thüringischer Keramik, aber der Nachweis müßte noch erbracht
werden, daß auch Chattisches im alamannischen Formenkreis weiterlebt.
Heute zeugt noch eine römische Inschrift, einst gesetzt dem Kaiser Caracalla und seiner Mutter
Julia Domna ob victoriam germanicam, also wegen seines Sieges über die Germanen — die Ala-
mannen — von diesem Erfolge der römischen Waffen. Sie war ehedem eingemauert an der Kirche
zu Meimsheim und befindet sich jetzt im Stuttgarter Lapidarium 175). Nach diesem Mißerfolg
hielten die Alamannen eine zeitlang Ruhe. Aber im Jahre 233 lebten ihre Angriffe auf das römische
Grenzland wohl unter dem Druck nachrückender Germanen und verstärkt durch neuen Zuzug
aus der alten Heimat wieder auf.
Sie hatten sich die gespannte Lage des römischen Reiches zunutze gemacht, dem im Orient in
den Persern ein neuer Feind erstanden war. Zunächst war ihnen das Glück hold. Am rätischen Limes
überrannten sie die auf heute bayrischem Boden links der Donau liegenden Kastelle. Die Münz-
funde aus diesen brechen mit 233, also dem Jahr des Einfalls ab 176). Wir wissen, daß z. B. um das
Kastell Pfünz ein heftiger Kampf getobt hat. Die Wachen des Südtors wurden anscheinend von
den Alamannen überrascht. Ihre Schilde, welche bei der Ausgrabung durch Winkelmann noch
neben der Tür des Wachtraums lehnten, konnten sie nicht mehr ergreifen. Im Südostturm fand
man die Skelette der erschlagenen Posten. Ebenso lagen im Prätorium und in anderen Türmen die
Reste von Gefallenen überdeckt von dem Schutt der in Flammen aufgegangenen Baulichkeiten.
Auch das Lagerdorf ist durch Brand zerstört177). Ähnlich zeigen die anderen Kastelle Spuren ge-
waltsamer Zerstörung. Es scheint, daß das Gebiet nördlich der Donau damals von den Römern
aufgegeben wurde. Einzig im Kastell Weißenburg hob man einen Münzschatz von 30 Stücken,
die bis 253 hinuntergehen. Fabricius nimmt an, daß Weißenburg bis kurz nach 253 in römischem
Besitz blieb 178). Demgegenüber macht Winkelmann darauf aufmerksam, daß man auch im Kastell
Weißenburg keine Spuren einer späteren Wiederherstellung gefunden habe. Der Münzschatz sei
auch nicht unter einem zerstörten Bauwerk gefunden worden, sondern auf der Straße. Er glaubt
daher, er sei später in den Trümmern versteckt und vergessen worden. Darin stimme ich mit ihm
überein, daß es von den Römern sinnlos gewesen wäre, Weißenburg dauernd zu halten, während
sie die Grenze hinter die Donau zurückverlegt hatten 179). Jedoch scheint mir die Annahme Hert-
leins wahrscheinlicher, daß sich bei einem späteren Vorstoß noch einmal die Römer vorübergehend
dort festgesetzt hätten.
Über das Schicksal der rätischen Kastelle auf württembergischem Boden wissen wir wenig.
Bei Buch hören die Münzen mit Elagabal auf (218—222). Von Aalen wird vermutet, daß es noch
bis zur Zeit des Gallienus besetzt war 18°).
Auch am obergermanischen Limes hatten die Alamannen anscheinend im Anfang Erfolg.
Wenigstens glaubt man die Zerstörung des Kastellbads von Jagsthausen 181) und der Wasserleitung
des Kastells Öhringen 182) mit diesem Einbruch der Alamannen in Verbindung bringen zu können.
Auch zwei Schatzfunde römischer Münzen, welche bei Öhringen183) und Welzheim 184) — bei dem
letzteren schließt die Münzreihe mit Severus Alexander ab — gemacht wurden, sind wohl aus Furcht
vor den Alamannen vergraben worden.
Die Gefahr für die römische Herrschaft in Süddeutschland wuchs bedrohlich. Kaiser Se-
verus Alexander, der eben noch im Osten gegen die Perser gekämpft hatte, eilte selbst zum Heere
an den Rhein. Er errang keine kriegerischen Erfolge; als er mit dem Feinde in Verbindung trat
und durch Geldzahlungen den Frieden zu erkaufen suchte, wurde er im Lager bei Mainz von seinen
erbitterten Soldaten erschlagen. Sein Schicksal teilte seine Mutter Julia Mammäa185). Das Heer
war aufgewiegelt durch den Thraker Maximinus und er, der Rädelsführer, ließ sich nun zum Kaiser
ausrufen.
Maximin ging energisch gegen die Germanen vor. Er drang 236 über den Rhein tief ins feind-
liche Gebiet, verwüstete das Land und brandschatzte die Dörfer. Die Germanen hatten sich in die
Sümpfe zurückgezogen, wo sie sich zum Widerstande stellten. Maximin verfolgte sie, nahm viele
gefangen und kehrte reich mit Beute beladen nach Pannonien zurück. Er soll gedroht haben, er

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