(Taf. J, 1—3), an die gepreßten Bronze- und Silberbleche, die wir z. B. als Einlage auf Riemenzungen
finden (Taf. 59 B, 7. 8).
Mannigfach sind während der Völkerwanderungszeit die Beziehungen zwischen den einzelnen
germanischen Stämmen gewesen. Gegenseitig haben sie sich kulturell beeinflußt. Wir haben in
einem besonderen Abschnitt ja die kulturellen Wechselbeziehungen zwischen Alamannen und
Franken behandelt und haben dabei gesehen, wie viel Gemeinsames diese beiden benachbarten
Stämme miteinander haben, wie sich aber trotzdem bei jedem von ihnen in dem hinterlassenen
Kulturgut seine Eigenart ausprägt. Im übrigen haben wir nur in großen Zügen die Entwicklung der
frühalamannischen Kunst und ihre Beziehungen zu der der übrigen Germanen zu geben versucht.
Eine eingehende Schilderung ist mit Absicht vermieden worden. Denn nur auf Grund einer Ma-
terialsammlung, welche die archäologische Hinterlassenschaft der einzelnen Stämme restlos erfaßt,
kann man zu Ergebnissen kommen, welche unsere Erkenntnis wirklich weiterbringen. Dazu ist
aber ein eingehendes Studium nötig, das sich nicht nur auf mehrmaligen Besuch einzelner Museen
gründen darf. Wohl haben mir die Literatur und verschiedene Museumsreisen einen Eindruck
von den verschiedenen Formenkreisen vermittelt. Aber ich möchte nicht durch eine Auswahl
mir allerdings für die Entwicklung der Kultur eines einzelnen Stammes typisch erscheinender Stücke
Material Zusammentragen, das später, wenn einmal die gesamte archäologische Hinterlassenschaft
desselben veröffentlicht ist, sich doch als Irrtum erweist. Ich bin mir wohl bewußt, daß manches
auch in der alamannischen Frühkultur noch unklar ist, aber ich hoffe den Grundstein gelegt zu haben,
auf dem man weiterbauen kann. Wir sehen im vorliegenden Bande wenigstens das, was im ala-
mannischen Formenkreis wirklich vorkommt, wir erkennen die Grundzüge der frühesten Kultur-
und Siedlungsgeschichte.
Man spricht so viel von der karolingischen Renaissance, man übersieht dabei aber, daß die
Elemente karolingischen Kunststils schon in der völkerwanderungszeitlichen Kleinkunst vorhanden
sind. Das Neue, was die Zeit Karls des Großen brachte, ist ihre Übersetzung ins Monumentale.
Der Stil der karolingischen Zeit ist also erwachsen aus dem der Völkerwanderungszeit. Er hat dann
später in der romanischen Kunst seine schönste Blüte erfahren.
Möchte doch diese Arbeit dazu beitragen, die Forschung auf dem Gebiete der Völkerwanderungs-
zeit neu zu beleben, damit endlich mehr Licht fällt auf den dunkelsten Teil unserer Geschichte,
auf die Jugendzeit unseres deutschen Volkes.
136
finden (Taf. 59 B, 7. 8).
Mannigfach sind während der Völkerwanderungszeit die Beziehungen zwischen den einzelnen
germanischen Stämmen gewesen. Gegenseitig haben sie sich kulturell beeinflußt. Wir haben in
einem besonderen Abschnitt ja die kulturellen Wechselbeziehungen zwischen Alamannen und
Franken behandelt und haben dabei gesehen, wie viel Gemeinsames diese beiden benachbarten
Stämme miteinander haben, wie sich aber trotzdem bei jedem von ihnen in dem hinterlassenen
Kulturgut seine Eigenart ausprägt. Im übrigen haben wir nur in großen Zügen die Entwicklung der
frühalamannischen Kunst und ihre Beziehungen zu der der übrigen Germanen zu geben versucht.
Eine eingehende Schilderung ist mit Absicht vermieden worden. Denn nur auf Grund einer Ma-
terialsammlung, welche die archäologische Hinterlassenschaft der einzelnen Stämme restlos erfaßt,
kann man zu Ergebnissen kommen, welche unsere Erkenntnis wirklich weiterbringen. Dazu ist
aber ein eingehendes Studium nötig, das sich nicht nur auf mehrmaligen Besuch einzelner Museen
gründen darf. Wohl haben mir die Literatur und verschiedene Museumsreisen einen Eindruck
von den verschiedenen Formenkreisen vermittelt. Aber ich möchte nicht durch eine Auswahl
mir allerdings für die Entwicklung der Kultur eines einzelnen Stammes typisch erscheinender Stücke
Material Zusammentragen, das später, wenn einmal die gesamte archäologische Hinterlassenschaft
desselben veröffentlicht ist, sich doch als Irrtum erweist. Ich bin mir wohl bewußt, daß manches
auch in der alamannischen Frühkultur noch unklar ist, aber ich hoffe den Grundstein gelegt zu haben,
auf dem man weiterbauen kann. Wir sehen im vorliegenden Bande wenigstens das, was im ala-
mannischen Formenkreis wirklich vorkommt, wir erkennen die Grundzüge der frühesten Kultur-
und Siedlungsgeschichte.
Man spricht so viel von der karolingischen Renaissance, man übersieht dabei aber, daß die
Elemente karolingischen Kunststils schon in der völkerwanderungszeitlichen Kleinkunst vorhanden
sind. Das Neue, was die Zeit Karls des Großen brachte, ist ihre Übersetzung ins Monumentale.
Der Stil der karolingischen Zeit ist also erwachsen aus dem der Völkerwanderungszeit. Er hat dann
später in der romanischen Kunst seine schönste Blüte erfahren.
Möchte doch diese Arbeit dazu beitragen, die Forschung auf dem Gebiete der Völkerwanderungs-
zeit neu zu beleben, damit endlich mehr Licht fällt auf den dunkelsten Teil unserer Geschichte,
auf die Jugendzeit unseres deutschen Volkes.
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