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„bemerkt in London in privater Mitteilung, dafs Dürer auf derfelben
„Einwohner Irlands wiedergegeben haben müffe, die im Jahre 1521
„Antwerpen aus einem unbekannten Anlafs befucht haben. Das zottige
„Haar, der lange Schnurrbart waren nach gleichzeitigen Schilderungen
„den damaligen Iren eigentümlich; die Kleidung, die Waffen, die aus
„einem Stück Leder gefchnittenen Schuhe find gleichfalls irifche Speci-
„mina, erhaltenen Stücken gleicher Geftalt der Royal Irifh Academy
„in Dublin ähnlich. Der feltfame faltige Mantel mit Pelzverbrämung,
„befonders den der Mittelfte der auf der Zeichnung dargeftellten Iren
„trägt, ift ein unverkennbares Produkt irifcher Webekunft, wie auf uns
„gekommene Exemplare beweifen”. Aus der Mitteilung geht hervor,
dafs die Trachten in der Hauptfache als authentifch anzufehen find. Sie
werden aber wohl nicht nach wirklichen Irländern aufgenommen fein;
das Blatt wurde offenbar mehr oder weniger frei nach einer Vorlage
kopiert. — Es ift nicht unmöglich, dafs diefe Trachtenzeichnungen in
Zufammenhang mit den Mummereien flehen, welche Dürer in Antwer-
pen zeichnete. Dürer fchreibt in feinem Tagebuch, Anfang Februar 1521:
„Ich hab den Fockerifchen ein Vifirung zur Mummerei gemacht”. Und
weiter: „Item dem Tomafin zween Bogen voll gar fchon Mummerei ge-
macht.” Vielerlei Trachten mag Dürer in der bewegten Hafenftadt gefe-
hen haben; das allgemeine ethnographifche Intereffe kam auch bereits in
den Aufzügen zur Geltung; beim grofsen Feftzug am i9ten Auguft 1520
bemerkt Dürer, dafs „Knaben und Mägdlein auf mancherlei Landfitten
zugerichtt waren.” Es würde alfo im Gefchmack der Zeit und des
Landes fein, wenn Dürer für die Mummereien fremde Landestrachten
gezeichnet hätte.
XLV. (L. 373.) SWnöifdje Jfrauen. — Oben: „1521. Alfo gat man in eyslant dy mechtign”;
darunter das Monogramm. Mit Wafferfarben kolorierte Federzeichnung
18.7/19.7. Sammlung Edmond de Rothfchild, Paris. — Obwohl die
Auffchrift in derfelben Art wie bei dem vorigen Blatt ift, machen die
merkwürdig gekleideten Frauen einen viel weniger authentifchen Ein-
druck als die Irländer. Im fechzehnten Jahrhundert trug man in dem
armen Island wohl nicht fo viel Hermelin; auch die Kopfbedeckungen
fcheinen allzu phantaftifch. Das Blatt macht weniger den Eindruck nach
einer Vorlage kopiert zu fein als das vorige; der Charakter der Zeich-
nung hat mehr Improvifiertes. Man mochte noch eher an „Mumme-
reien” denken.
XLVI. (L. 374.) 3Bantnfdje tfrauen.— Oben: „InEyslant gett das gemein folg alfo”. Feder-
zeichnung mit Wafferfarben koloriert 19.1/20.1. Sammlung Edmond de
Rothfchild, Paris. — Siehe die Bemerkung zu der vorigen Nummer.
Auch diefe Frauen aus dem Volke werden in Hermelin vorgeftellt!
XLVII. (L. 375.) Wfäntrifdjc Wine. — Rechts oben: „1521. Alfo gant dy reichen frowen
in Eiffland”. Darunter das Monogramm. Mit Wafferfarben kolorierte
Federzeichnung 27.7/18.5. Sammlung Edmond de Rothfchild, Paris.—
Siehe die Bemerkung zu L. 373 (^N0. XLV).

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