Römisch.
Lit.: Unpubhziert. Zu den Lar arten: Kaufmann-
Heimmann 1998.
3
Abb. 91
Victoria
Vollguß, H 7,5 cm, Erwerbung durch Landgraf
Friedrich II. 1777 in Rom, Fundort unbekannt,
die Oberfläche ist verrieben (Inv. Br 161)
Die weibliche Figur kniet auf einem flach ge-
drückten, kleinen Globus. Der Kopf ist nach
vorn geneigt. Das gescheitelte Haar wird von
einem Diadem geschmückt. Die Flügel mit
Flaum- und Schwungfedern sind ausgebreitet.
Sie begründen die Deutung als Victoria. Die
Göttin trägt ein ärmelloses kurzes Gewand, das
in der Taille gegürtet ist. Darunter läuft es seit-
lich in zwei schwalbenschwanzartige Spitzen
aus, deren Säume Zickzackfalten werfen. Die
Göttin greift die Spitzen mit beiden Händen.
Schoß und Beine sind entblößt.
Die von den Händen gehaltenen Gewand-
spitzen mit Zickzacksäumen sind ein typisches
Motiv der römisch-archaistischen Kunstrich-
tung. Diese setzte Elemente der griechisch-
archaischen Kunst (7./6. Jh. v. Chr.) als Formeln
für Würde und Altehrwürdigkeit ein. Hier ver-
leihen sie der Victoria eine weihevolle Aura.
Eine identische Figur befindet sich im Pariser
Louvre. Sogar die unterschiedliche Höhe der
Flügel, der etwas längere linke Arm und die un-
gleiche Fingerhaltung von rechter und linker
Hand sind an beiden Figuren zu finden, so daß
man von Werkstücken aus der gleichen Guß-
form sprechen kann. Die Pariser Figur hat
Augäpfel aus Silber, die an dem Pendant in
Kassel nicht mehr erhalten sind.
Die Rückseite der Kasseler Statuette ist sehr
flach gehalten, was Rückschlüsse auf die Ver-
wendung der Kleinbronze vermuten läßt:
Vielleicht dienten die Pariser und die Kasseler
Victoria zusammen als Beschläge desselben
Objektes. Dazu paßt auch der dekorative Cha-
rakter der knienden Statuetten.
Wohl wegen der ungewöhnlichen Kombination
von entblößtem Schoß, Flügeln, Globus und
kniender Haltung war die Figur Thema in der
Kasseler Societe des Antiquites. Der zu jener Zeit
sehr bekannte Professor für Theologie Johann
Rudolf Anton Piderit hielt sie für eine Venus
Urania oder Venus coelestis, also eine himm-
lische Venus. In der Sitzung vom 11. Oktober
1777 benutzte er die Figur als Ausgangspunkt
für eine Abhandlung über den Charakter der
Venus und über den Ursprung ihres Namens.
Die Figur selbst wird aber im weiteren Verlauf
des Textes nicht mehr erwähnt.
Aufgrund der geringen Größe und der schlecht
erhaltenen Oberfläche kann die Statuette nicht
datiert werden.
Römisch.
Lit.: Vor trag von Piderit: Universitätsbibliothek
Kassel., Handschriftenabteilung, 2° Ms. Hass. 24-1
XV, 1679; Bieber 1915, S. 62 Nr. 154 Taf. 42;
89
Lit.: Unpubhziert. Zu den Lar arten: Kaufmann-
Heimmann 1998.
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Abb. 91
Victoria
Vollguß, H 7,5 cm, Erwerbung durch Landgraf
Friedrich II. 1777 in Rom, Fundort unbekannt,
die Oberfläche ist verrieben (Inv. Br 161)
Die weibliche Figur kniet auf einem flach ge-
drückten, kleinen Globus. Der Kopf ist nach
vorn geneigt. Das gescheitelte Haar wird von
einem Diadem geschmückt. Die Flügel mit
Flaum- und Schwungfedern sind ausgebreitet.
Sie begründen die Deutung als Victoria. Die
Göttin trägt ein ärmelloses kurzes Gewand, das
in der Taille gegürtet ist. Darunter läuft es seit-
lich in zwei schwalbenschwanzartige Spitzen
aus, deren Säume Zickzackfalten werfen. Die
Göttin greift die Spitzen mit beiden Händen.
Schoß und Beine sind entblößt.
Die von den Händen gehaltenen Gewand-
spitzen mit Zickzacksäumen sind ein typisches
Motiv der römisch-archaistischen Kunstrich-
tung. Diese setzte Elemente der griechisch-
archaischen Kunst (7./6. Jh. v. Chr.) als Formeln
für Würde und Altehrwürdigkeit ein. Hier ver-
leihen sie der Victoria eine weihevolle Aura.
Eine identische Figur befindet sich im Pariser
Louvre. Sogar die unterschiedliche Höhe der
Flügel, der etwas längere linke Arm und die un-
gleiche Fingerhaltung von rechter und linker
Hand sind an beiden Figuren zu finden, so daß
man von Werkstücken aus der gleichen Guß-
form sprechen kann. Die Pariser Figur hat
Augäpfel aus Silber, die an dem Pendant in
Kassel nicht mehr erhalten sind.
Die Rückseite der Kasseler Statuette ist sehr
flach gehalten, was Rückschlüsse auf die Ver-
wendung der Kleinbronze vermuten läßt:
Vielleicht dienten die Pariser und die Kasseler
Victoria zusammen als Beschläge desselben
Objektes. Dazu paßt auch der dekorative Cha-
rakter der knienden Statuetten.
Wohl wegen der ungewöhnlichen Kombination
von entblößtem Schoß, Flügeln, Globus und
kniender Haltung war die Figur Thema in der
Kasseler Societe des Antiquites. Der zu jener Zeit
sehr bekannte Professor für Theologie Johann
Rudolf Anton Piderit hielt sie für eine Venus
Urania oder Venus coelestis, also eine himm-
lische Venus. In der Sitzung vom 11. Oktober
1777 benutzte er die Figur als Ausgangspunkt
für eine Abhandlung über den Charakter der
Venus und über den Ursprung ihres Namens.
Die Figur selbst wird aber im weiteren Verlauf
des Textes nicht mehr erwähnt.
Aufgrund der geringen Größe und der schlecht
erhaltenen Oberfläche kann die Statuette nicht
datiert werden.
Römisch.
Lit.: Vor trag von Piderit: Universitätsbibliothek
Kassel., Handschriftenabteilung, 2° Ms. Hass. 24-1
XV, 1679; Bieber 1915, S. 62 Nr. 154 Taf. 42;
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