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Volbehr, Theodor; Kaiser-Friedrich-Museum <Magdeburg> [Hrsg.]
Führer durch die Sammlungen des Kaiser Friedrich Museums der Stadt Magdeburg — Magdeburg, [1907]

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https://doi.org/10.11588/diglit.23808#0185
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R-2b

Die Gemäldesammlung.

Unsere Sammlung- hat keineswegs den Ehrgeiz,
eine Geschichte der Malerei in hervorragenden
Werken der einzelnen Epochen zu geben, sie
will lediglich zu einem Verständnis der künst-
lerischen Bestrebungen unserer eigenen Zeit
führen, glaubt aber das nur dadurch erreichen
zu können, daß sie in einem kurzen Rückblick
auf die Kunst der alten Meister den innigen
Zusammenhang zwischen der jeweiligen Kultur
einer Epoche und ihrer künstlerischen Aus-
drucksweise zeigt und zugleich darauf hinweist,
wie das innerste Wesen echter Kunst sich zu
allen Zeiten gleichbleibt.

Von der Kirche ist die Malerei der neuen Zeit
ausgegangen; daher ist es berechtigt, zunächst
in den Raum einer Kapelle hineinzutreten und
den feierlich erhebenden Eindruck eines Altar-
raums in sich aufzunehmen, des Raumes, für
den die ersten Tafelgemälde geschaffen wurden.
Nr. 1 Ein Blick auf die Rückseiten der Seiten-
flügel des Schnitzaltars oder ein Blick auf
R • 2a das Altarbild in der unteren Kapelle zeigt
~Mr | deutlich genug, wie diese Malerei der gotischen
Zeit geartet war: ein wenig ungelenk, eckig
und wunderlich in den Formen, aber voll von
inniger Frömmigkeit, von einem stillen Träumen
und Phantasieren in himmlischen Regionen.
Treten wir aus den Kapellen hinaus in den ersten
Gemäldesaal, dann stehen wir einer Gruppe von
R • 24 Gemälden des Lucas Kranach (1472—1553)
gegenüber. Der erste Blick zeigt uns, daß neue
Zeiten angebrochen sind oder richtiger, daß wir
Nr. 1 u. 2 uns in Ubergangszeiten befinden. Die beiden
Heiligen wirken noch ganz so, als gehörten sie
in die Kirchen der Gotik, die kleine Madonna

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