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Volbehr, Theodor; Kaiser-Friedrich-Museum <Magdeburg> [Hrsg.]
Führer durch die Sammlungen des Kaiser Friedrich Museums der Stadt Magdeburg — Magdeburg, [1907]

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https://doi.org/10.11588/diglit.23808#0186
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mit den liebenswürdigen Engeln aber schlägt
schon einen neuen Ton an: es ist, als sei in die
biblische Geschichte ein wenig Weltlichkeit und
Lebensfreude hineingedrungen. Und nun gar
die Darstellung von Adam und Eva. Wie
wenig auch die Gestalten höheren Anforderun-
gen an anatomische Korrektheit genügen mögen:
man sieht doch das künstlerische Interesse an
der menschlichen Gestalt, man fühlt etwas von
der Renaissancefreude an der reichen Wirklich-
keit des Lebens. Dieser Eindruck steigert sich,
wenn wir im nächsten Saale die Gruppe Venus
undAmorausderSchuleTizians (um 1550)
betrachten: die Mythologie des Heidentums, der
antikenWelt,hat sich neben die des Christentums
gestellt, und ihre Stoffe werden mit der gleichen
Liebe gemalt. Mit welcher Begeisterung die
Künstler der Renaissance sich solcher Motive
bemächtigten, das beweist nichts besser als die
Tatsache, daß unser Bild eine von zahlreichen
venezianischen Nachbildungen des Vorbildes
von der Hand Tizians ist, das sich in der Ere-
mitage zu Petersburg befindet. In diesem Bilde
blüht noch die ganze ruhige Kraft und der tiefe
Schönheitskult der Renaissance, wie sie uns auf
dem Gebiete der Skulptur so mannigfaltig ent-
gegentraten.

Wir wissen, wie stark die Anregungen dieser
wunderbaren Zeit Italiens auf alle Länder waren,
aber wir wissen auch, wie schnell sie selbst ihren
Charakter änderte, zunächst sich steigernd zu
immer stärkeren Kraftäußerungen. Und wir
sehen in den zwei Bildern des Flamländers
Peter Paul Rubens und des Spaniers Alonso
Cano, wie weit solche Wirkung sich äußerte
und wie sie sich mit dem Eigenwesen des
jeweiligen Künstlers zu einer Sonderart ent-
wickelte. Rubens (1577—1640) kleine Skizze
der Anbetung der drei Könige ist in for-

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