Lsits 8
Oie
„Volssgemeinschafi"
MUtwoÄ. Le« 1S. JM 1SSS
Hoch stand der Mittag über dem Bodechee und
die Ll.nne vrannte mit heitzem Etühen iiber den Reb-
hangen, als wir durch den Wald nach Meersburg ka-
men. Tiefblauer Himmel über blauer Flut. Hin-
geichmiegt an öen Berg, träumien die alten Häuser,
Lie winkligen Gassen, d-ie Brunnen, in dersn Plät.
schern Lie Vergangenheit raunt, in Ler sommerlichen
Sonnenglui. Trunken von Licht und Farbe ist dieser
Flecken üeutscher Erde, in dem die Krast und die
Wärme südlicher LanLschaft lebt.
Meersburg, das ist wie eine Melodie von strah-
lendem Sonnenschein, leuchtend blauem Himmel, wo-
genden Wellen, über dencn Möven kreisen. Das ist
wie eine Melodis, in der alles Fernweh des deut-
schen Sehnsuchtsmenschen schwingt, wenn in weiter
blauer Ferne die schneeigen Gipfel der Alpen her-
überleuchten.
Vielleicht ist es deshalb die Wahlheimat unserer
großen Dichterin Annette von Droste-Hülshoff ge-
worden. Die ganze Stadi überragend, steht droben
die „Burg am Meere", in der Annette ihre acht
letzten Lebensjahre verlebt hat.
Durch das Stadttor, eine kleine Easse hinauf,
vorbei an der alten Mllhle, sührt uns der Weg nach
dem Schlotz, dessen ältester Teil, der Dagvbertsturm,
ini Jahre 638 erbaut wurde. Mancher Leulsche Kai-
ser hatte hier Zuslucht gefunden. Konradin, der
liitzte Hohenstaufe, weilte noch einmal hier, ehe er
seine letzte Fahrt antrat. 1799 war das Schlotz von
Franzosen besetzt. Seit 1806 gehört es zu Baden.
llnd hier in den Mauern dieses Schlosses, wo so
viel deutsche Eeschichte lebendig ist, wohnte Annette,
als East ihres Schwagers, des Freiherrn von Latz-
berg, nachdem sie aus dem „Land der roten Erde" —
wo sie 1797 auf dem Hülshoff bei Münster geboren
— nach dem Süden gegangen war.
Eine Fallbrücke verbindet das auf einem Felsen
gebaute Schlotz mit der Stadt. Eseu rankt sich um
den Torturm. Durch lange Rittersäle, Lie Lanzen
und Waffen schmllcken, durch das Waffenlager, vorbei
an einem unterirdischen Eang geht es zunächst. Die
Vergangenheit webt an allen Ecken. llnd erst hier
kann einem vieles von dem, was die Droste auf die-
sem Schlosse, verbunden mit allem Wesen und Sein,
kraft ihrer Sprachgewalt, aus dem verborgensten
Erund in das Bereich des Bewutztseins hob, recht
zur Offenbarung werden. Und man versteht, wenn
ste aus dieser llmwelt heraus ruft: „Dann ist es mir,
Lls hör' ich reiten und klirren und entgegenziehn
mein Vaterland oon aNen Seiten, und seine Küsse
fühl' ich Mhn. Dann wird des Windes leises Mun-
keln mir zur verworrenen Stimme bald, und jede
schwache Form im Dunkeln mir zur vertrautesten
Eestalt."
Wieder d'ffnet ein anderer Teil des Schlosses uns
sein Tor. Wir treten ein. Durch hohe Fenster bricht
die Sonne; ihre Strahlen erfllllen hell den Raum.
Sie streichen über ein Bett, das an der Längswand
den Fenstern gegenllber steht. Es ist das Bett, in
dem Annette von Droste-Hülshoff im Mai 1848 ihre
Augen fllr immer schlotz. Diese Augen, die von dem
Vild Lber dem Bett so hell und groß herniederblicken,
die die Schönheit alles Seins, Lie Schönheit ihrer
Heimat in Westfalen, ihrer Wahlheimat am Voden.
see mit heitzer Liebe in sich hmeingetrunken hatten,
um allen Kräften, die darinnen wirken, die sie hinter
allen Dingen spürte, durch ihr Wort Wesen und Ge-
stalt zu verleihen! Ein Lorbeerkranz hängt über
Lem Sterbebett der grotzen deutschen Dichterin, deren
Eedichte Ler Tiefe ihres zeitlosen, weiblichen Seins
entrungen sind. Neben dem Bett steht der Liege-
stuhl, auf dem sie vielleicht manche der Nächte, da sie
Leid gsquält hat, von Lenen ihre Eedichte wissen,
durchgewacht hat.
Aus einer kleinen Kommode ruhen unter Elas
Handschristen Annettens. Und darüber hängt das
Bildnis des Mannes, dem die ganze Liebe dieser
begnadoten Frau gehört hatte: Lewin Schücking. Auf
dem Rüschhaus in der Heimat Westfalen hatte An-
nette mit Lewin Schücking, der als einer der ersten
die Grötze ihres Schafsens erkannt hatte, eine Zeit
tiefsten Elllckes verlebt. Jahrelange Freundschaft und
Liebe verband die beiden Menschen. Und aus ihr
schöpfte Annette immer wieder neue dichterische Kraft.
Dann kam die grotze, bittere Enttäuschung für An-
nette die sie bis zu ihrem Tode nicht verwinden
konnte. Lewin Schllcking, der siebzehn Iahre jllnger
als Annette war, sagte sich von ihr los.
Diese Enttäuschung aber gab der Kunst der Droste
wiederum eine Farbe mehr. Jhre Gedichte stnd nun
von einer bis öahin unerreichten Jnbrunst zur Na.
tur, zu ihrer Heimat unter Wind und Wolken. An-
nstte hatte die Eabe Les zweiten Eesichts. Jedes
Eeräusch im Moor und Ried deutet sie aus. Sie
zieht den Schleier von Len llrgeheimnissen. Sie
sieht in dem Dunkelsten Las Nahe und Nächste. Und
ihre Beschreibung jcheut nicht das Eeraune zu deu.
ten, das darinnen wohnt Alles ist ihr ein gewal-
liges Gleichnis: Latz Las Blut, das in uns flietzt, auch
in den Flüssen und Meeren flietzt, Latz die Toten
in unserem Leben weiterleben. Annette von Droste-
Hülshoff ist in ihrem Schaffen selbst Natur in allen
ihren Elementen.
Eanz aus weiter Ferne schauen die Alpen her-
llber. Unten träumt der See. So ist der Blick
Lurch das Fenster dieses Zimmers, an das sich ein
trauliches Wohnzimmer anschlietzt. Leise streicht der
Wind durch die Bäume, und es ist, als ob die Ee-
dichte Annettens daraus klingen, so wie sie sie einst
von hier aus der Sonne, dem Wind, entgegengesun-
gen hat. Und so werden ste ewig weiter klingen im
deutschen-, Volk.
Oben vor dem iieuen Barockschlotz steht ein Denk-
mal Annettens. Mächtige Kastanienbäume rahmen es
ein. Auf dem Denkmal, Las eine kllnstlerisch sehr
fein gearbeitete Büste der Dichterin trägt, stehen die
Worte: „Der Königin der deutschen Dichterinnen."
Leise sank der Abend, als uns das Schisf sorttrug
von der „Vurg am Meer", die im letzten Sonnen-
schein ausglühte. Der Wind spielte zärtlich mit den
Wellen und es war, als flüsterte er Ler Dichterin
klemer Lkerwkl
-
vuts l,SUNg
Worte, die so ganz ihr ureigenstes Wesen sind, und
die ste von dort oben sprach:
Lebt wohl, es kann nicht anders sein!
Spannt flatternd eure Segel aus,
Latzt mich in meinem Schlotz allein,
Jm öden, geisterhasten Haus.
Lebt wohl und nehmt mein Herz mit euch
Unü meinen letzten Sonnenstrahl;
Er scheide, scheide nur sogleich,
Denn scheiden mutz er doch einmal.
Latzt mich an meines Seees Bord,
Mich schaukelnd mit der Wellen Strich,
Allein mit meinem Zauberwort,
Dcm Alpengeist und meinem 2ch. L. Scholl
Vnä kurlcden 8pitr1 6ie Odren
Träumerel
tzotos bem Buche „Menschen am Waffer" entnommcn.
Brunnen-Berlag. Verlln.
Jn ieder Ehe wird es einmal einen kleinen
Krach geben. Das ist durchaus erfrischend. Und
tut im übrigen der Liebe keinen Abbruch. Soweit
es eben ein „kleiner Krach" bleibt. Aber auch
dabei sollte man strens darauf achten, datz niemals
Kinder Zeugen des elterlichen Zwistes sind. Es ist
doch nun einmal so, datz man sich bei derartigen
Anlässen su gern die beiderseitigen kleinen Schwä-
chen vorwirft.
Da hat man bei Tisch gesessen, Vater bat stch
im Verus geärgert und schlechte Laune mit heim-
gebracht. Er ist später zu Tisch gekommen als
sonst, un-d das Essen ist nicht mehr ganz heitz. lln-
sreundliche, verärgerte Vemerkung: „Das wenigste,
was man verlangen kann, ein anständiges warmes
Essen vorgesetzt zu bekommen!" Emvörung der
Haussrau: „Soll ich vielleicht Stunden das Essen
warmhalten? Denkst Du vielleicht, ich hätte weiter
nichts zu tun? Jhr Männer, Jhr denkt blotz im-
mer, Jhr hättet was zu tun. Unsere Arbeit ist ja
gar nichts — natürlich! Jhr nehmt Euch eben
viel zu wichtig!" „Jch nehme mich wichtig — da
bört doch alles auf! Hast Du nicht erst gestern
gesagt . . ." llnd schon ist der „Krach" im Eange.
Kleine Szene eine Stunde sväter. Kurtchen
möchte aus die Stratze svielen gehen. „Das gibt's
nicht". sagt Mutter, „erst werden die Schularbeiten
gemacht!" „Du darsst mir nichts verbieten!", sagt
Kurtchen, „blotz Vater hat zu bestimmen — er hat
es selber gesagt!" Ohrfeigen rechts und links.
mörderisches Eeschrei! -
Am Abend kleines Nachsviel der Ehetragödie.
„Siehst Du, das hast Du davon, Du untergräbst
meine ganze Autorität bei dem Kinde! Wie soll
ich es erziehen, wenn es mir nicht mehr gehorcht?"
Solche Erlebnisse sind nicht gerade ersreulich.
llnd dem Kinde gegenüber braucht es sväter so
oft harte Worte und bittere Strenge, um einen
Fehler wieder gut zu machen. den im Erunde die
Eltern selbst verschuldet haben. Vor allem aber
sollte man sich einmal eines vor Augen halten:
ein Kind soll in seinen Eltern ein durchaus matz-
gebendes Vorbild sehen. Wenn der eine Elternteil
dem andern in Eegenwart des Kindes seine klei-
nen und grotzen Schwächen vorbält, ihn wissentlich
herabsetzt, so wird damit unweigerlich die Achtung,
die das Kind dem Vater und der Mutter gegen-
llber emvfindet, zerstört. Noch ein anderer Punkt
ist aber zu berllcksichtigen. Das Nervensvstem des
Kindes reagiert aus plötzliche „Ssenen" ost viel
stärker, als der Erwachsene annimmt. Man hat
Untersuchun-gen angestellt mit sogenannten ner-
vösen Kindern und versucht, der Krankheits-
erscheinung im Kindesalter nachzugehen. Dabei
hat sich oft genug ergeben, dah gerade diese ner-
vösen Kinder aus Familien stammen, in denen
der tägliche Zank der Eltern etwas Selbstver-
ständliches ist. Es gibt Kinder, die bereits von
einem nervösen Zittern befallen werden. wenn wie-
der eine solcher elterlichen Szenen im Entstehen
ist. Alle Eltern sollten sich deshalb in Gegenwart
ihres Kindes beherrschen lernen und notwendige
Auseinandersetzungen nur herbeiführen, wenn sie
allein sind. Frau Agnes.
Lommersesen Zn Olaserv
vis Linmsckrsit i5t äs
Jetzt ist die Zeit der Ernte auch für die Haus-
srau, denn ste kann sich jetzt ihre Vorräte fur den
Wmter an Obft und Eemüse aller Art i.eichlich und
preiswert beschaffen. Wir sind ja in unserem Klima
während der Wintermonate und auch zu Frützlings-
anfang fast völlig auf Konserven angewiesea, we-
nigstens da, wo nicht, wie in den grotzen Städten,
zu allen Zeiten frisches Obst und Eemüse zu haben
ist, oder wo man nicht über einen so wohlgefüllten
Geldbeutel verfügt, datz man stch di-e teuren Aus.
landsprodukte jederzeit leisten kann. Aber auch, wo
dies der Fall ist, sollten wir immer Laran denken,
datz wir mit jeder Mark, die fllr ausländische Aep-
fcl, Orangen, Bananen, Toma-ten, Blumcnkohl,
Trauben und dergleichen mehr ausgegeben wird, un-
ser eigenes Land schädigen und unseren LanLwirten
und Eärtnern sowie deren Hilfskräften Arbrits- und
Verdienstmöglichkeiten schmälern. Wo es also ir.
gend angängig ist, da sollten wir uns lieber auf zin.
sere heimischen Produkte beschränken und unser
Augenmerk aus die Frischhaltung richten, durch die
wir Obst und Eemiise zu emer Zeit auf den Tisch
bringen kömnen, in L-er beides sonst nicht metzr aus
dem Jnlande zu haben ist. Natürlich stehen uns
auch taselfertige, käusliche Konserven in reich-er
Fülle zur Verfügung; ist doch die Obs't- und Ee.
müsekonservierung ein Haupterwerbszweig in vielen
fruch-tbaren Eegenden Deutschlastds, und die deutsche
Konservenindustrie hat sich durch die hervorragende
Qualität ihrer Erzeugnisse trotz schärfster Konkur.
renz sogar auf dem Weltmarkte stegreich behaupten
können. Aber wo d-ie Haussrau Zeit hat, ihrc Kon-
seroen selber herzustellen, und wo sie namentlich das
Material hierzu frisch und billig bekommen kann, da
zieht sie die „E i ge n p rodu k t i on" ganz ent-
schi-eden vor.
Aber bei der Frischhaltungist mancherlet
zu beachten, wenn es keine Enttäuschungen gsben
soll. Wie ärgerlich, wenn die Hausfrau ihre Gläser
mit Eingemachtem durchmustert und Verdorbenes
darunter findet, sodatz Material, Zeit und Mllhe
verschwendet sind! Um sich.vor diesen unangeneh-
men lleberraschungen zu schützen, mutz man siib über
die Bedingungen klar sein, unter welchen
Obst und Eemllse keimfrei gemacht und ge.
halten werden kann und diese gewissenhaft erfüllen.
Jn frllheren Zeiten war das Einmachen eine
langwier-ige, schwierige und dabei doch noch ui.sichers
Angelegenheit. Die Konservterung tn
Heitz dampf bezw. Heitzwaster, wie ste uns heute
ur^ am ^leer
üsr MsirltieLmal äer könLAa äer Oicklerivnen
^nnette voa Oroste-külskoLt
äsQQ mit Opslcta ivsräsn dlarmsIclclsQ unä Qslsss dilliysr. Odns Opsktcr llämlicli Icosdsll «iisss äurcd
äis lallgs Locdrsit däuti^ dis rur klältts sill. ^4it Opslctcr jsäocd dslcorllillsll Lis ullFstäkr äas Fallrs
Oswicdt an I^arinslaäs oäsr Oslss !o ciis Olässr. cias 8is an Obst unä üuolcsr in äsll Xoodtopi ysbvll.
Oie
„Volssgemeinschafi"
MUtwoÄ. Le« 1S. JM 1SSS
Hoch stand der Mittag über dem Bodechee und
die Ll.nne vrannte mit heitzem Etühen iiber den Reb-
hangen, als wir durch den Wald nach Meersburg ka-
men. Tiefblauer Himmel über blauer Flut. Hin-
geichmiegt an öen Berg, träumien die alten Häuser,
Lie winkligen Gassen, d-ie Brunnen, in dersn Plät.
schern Lie Vergangenheit raunt, in Ler sommerlichen
Sonnenglui. Trunken von Licht und Farbe ist dieser
Flecken üeutscher Erde, in dem die Krast und die
Wärme südlicher LanLschaft lebt.
Meersburg, das ist wie eine Melodie von strah-
lendem Sonnenschein, leuchtend blauem Himmel, wo-
genden Wellen, über dencn Möven kreisen. Das ist
wie eine Melodis, in der alles Fernweh des deut-
schen Sehnsuchtsmenschen schwingt, wenn in weiter
blauer Ferne die schneeigen Gipfel der Alpen her-
überleuchten.
Vielleicht ist es deshalb die Wahlheimat unserer
großen Dichterin Annette von Droste-Hülshoff ge-
worden. Die ganze Stadi überragend, steht droben
die „Burg am Meere", in der Annette ihre acht
letzten Lebensjahre verlebt hat.
Durch das Stadttor, eine kleine Easse hinauf,
vorbei an der alten Mllhle, sührt uns der Weg nach
dem Schlotz, dessen ältester Teil, der Dagvbertsturm,
ini Jahre 638 erbaut wurde. Mancher Leulsche Kai-
ser hatte hier Zuslucht gefunden. Konradin, der
liitzte Hohenstaufe, weilte noch einmal hier, ehe er
seine letzte Fahrt antrat. 1799 war das Schlotz von
Franzosen besetzt. Seit 1806 gehört es zu Baden.
llnd hier in den Mauern dieses Schlosses, wo so
viel deutsche Eeschichte lebendig ist, wohnte Annette,
als East ihres Schwagers, des Freiherrn von Latz-
berg, nachdem sie aus dem „Land der roten Erde" —
wo sie 1797 auf dem Hülshoff bei Münster geboren
— nach dem Süden gegangen war.
Eine Fallbrücke verbindet das auf einem Felsen
gebaute Schlotz mit der Stadt. Eseu rankt sich um
den Torturm. Durch lange Rittersäle, Lie Lanzen
und Waffen schmllcken, durch das Waffenlager, vorbei
an einem unterirdischen Eang geht es zunächst. Die
Vergangenheit webt an allen Ecken. llnd erst hier
kann einem vieles von dem, was die Droste auf die-
sem Schlosse, verbunden mit allem Wesen und Sein,
kraft ihrer Sprachgewalt, aus dem verborgensten
Erund in das Bereich des Bewutztseins hob, recht
zur Offenbarung werden. Und man versteht, wenn
ste aus dieser llmwelt heraus ruft: „Dann ist es mir,
Lls hör' ich reiten und klirren und entgegenziehn
mein Vaterland oon aNen Seiten, und seine Küsse
fühl' ich Mhn. Dann wird des Windes leises Mun-
keln mir zur verworrenen Stimme bald, und jede
schwache Form im Dunkeln mir zur vertrautesten
Eestalt."
Wieder d'ffnet ein anderer Teil des Schlosses uns
sein Tor. Wir treten ein. Durch hohe Fenster bricht
die Sonne; ihre Strahlen erfllllen hell den Raum.
Sie streichen über ein Bett, das an der Längswand
den Fenstern gegenllber steht. Es ist das Bett, in
dem Annette von Droste-Hülshoff im Mai 1848 ihre
Augen fllr immer schlotz. Diese Augen, die von dem
Vild Lber dem Bett so hell und groß herniederblicken,
die die Schönheit alles Seins, Lie Schönheit ihrer
Heimat in Westfalen, ihrer Wahlheimat am Voden.
see mit heitzer Liebe in sich hmeingetrunken hatten,
um allen Kräften, die darinnen wirken, die sie hinter
allen Dingen spürte, durch ihr Wort Wesen und Ge-
stalt zu verleihen! Ein Lorbeerkranz hängt über
Lem Sterbebett der grotzen deutschen Dichterin, deren
Eedichte Ler Tiefe ihres zeitlosen, weiblichen Seins
entrungen sind. Neben dem Bett steht der Liege-
stuhl, auf dem sie vielleicht manche der Nächte, da sie
Leid gsquält hat, von Lenen ihre Eedichte wissen,
durchgewacht hat.
Aus einer kleinen Kommode ruhen unter Elas
Handschristen Annettens. Und darüber hängt das
Bildnis des Mannes, dem die ganze Liebe dieser
begnadoten Frau gehört hatte: Lewin Schücking. Auf
dem Rüschhaus in der Heimat Westfalen hatte An-
nette mit Lewin Schücking, der als einer der ersten
die Grötze ihres Schafsens erkannt hatte, eine Zeit
tiefsten Elllckes verlebt. Jahrelange Freundschaft und
Liebe verband die beiden Menschen. Und aus ihr
schöpfte Annette immer wieder neue dichterische Kraft.
Dann kam die grotze, bittere Enttäuschung für An-
nette die sie bis zu ihrem Tode nicht verwinden
konnte. Lewin Schllcking, der siebzehn Iahre jllnger
als Annette war, sagte sich von ihr los.
Diese Enttäuschung aber gab der Kunst der Droste
wiederum eine Farbe mehr. Jhre Gedichte stnd nun
von einer bis öahin unerreichten Jnbrunst zur Na.
tur, zu ihrer Heimat unter Wind und Wolken. An-
nstte hatte die Eabe Les zweiten Eesichts. Jedes
Eeräusch im Moor und Ried deutet sie aus. Sie
zieht den Schleier von Len llrgeheimnissen. Sie
sieht in dem Dunkelsten Las Nahe und Nächste. Und
ihre Beschreibung jcheut nicht das Eeraune zu deu.
ten, das darinnen wohnt Alles ist ihr ein gewal-
liges Gleichnis: Latz Las Blut, das in uns flietzt, auch
in den Flüssen und Meeren flietzt, Latz die Toten
in unserem Leben weiterleben. Annette von Droste-
Hülshoff ist in ihrem Schaffen selbst Natur in allen
ihren Elementen.
Eanz aus weiter Ferne schauen die Alpen her-
llber. Unten träumt der See. So ist der Blick
Lurch das Fenster dieses Zimmers, an das sich ein
trauliches Wohnzimmer anschlietzt. Leise streicht der
Wind durch die Bäume, und es ist, als ob die Ee-
dichte Annettens daraus klingen, so wie sie sie einst
von hier aus der Sonne, dem Wind, entgegengesun-
gen hat. Und so werden ste ewig weiter klingen im
deutschen-, Volk.
Oben vor dem iieuen Barockschlotz steht ein Denk-
mal Annettens. Mächtige Kastanienbäume rahmen es
ein. Auf dem Denkmal, Las eine kllnstlerisch sehr
fein gearbeitete Büste der Dichterin trägt, stehen die
Worte: „Der Königin der deutschen Dichterinnen."
Leise sank der Abend, als uns das Schisf sorttrug
von der „Vurg am Meer", die im letzten Sonnen-
schein ausglühte. Der Wind spielte zärtlich mit den
Wellen und es war, als flüsterte er Ler Dichterin
klemer Lkerwkl
-
vuts l,SUNg
Worte, die so ganz ihr ureigenstes Wesen sind, und
die ste von dort oben sprach:
Lebt wohl, es kann nicht anders sein!
Spannt flatternd eure Segel aus,
Latzt mich in meinem Schlotz allein,
Jm öden, geisterhasten Haus.
Lebt wohl und nehmt mein Herz mit euch
Unü meinen letzten Sonnenstrahl;
Er scheide, scheide nur sogleich,
Denn scheiden mutz er doch einmal.
Latzt mich an meines Seees Bord,
Mich schaukelnd mit der Wellen Strich,
Allein mit meinem Zauberwort,
Dcm Alpengeist und meinem 2ch. L. Scholl
Vnä kurlcden 8pitr1 6ie Odren
Träumerel
tzotos bem Buche „Menschen am Waffer" entnommcn.
Brunnen-Berlag. Verlln.
Jn ieder Ehe wird es einmal einen kleinen
Krach geben. Das ist durchaus erfrischend. Und
tut im übrigen der Liebe keinen Abbruch. Soweit
es eben ein „kleiner Krach" bleibt. Aber auch
dabei sollte man strens darauf achten, datz niemals
Kinder Zeugen des elterlichen Zwistes sind. Es ist
doch nun einmal so, datz man sich bei derartigen
Anlässen su gern die beiderseitigen kleinen Schwä-
chen vorwirft.
Da hat man bei Tisch gesessen, Vater bat stch
im Verus geärgert und schlechte Laune mit heim-
gebracht. Er ist später zu Tisch gekommen als
sonst, un-d das Essen ist nicht mehr ganz heitz. lln-
sreundliche, verärgerte Vemerkung: „Das wenigste,
was man verlangen kann, ein anständiges warmes
Essen vorgesetzt zu bekommen!" Emvörung der
Haussrau: „Soll ich vielleicht Stunden das Essen
warmhalten? Denkst Du vielleicht, ich hätte weiter
nichts zu tun? Jhr Männer, Jhr denkt blotz im-
mer, Jhr hättet was zu tun. Unsere Arbeit ist ja
gar nichts — natürlich! Jhr nehmt Euch eben
viel zu wichtig!" „Jch nehme mich wichtig — da
bört doch alles auf! Hast Du nicht erst gestern
gesagt . . ." llnd schon ist der „Krach" im Eange.
Kleine Szene eine Stunde sväter. Kurtchen
möchte aus die Stratze svielen gehen. „Das gibt's
nicht". sagt Mutter, „erst werden die Schularbeiten
gemacht!" „Du darsst mir nichts verbieten!", sagt
Kurtchen, „blotz Vater hat zu bestimmen — er hat
es selber gesagt!" Ohrfeigen rechts und links.
mörderisches Eeschrei! -
Am Abend kleines Nachsviel der Ehetragödie.
„Siehst Du, das hast Du davon, Du untergräbst
meine ganze Autorität bei dem Kinde! Wie soll
ich es erziehen, wenn es mir nicht mehr gehorcht?"
Solche Erlebnisse sind nicht gerade ersreulich.
llnd dem Kinde gegenüber braucht es sväter so
oft harte Worte und bittere Strenge, um einen
Fehler wieder gut zu machen. den im Erunde die
Eltern selbst verschuldet haben. Vor allem aber
sollte man sich einmal eines vor Augen halten:
ein Kind soll in seinen Eltern ein durchaus matz-
gebendes Vorbild sehen. Wenn der eine Elternteil
dem andern in Eegenwart des Kindes seine klei-
nen und grotzen Schwächen vorbält, ihn wissentlich
herabsetzt, so wird damit unweigerlich die Achtung,
die das Kind dem Vater und der Mutter gegen-
llber emvfindet, zerstört. Noch ein anderer Punkt
ist aber zu berllcksichtigen. Das Nervensvstem des
Kindes reagiert aus plötzliche „Ssenen" ost viel
stärker, als der Erwachsene annimmt. Man hat
Untersuchun-gen angestellt mit sogenannten ner-
vösen Kindern und versucht, der Krankheits-
erscheinung im Kindesalter nachzugehen. Dabei
hat sich oft genug ergeben, dah gerade diese ner-
vösen Kinder aus Familien stammen, in denen
der tägliche Zank der Eltern etwas Selbstver-
ständliches ist. Es gibt Kinder, die bereits von
einem nervösen Zittern befallen werden. wenn wie-
der eine solcher elterlichen Szenen im Entstehen
ist. Alle Eltern sollten sich deshalb in Gegenwart
ihres Kindes beherrschen lernen und notwendige
Auseinandersetzungen nur herbeiführen, wenn sie
allein sind. Frau Agnes.
Lommersesen Zn Olaserv
vis Linmsckrsit i5t äs
Jetzt ist die Zeit der Ernte auch für die Haus-
srau, denn ste kann sich jetzt ihre Vorräte fur den
Wmter an Obft und Eemüse aller Art i.eichlich und
preiswert beschaffen. Wir sind ja in unserem Klima
während der Wintermonate und auch zu Frützlings-
anfang fast völlig auf Konserven angewiesea, we-
nigstens da, wo nicht, wie in den grotzen Städten,
zu allen Zeiten frisches Obst und Eemüse zu haben
ist, oder wo man nicht über einen so wohlgefüllten
Geldbeutel verfügt, datz man stch di-e teuren Aus.
landsprodukte jederzeit leisten kann. Aber auch, wo
dies der Fall ist, sollten wir immer Laran denken,
datz wir mit jeder Mark, die fllr ausländische Aep-
fcl, Orangen, Bananen, Toma-ten, Blumcnkohl,
Trauben und dergleichen mehr ausgegeben wird, un-
ser eigenes Land schädigen und unseren LanLwirten
und Eärtnern sowie deren Hilfskräften Arbrits- und
Verdienstmöglichkeiten schmälern. Wo es also ir.
gend angängig ist, da sollten wir uns lieber auf zin.
sere heimischen Produkte beschränken und unser
Augenmerk aus die Frischhaltung richten, durch die
wir Obst und Eemiise zu emer Zeit auf den Tisch
bringen kömnen, in L-er beides sonst nicht metzr aus
dem Jnlande zu haben ist. Natürlich stehen uns
auch taselfertige, käusliche Konserven in reich-er
Fülle zur Verfügung; ist doch die Obs't- und Ee.
müsekonservierung ein Haupterwerbszweig in vielen
fruch-tbaren Eegenden Deutschlastds, und die deutsche
Konservenindustrie hat sich durch die hervorragende
Qualität ihrer Erzeugnisse trotz schärfster Konkur.
renz sogar auf dem Weltmarkte stegreich behaupten
können. Aber wo d-ie Haussrau Zeit hat, ihrc Kon-
seroen selber herzustellen, und wo sie namentlich das
Material hierzu frisch und billig bekommen kann, da
zieht sie die „E i ge n p rodu k t i on" ganz ent-
schi-eden vor.
Aber bei der Frischhaltungist mancherlet
zu beachten, wenn es keine Enttäuschungen gsben
soll. Wie ärgerlich, wenn die Hausfrau ihre Gläser
mit Eingemachtem durchmustert und Verdorbenes
darunter findet, sodatz Material, Zeit und Mllhe
verschwendet sind! Um sich.vor diesen unangeneh-
men lleberraschungen zu schützen, mutz man siib über
die Bedingungen klar sein, unter welchen
Obst und Eemllse keimfrei gemacht und ge.
halten werden kann und diese gewissenhaft erfüllen.
Jn frllheren Zeiten war das Einmachen eine
langwier-ige, schwierige und dabei doch noch ui.sichers
Angelegenheit. Die Konservterung tn
Heitz dampf bezw. Heitzwaster, wie ste uns heute
ur^ am ^leer
üsr MsirltieLmal äer könLAa äer Oicklerivnen
^nnette voa Oroste-külskoLt
äsQQ mit Opslcta ivsräsn dlarmsIclclsQ unä Qslsss dilliysr. Odns Opsktcr llämlicli Icosdsll «iisss äurcd
äis lallgs Locdrsit däuti^ dis rur klältts sill. ^4it Opslctcr jsäocd dslcorllillsll Lis ullFstäkr äas Fallrs
Oswicdt an I^arinslaäs oäsr Oslss !o ciis Olässr. cias 8is an Obst unä üuolcsr in äsll Xoodtopi ysbvll.