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loch, 2 Stunden von hier, der dortige Pfarrer, ein großer
Pietist, in der Kirche eine Petition verlesen habe, in welcher
gebeten wird, daß der Großherzog seinen Titel „von Gottes
Gnaden" beibehalten wolle. Ob sie unterschrieben worden ist,
wissen wir nicht; aber es ist schon ein böses Zeichen, daß der
Pfarrer nur das Herz haben konnte, in der Kirche solche Um-
triebe gegen das Volk zu machen. DaS sollte kein Bürger dulden.
Die Herren sagen dem Volke gewöhnlich, in dem Titel
„von Gottes Gnaden" liege viel christlicher Sinn und viel !
Demuth. Wenn Tyrannei und Unterdrückung christlich, und
wenn Hochmuth Demuth ist, so ist das freilich wahr. Denn
wenn die Fürsten sagen, sie seien „von Gottes Gnaden", so
heißt das so viel: Sie hätten die Regierung von Gott als
ein Recht empfangen, das Volk zu beherrschen nach ihrem Gut-
dünken, und sie seien dafür Niemand verantwortlich, als nur
Gott. Daher heißt es auch in allen Verfassungen: „die Per-
son des Fürsten ist heilig und unverletzlich."
Allein, wer uur ein wenig nachdenkt, der findet, daß diese
Gottesgnadenschaft wider die Vernunft geht. Gott hat keinem
Menschen das Recht gegeben, die andern zu beherrschen! wenn !
ein Volk einen König hat und will, so ist dieser der oberste
Diener des Volkes, aber nicht sein Herr. Wenn der Fürst
unser Herr sein wollte, so müßte er unS auch ernähren, wie's !
andere Herren ihren Dienern thun; aber wir ernähren ihn.
Daraus sieht man, daß die GotteSguadenschaft oder das gött-
liche Recht der Könige nichts weiter ist, als eine Pfaffenlüge.
Das Volk ist Herr; und nach dem März sind die Für-
sten nur noch „von Volkes Gnaden". Darum muß der Titel
„von Gottes
Verspottung d
denschaft predi "
sind Eure Fei
Das mer
unterschreiben
können, hat d -
setz auf ein h
türlich auch S-
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Mainz,
17 gegen 13 i
schulen (in
Gemein des
Kinder ohne
der Erziehung
Pfaffen und i
Allein d
daß die Pfaff
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Familre zu L ff'
mehr Kleinki —
vi en fusch en H
Kindesbeinen
mel verdirbt. In dem benachbarten Grötzingen wurde sogar
das Examen der Kleinkinderschule nicht nur in der Kirche ge-
halten, sondern auch diese Gelegenheit von dem pietistischen
Pfarrer Mann in LeuteSheim dazu misbraucht, um gegen die
Schullehrer aufzureizen, als seien sie darauf aus, daß die
Religion verkürzt werde! Man weiß aber wohl, wo die from-
men Herren hinaus wollen, und was für eine Religion sie
meinen.
München, 17. Dezember. Der König von Preußen
geht wie ein Gespenst hier herum: man fürchtet in ihm den
künftigen deutschen Kaiser. Die Wittelsbacher (das bairische
Königsgeschlecht) wollten von jeher ein besonderes Hühnchen
gebraten haben, und waren der Einheit Deutschlands stets feind;
jetzt wollen sie kein erbliches Kaiserthum. Darin stimmen wir
zwar mit ihnen überein; aber sie wollen, daß die drei großen
deutschen Fürsten (zu denen sie gehören) alle fünf Jahre ab-
wechselnd die oberste Reichsgewalt versehen, und daö wollen
wir nicht. Es gäbe eine saubere Wirthschaft!
Es sieht gerade aus, als wenn die oberste Reichsgewalt
nur darum hätte gegründet werden sollen, damit man den Ehr-
geiz der Fürsten befriedigen könnte. Aber was ist mehr: daS
Volk oder die Fürsten?
Berlin. Auch bei uns ist an die Aufhebung des Be-
lagerungszustandes nicht eher zu denken, als bis die Wahlen
für den Landtag stattgefunden haben, der am 26. Februar zu-
sammen kommt. Indessen wird Alles gethan, was verhindern
kann, daß Volksmänner gewählt werden. Die Radikalen sind
zwar thätig; allein sie haben es schlimm unter den Gewehr-
kolben des Generals Wrang el, der alle KlubbS und Ver-
sammlungen auseinander treiben läßt. Daö ist kürzlich auch
einigen Bürgerwehrversammlungen geschehen, welche den Bür-
gerwehrtag in Breslau beschicken wollten. Plakate werden von
den Straßenecken abgerissen; Flugschriften werden weggenom-
men. Der Berliner Stavtrath theilt die Stadt in Wahlbe-
zirke von 1000 Seelen ein, damit doppelt so viel Bezirke
herauskommen (300 bis 400), als früher; und die Soldaten
werden wieder zu den Bürgern verlegt, auf daß sie diesen
wählen helfen. Dadurch soll der Einfluß der Demokraten
(Volksfreunde) zu Nichte gemacht werden. Leicht möglich,
daß es gelingt.
Unser Stadtrath ist gut königlich, wie man'S schon lange
von ihm gewöhnt ist. Er hat sich beim König bedankt, daß
der eine Verfassung geschenkt und die Nationalversammlung
auseinander gejagt hat. Gott erlöse uns vom Nebel!
Münster in Westfalen. Am 18. und 19. November
hatten die Demokraten hier eine Versammlung, um zu bera-
then, wie die Berliner Nationalversammlung zu unterstützen
sei. Daß dabei Reden sielen, die der Regierung nicht gefie-
len, kann man sich denken. Jetzt kommt indessen der hinkende
Bote nach; die Regierung hat wieder Kurasche genug, um die
Volksfreunde nach einander beim Kragen zu nehmen. Es wird
in der ganzen Gegend auf einmal aufgeräumt; in jedem Orte
fast kommen Verhaftungen unter den angesehensten Männern
vor; Viele sind auf der Flucht. In Dortmund gab es des-
wegen Tumult. Das geschieht, weil uns der König eine Ver-
fassung geschenkt hat, die uns frei und glücklich machen soll.
Daß Gott erbarm'!
* Wien. Bei unS machen sich die Dinge prächtig.
Der Belagerungszustand wird sobald nicht aufhören; denn,
statt daß er gemildert würde, wird er verschärft. Das Ge-
bot, an öffentlichen Orten keine Reden zu halten, die den Sä-
Pietist, in der Kirche eine Petition verlesen habe, in welcher
gebeten wird, daß der Großherzog seinen Titel „von Gottes
Gnaden" beibehalten wolle. Ob sie unterschrieben worden ist,
wissen wir nicht; aber es ist schon ein böses Zeichen, daß der
Pfarrer nur das Herz haben konnte, in der Kirche solche Um-
triebe gegen das Volk zu machen. DaS sollte kein Bürger dulden.
Die Herren sagen dem Volke gewöhnlich, in dem Titel
„von Gottes Gnaden" liege viel christlicher Sinn und viel !
Demuth. Wenn Tyrannei und Unterdrückung christlich, und
wenn Hochmuth Demuth ist, so ist das freilich wahr. Denn
wenn die Fürsten sagen, sie seien „von Gottes Gnaden", so
heißt das so viel: Sie hätten die Regierung von Gott als
ein Recht empfangen, das Volk zu beherrschen nach ihrem Gut-
dünken, und sie seien dafür Niemand verantwortlich, als nur
Gott. Daher heißt es auch in allen Verfassungen: „die Per-
son des Fürsten ist heilig und unverletzlich."
Allein, wer uur ein wenig nachdenkt, der findet, daß diese
Gottesgnadenschaft wider die Vernunft geht. Gott hat keinem
Menschen das Recht gegeben, die andern zu beherrschen! wenn !
ein Volk einen König hat und will, so ist dieser der oberste
Diener des Volkes, aber nicht sein Herr. Wenn der Fürst
unser Herr sein wollte, so müßte er unS auch ernähren, wie's !
andere Herren ihren Dienern thun; aber wir ernähren ihn.
Daraus sieht man, daß die GotteSguadenschaft oder das gött-
liche Recht der Könige nichts weiter ist, als eine Pfaffenlüge.
Das Volk ist Herr; und nach dem März sind die Für-
sten nur noch „von Volkes Gnaden". Darum muß der Titel
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das Examen der Kleinkinderschule nicht nur in der Kirche ge-
halten, sondern auch diese Gelegenheit von dem pietistischen
Pfarrer Mann in LeuteSheim dazu misbraucht, um gegen die
Schullehrer aufzureizen, als seien sie darauf aus, daß die
Religion verkürzt werde! Man weiß aber wohl, wo die from-
men Herren hinaus wollen, und was für eine Religion sie
meinen.
München, 17. Dezember. Der König von Preußen
geht wie ein Gespenst hier herum: man fürchtet in ihm den
künftigen deutschen Kaiser. Die Wittelsbacher (das bairische
Königsgeschlecht) wollten von jeher ein besonderes Hühnchen
gebraten haben, und waren der Einheit Deutschlands stets feind;
jetzt wollen sie kein erbliches Kaiserthum. Darin stimmen wir
zwar mit ihnen überein; aber sie wollen, daß die drei großen
deutschen Fürsten (zu denen sie gehören) alle fünf Jahre ab-
wechselnd die oberste Reichsgewalt versehen, und daö wollen
wir nicht. Es gäbe eine saubere Wirthschaft!
Es sieht gerade aus, als wenn die oberste Reichsgewalt
nur darum hätte gegründet werden sollen, damit man den Ehr-
geiz der Fürsten befriedigen könnte. Aber was ist mehr: daS
Volk oder die Fürsten?
Berlin. Auch bei uns ist an die Aufhebung des Be-
lagerungszustandes nicht eher zu denken, als bis die Wahlen
für den Landtag stattgefunden haben, der am 26. Februar zu-
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zwar thätig; allein sie haben es schlimm unter den Gewehr-
kolben des Generals Wrang el, der alle KlubbS und Ver-
sammlungen auseinander treiben läßt. Daö ist kürzlich auch
einigen Bürgerwehrversammlungen geschehen, welche den Bür-
gerwehrtag in Breslau beschicken wollten. Plakate werden von
den Straßenecken abgerissen; Flugschriften werden weggenom-
men. Der Berliner Stavtrath theilt die Stadt in Wahlbe-
zirke von 1000 Seelen ein, damit doppelt so viel Bezirke
herauskommen (300 bis 400), als früher; und die Soldaten
werden wieder zu den Bürgern verlegt, auf daß sie diesen
wählen helfen. Dadurch soll der Einfluß der Demokraten
(Volksfreunde) zu Nichte gemacht werden. Leicht möglich,
daß es gelingt.
Unser Stadtrath ist gut königlich, wie man'S schon lange
von ihm gewöhnt ist. Er hat sich beim König bedankt, daß
der eine Verfassung geschenkt und die Nationalversammlung
auseinander gejagt hat. Gott erlöse uns vom Nebel!
Münster in Westfalen. Am 18. und 19. November
hatten die Demokraten hier eine Versammlung, um zu bera-
then, wie die Berliner Nationalversammlung zu unterstützen
sei. Daß dabei Reden sielen, die der Regierung nicht gefie-
len, kann man sich denken. Jetzt kommt indessen der hinkende
Bote nach; die Regierung hat wieder Kurasche genug, um die
Volksfreunde nach einander beim Kragen zu nehmen. Es wird
in der ganzen Gegend auf einmal aufgeräumt; in jedem Orte
fast kommen Verhaftungen unter den angesehensten Männern
vor; Viele sind auf der Flucht. In Dortmund gab es des-
wegen Tumult. Das geschieht, weil uns der König eine Ver-
fassung geschenkt hat, die uns frei und glücklich machen soll.
Daß Gott erbarm'!
* Wien. Bei unS machen sich die Dinge prächtig.
Der Belagerungszustand wird sobald nicht aufhören; denn,
statt daß er gemildert würde, wird er verschärft. Das Ge-
bot, an öffentlichen Orten keine Reden zu halten, die den Sä-