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Volbehr, Theodor; Kaiser-Friedrich-Museum <Magdeburg> [Hrsg.]
Führer durch die Sammlungen des Kaiser Friedrich Museums der Stadt Magdeburg — Magdeburg, [1907]

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https://doi.org/10.11588/diglit.23808#0114
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Die Plastik.

Die Frühzeit Athens war vorüber. Aus den
Schrecken der Perserkriege erhob sich ein neues
Geschlecht, das sich seiner Kräfte froh bewußt
geworden war. Man hatte erkannt, daß der Sieg
über die Barbarenwelt in erster Linie der vor-
züglichen attischen Körperdisziplin zu danken
War, und man blickte mit vermehrtem Interesse
und mit stolzem Verständnis auf die nackten
Kämpfer der athenischen Wettspiele.
In dieser Zeit entstand der Diskos werf er des
Myron. Myron aus Eleutherai in Böotien ar-
beitete um 450 vor Christi Geburt in Athen.
Sein Diskoswerfer, das Bronze-Standbild eines
Siegers im Wettkampf, ist nur in mehreren Mar-
ttiorkopien auf uns gekommen, doch erschien es
Zweckmäßig, unsere Nachbildung durch die
Bronzetönung dem ursprünglichen Werke mög-
lichst nahe zu bringen.

Der Künstler zeigt uns den Diskoswerfer in dem
Augenblick, der dem Entsenden der Wurf-
scheibe unmittelbar vorhergeht. Der muskulöse,
jugendliche Körper ist im Laufe plötzlich ge-
hemmt. Die Zehen des linken Fußes schleifen
den Boden, der rechte Fuß scheint sich in
die Erde festkrallen zu wollen, damit der ge-
waltig ausholende Arm mit der schweren Metall-
Scheibe nicht den ganzen Körper herumreißt,
^as Gleichgewicht zu halten, pendelt der linke
prm bis vor das rechte Knie. So ist der
Körper des Athleten in der höchsten Anspan-
nung der Kräfte gezeigt und damit für den Be-
schauer der Spannungsreiz festgehalten, der die
^eitgenossen des Myron immer wieder zu den
Wettspielen hinzog. Das Ideal einer Zeit, die
'Urer Kräfte im Kämpfen und Siegen froh be-

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