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Volbehr, Theodor; Kaiser-Friedrich-Museum <Magdeburg> [Hrsg.]
Führer durch die Sammlungen des Kaiser Friedrich Museums der Stadt Magdeburg — Magdeburg, [1907]

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https://doi.org/10.11588/diglit.23808#0170
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Die graphischen Künste.

Es ist ein Doppeltes, was in den Zeiten geistiger
Regsamkeit weiter Kreise auf die Entstehung
einer Kunst der Vervielfältigung künstlerischer
Eindrücke hintreiben mußte. Erstens die ge-
steigerte Lust am Beobachten, Aufnehmen und
Verarbeiten der Dinge des allgemeinen Inter-
esses; zweitens das vermehrte Bedürfnis zur
Mitteilung, zum geistigen Austausch. Solche Be-
dürfnisse mußten um so mehr steigen, je wei-
ter die einzelnen geistigen Zentren eines Landes
auseinander lagen, und je besser anderseits die
Möglichkeiten der Verkehrsbeziehungen ausge-
bildet waren. Daraus erklärt es sich, daß im
Altertum von reproduzierenden Künsten noch
nicht die Rede ist und daß mit dem Ausgang
des Mittelalters, mit dem Beginn eines regen
merkantilen und geistigen Austausches diese
Künste erwachen mußten.

Metall-und Holzmodel für den Zeugmusterdruck,
für Stempel gab es auch schon vor dieser Zeit.
Aber erst jetzt kam man auf den Gedanken,
diese Modelle auf einem völlig neuen Gebiete
anzuwenden: mit ihnen kleine Bildchen zu
drucken zur Unterhaltung, zur Belehrung, zur
Erbauung. Spielkarten und Heiligenbilder er-
scheinen zu gleicher Zeit, bereits im Anfang des
15. Jahrhunderts. Und je tiefer wir ins 15. Jahr-
hundert hineingehen, desto reichlicher tauchen
die Holzschnitte auf und desto vielseitiger
wird ihr Inhalt. Zuerst sind die Konturen sehr
einfach. Sie erscheinen wie mit der Feder breit
und fest hingesetzt. An Schraffierung oder gar
Modellierung der Gestalten dachte man nicht.
Und die Technik des Druckes war überaus ein-
fach: man legte auf den Holzstock, der mit Öl

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