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Volbehr, Theodor; Kaiser-Friedrich-Museum <Magdeburg> [Hrsg.]
Führer durch die Sammlungen des Kaiser Friedrich Museums der Stadt Magdeburg — Magdeburg, [1907]

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https://doi.org/10.11588/diglit.23808#0042
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R • 4a Das war dann — wie das burgundische

y j j Gebetbuch in der ersten Vitrine, das nicht
' weniger als 29 Bilder und 107 Randverzierungen
enthält, gar nicht zu gedenken der zahllosen
zierlichen Initialen, — die Arbeit von Jahren.
Kein Wunder, daß solche Bücher mit Gold auf-
gewogen wurden und daß sie nur für sehr wenig
Sterbliche zu erwerben waren. Und wenn auch
im 15. Jahrhundert die Stadtschreiber und Schul-
meister und schließlich die Zunft der Lohn-
schreiber an die Stelle der Mönche traten und
in manchen Städten eine überraschende Aus-
dehnungdesHandschriftenverkehrs sich bemerk-
bar machte, so änderte doch erst die Erfindung
Gutenbergs von Grund aus die bestehenden Ver-
hältnisse. Wie gewaltig der Umschwung war, das
beweist nichts besser, als die einfache Berech-
nung, die man neuerdings aufgestellt hat, daß in
den ersten 50 Jahren nach der Erfindung der
„schwarzen Kunst" 25000 verschiedene Werke
in nicht weniger als zwölf und eine halbe Million
Exemplaren aus Buchdruckerpressen hervorge-
gangen und durch Europa verstreut worden sind.
Zuerst schloß sich die Type durchaus an die
übliche gotische Schreibschrift an, die Initialen
wurden fortgelassen, um vom Maler in roter
Farbe hinzugefügt und eventuell — in direkter
Anlehnung an die Vergangenheit — mit Minia-
turen versehen zu werden, wie es uns noch der

V. 1, 2 Druck des Nürnberger Meisters Antonius
Koberger vom Jahre 1492 zeigt. Dann löste
sich der Druck mehr und mehr von seinem Vor-
bild. Auch die Initialen wurden geschnitten, und
an die Stelle der Miniaturen traten illustrierende

V. 1, 3 Holzschnitte, wie wir es in dem Spiegel der
waren rhetoric vom Jahre 1510 sehen. Diese
Holzschnitte sind auch um deswillen interessant,
weil sie uns zeigen, wie in diesen Jahren trotz
des humanistischen Interesses, das sich unzweif el-

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