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Volbehr, Theodor; Kaiser-Friedrich-Museum <Magdeburg> [Hrsg.]
Führer durch die Sammlungen des Kaiser Friedrich Museums der Stadt Magdeburg — Magdeburg, [1907]

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https://doi.org/10.11588/diglit.23808#0032
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Die Kultur des Hauses.

Von einem „bürgerlichen Heim" kann man in
Deutschland erst seit dem 15. Jahrhundert
sprechen. Bis dahin begnügte man sich außerhalb
der Herrensitze und außerhalb der Klöster mit
primitiven Räumen, die notdürftig den Zwecken
der Arbeit oder des Schlafens zu dienen ver-
mochten. Erst mit dem Wachstum der Städte
hob sich Handel und Handwerk und führte aus
anspruchslosester Bedürftigkeit in eine gewisse
materielle Behäbigkeit hinein.
Es wurden besondere Räume für die Zwecke des
Wohnens abgetrennt; und für den geselligen
Verkehr der Familienmitglieder untereinander
wurde ein eigenes,vornehmes.heizbaresGemach
(die Stube) eingerichtet.

Unser gotisches Zimmer, dessen Bestand-
teile — von einigen Schmuckstücken abgesehen
~~ aus Tirol stammen, ist typisch für das Wesen
der bürgerlichen Wohnungsausstattung im 15.
Jahrhundert. Durch eine kleine, schmale Tür
treten wir in einen leidlich hohen, aber nicht sehr
hchtreichen Raum mit getäfelten Wänden bis zu
zwei Dritteilen der Höhe und mit einer schweren
Balkendecke. Den wesentlichen Inhalt des
Limmers bilden ein wuchtiger, zinnengekrönter
^chrank, eine umfangreiche, mit Schnitzwerk
bedeckte Truhe, ein eingemauerter, abgestufter
^fen und schließlich ein Tisch und ein Falt-
stuhl von großer Unbeweglichkeit, aber mit
reichem Zierat versehen. Die Wände sind
durch verschiedenartige Teppiche und allerlei
Bildwerk geschmückt.

ks ist ein Dreifaches, das in diesem Wohnraum
dem Beobachter auffällt: Das Schwere, Massige
der einzelnen Möbel, sodann das absolut Sach-

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