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erscheinen. Und daß es sich dabei nicht um einen vereinzelten Aus-

nahmefall handelt, sondern um eine grundsätzlich entscheidende
Frage, dafür diene ein besonders reizvolles kleines Relief von Aug.
Gaul als Beweis (Abb. 117), dastrotz seines einfachen und ganz genre-
haften Motives einer behaglich dahintrottenden Ziegenherde doch

durch die klare Erfassung
und konsequente Durch-
führung einer echten
Reliefauffassung ganz
hervorragendes künstle-
risches Interesse bean-
spruchen darf. Der Künst-
ler hat es selbst aus dem
Stein herausgehauen, und
was dies in stilistischerBe-
ziehung zu bedeuten hat,
braucht nach dem früher
Gesagten wohl nicht
nochmals wiederholt zu
werden (vgl. Seite 243).
Übrigens geht dieser
Zwiespalt zwischen maleri-
scher und plastischer Auf-
fassung des Reliefs mehr
oder minder scharf durch
die ganze Geschichte der
Kunst hindurch, und es


Abb. 118. Giotto und Andrea Pisano (?), Reiter.

ist überaus fesselnd, dies im einzelnen zu verfolgen, wie es denn über-
haupt eine sehr fruchtbare Betrachtungsweise ist, wenn man einem
bestimmten künstlerischen Problem durch den Wechsel der Zeiten
nachzugehen unternimmt. Wie oft auch versucht wurde, den strengen
Reliefstil malerisch zu durchbrechen, stets ist er mit fester Hand
wieder in gesunde Bahnen gelenkt worden; wohl am schärfsten und
ausgeprägtesten aber hat sich der Gegensatz in der florentinischen

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