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Volbehr, Theodor; Kaiser-Friedrich-Museum <Magdeburg> [Editor]
Führer durch die Sammlungen des Kaiser Friedrich Museums der Stadt Magdeburg — Magdeburg, [1907]

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https://doi.org/10.11588/diglit.23808#0041
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die Lage an dem an Anziehungsmächten über-
reichen, mittelländischen Meere die Lust an weit
ausschauenden Unternehmungen steigerte, son-
dern auch, weil die politischen Zustände, die
unablässigen Fehden unter den großen und
kleinen Tyrannen des 15. Jahrhunderts das Ge-
fühl der Unsicherheit erzeugten und damit zumal
den angeseheneren und begüterten Italienern
nahe legen mußten, für die Möglichkeit einer
plötzlichen Reise Sorge zu tragen.
In Deutschland war im Vergleich mit diesen Ver-
hältnissen tiefer Friede. Gegen Ausgang des
15. Jahrhunderts wurde der ewige Landfriede
verkündet und ein kaiserliches Obergericht ein-
gesetzt, um für seine strikte Durchführung zu
sorgen. Die Städte schlössen sich untereinander
eng zusammen. Das steigerte das Gefühl des
Gefestigtseins und gab gleichzeitig die Kraft und
die Lust zu regster Arbeit im eigenen Interesse.
Nicht etwa nur, um das materielle Gut zu mehren,
sondern eben so sehr, um die eigene Persön-
lichkeit nach jeder Richtung hin zu steigern.
Die Möglichkeit dazu bot in erster Linie die
Entwicklung der Buchdruckerkunst, der Kunst,
mit beweglichen Lettern Sätze zusammenzufügen
Und von diesen mit Hilfe der Druckerschwärze
beliebig viele Abzüge zu machen.
Das Mittelalter hatte nur mit unendlichem Zeit-
aufwand für eine Vervielfältigung und Ver-
breitung geistiger Produkte sorgen können. In
den Skriptorien, den Schreibsälen der Klöster,
saßen schweigsame Mönche und kopierten für
das Kloster selbst oder für vornehme Besteller
"ut unendlicher Geduld theologische oder ju-
ristische Werke. Bisweilen auch arbeitete ein
einzelner mönchischer Künstler in seiner Zelle
an einem Gebetbuch, das von einem Fürsten
u* Auftrag gegeben war, und zierte das Werk
"ut Arabesken und feinen Miniaturen.

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