Orany geäußert, i>a dies eine schwere Verletzung der litauischen
Neutralität bedeute und Komplikationen mit den Russen unvermeid-
lich zur Folge Haden würde. Ohne Las endgültige Ergebnis der
Verhandlungen abz-uwarten, griffen -inzwischen die Polen mit star-
ken Kräften Orany an, um auf diese Weise die litauisch^ Delegation
-in Su-walki un-d die fünfgliedrige Kommission des Völkerbundes -vor
vollendete Tatsachen zu stellen- und durch Waffengewalt die Ent-
scheidung zu ungunsten Litauens zu erzwingen. Dieser p o lu ische
W a f f e n st i l l st a n d s b r u ch bedeutet eine neue Verletzung der
Entschließung des Völkerbundes und ist ein neuer Beweis für die
rücksichtslose Eroberungspolitik Polens gegenüber Litauen.
Wilson für den Völkerbund.
W a s h i ngton, 5. Olt. In einem- Aufruf sn die Ameri-
kaner anläßlich der bevorstehenden Präfidenkenwahl-en fordert Wil-
son zur Unterstützung -des Völkerbundes auf und erstarr, die Be-
hauptung. daß die Vereinigten Staaten auf Grund des Artikels 10
der Völkerbündssatzunaen von anderen Nationen zu einem Kriege
genötigt -werden könnten, sei vollständig unrichtig. Nichts, was in
-in den Bölkerbundssatzungen stehe, hindere den Kongreß, den Krieg
zu erklären oder nicht zu- erklären.
Badische Politik.
Bis jetzt 262 Millionen Besitzsteuern in Baden.
In der Presse tauchen von Zeit zu Zeit immer wieder Nach-
richten auf, wonach auch in Baden die Veranlagung zu den Besitz-
steuern des Reiches im Rückstand sei. Bon den Frftbesoldeten und
Arbeitern, so heißt es, werde die Einkommensteuer durch Lohnabzug
peinlich genau erhoben, wä-hrsnd die Besitzenden von St-euer-
Iriftungen mehr oder weniger verschont blieben. Daß -dem nicht so
ist, und' daß vielmehr auch die Besitzsteuern in Baden durchgeführt
werben, zeigen folgende Feststellungen:
Die Veranlagung zur Kriegsabgabevom Einkom -
m e n für das Rechnungsjahr- 19-19 ist in Baden durchgeführt und
abgeschlossen. Das Ergebnis beläuft sich auf 100 Millionen.
Die Veranlagung zur Kriegsabgabe vvm Vcrmö-
ge N s z u w a ch s für -das Rechnungsjahr 1919 ist zum überwiegen-
den Teil vollzogen. Das Ergebnis beträgt bis jetzt rund 142 Mil-
lionen. Die Steuer-kommissärbezirke, die mit der Veranlagung n-och
llm Rückstand sind, werden dies« in- der allernächsten Zeit beendigt
haben.
Di« Veranlagung zum Reichsno töpfer und zur Be-
sitzsteuer ist überall im Gang, naturgemäß aber noch nicht weit
-vorgeschritten, da -di« Frist für di« Abgabe- der Steuererklärungen
'bekanntlich erst mit Ende September abgetausen ist. Die Vor-
auszahlungen auf das Roichsnotopfer haben in Baden bis
cheut-e die Hohe von 25 Millionen erreicht.
Die vorläufige Veranlagung zur Einkommensteuer aller der-
jenigen, die die Steuer nicht durch Lohnabzug entrichten, ist im gan-
zen Lande m der Hauptsache durchgeführt. Die Steuerbescheide und
Steueranforderungsschreiben sind zugesteilt. Die Steuererhebung
-durch Lohnabzug vollzieht sich bei uns im Lande reibungslos.
Ausammenf-assend- darf deshalb gesagt werden, daß -dank der
aufopfernden und- pfl-ichtireu-en Arbeit -der Finanzbeamten in Baden
die Veranlagung zu den neuen Reichsst-euern jetzt durchgeführt oder
im besten Zuge ist.
Die Großschiffahrtswege vom Rhein zur Donau und ihre technischen
Einrichtungen.
Karlru-he, 3. Oktober.
Der Vortrag Ehlgötz, über den wir gestern kurz berichteten,
chew-egte sich in folgenden Gedankengängen:
Deutschlands Lage »m Herzen des kulturellen Europa sichert
unserem Vaterland« in Zukunft den Durchgangsverkehr -des Welt-
.Handels. Diese verkehrsgeographische Gunst gewährt uns jedoch
-nur -bann den Versehr, wenn unsere Energie diese Verkehrsvorzüge
fausnützt. Es gilt ein« einheitliche großzügige V« r-
ckchrspolitik zu treiben. Seeverkehr, Eisenbahnen und Bin-
in-enwasserstraß-en müssen zu einem großzügigen Ganzen als organi-
fsä)er Teil der deutschen Wirtschafts- und Handelspolitik zusammen-
:gefaßt werden.
Dein Ausbau unseres Binnenwasier-straßen-netzes erwachsen
unter diesem Gesichtspunkte hervorragende Aufgaben. Die durch
die Flüsse gegebene Nordsüdrichtung ist zu ergänzen durch ein
Wasterftraßennetz in- ostwestlicher Richtig. Die Schiffahrlsr-inn-e
-des Rheins ist in ihrem- Oberlauf bis zum Bodensee schiffbar zu
machen. Die Verbindung mit der Donau ist zu erstreben durch
ieinen Kanal Bodenfee-Donau, durch die Kanalisierung des Neckars
-und di« Verbindung des Neckars mit der Donau. Hier enrsteht ein
Verkehrsdreieck Mannheim-Ulm, Mannheim-Bafel, Bafel-Boden-
see-Ulm im deutschen Wasser-straßennetzjdtirch das Südwestdeulsch-
ckan-d durch den Rhein mit der Nordsee, durch -die Donau mit dem
Schwarzen Meer und durch die schweizer und französischen Kanal-
pläne über die Rhone mit dem Mittelmeer verbunden wird. Die
Schiffbürm-ach-Mg dieser Wasserstraßen erfolgt durch Regulierung,
durch Kanalisierung oder -durch Anlage von Seitenkan-älen. Süd-
westdeutschland ist bei dem Ausbau dieser Wasserstraßen besonders
Max Bruch
Berlin, 2. Okt. Der Komponist Mar Bruch, der Ehrensenator
der Akademie der Künste, ist heute nacht gestorben.
* *
Wir sollten -das Haupt vor diesem Nestor der deutschen M-usikwel-t
-neigen, der in der Nacht auf Samstag in Friedenau 83jährig gestorben
ist. Er war wie selten einer fähig und berufen, dem Volke teilzugcdcn
von feinem tiefsten Erleben. Der Quell feiner Schöpfung war die Freude
an der klaren, gefälligen, einleuchtenden und trotz gelehrtester Satzarbeit
-und großartiger Kontrapunktik stets unmittelbar fesselnden Melodik. Die
Mar durch -den viel herberen Brahms in den Hintergrund gedrängt wor-
tden. Wohl möglich, daß Bruchs populärste Werke schneller verblassen
lwerben, gerade weil sie dem Verstehen und Rachempsinben zu geringe
Schwierigkeiten machen. Aber es wirb, -von der Zeit unabhängig, immer
.-wieder -Künstler geben, die aus sie Romantik -des G-Mott-Konz-eris, -der
Schottischen Phantasie für Geige, die für di« zarte Lücke des Mignon-
Dratoriums oder die vornehme Einfalt feiner Lieder und der Oper „Lo-
-reiey" «ingeschworen sein werden. Gewiß bröckelt von dem Wert des
„Odysseus", des „Fritjof" langsam Stein um Stein ab. Doch wenn
chier auch nur Rest«. Bravourarien für Virtuosen dauern sollten, — die
j-überlegen und in berauschender Tonfülle dahinschwebenden drei Mcs-
-f« n sähe (op. 35) bleiben für hie Ewigkeit. Dies eine großartige Werk
würde den R-amen Bruch mit eisernem Griffel in die -Geschichte leben-
tdi-ger Musik immer «ngefchrickben -schalten. Unsere Mannerchöre
Hchäyen mit Recht die -wuchtenden und melodisch klaren Weisen des
j,M e ss o b r U n n e r Gebets", des „N o r m a n n e n zu g s", des
„Gesangs der Heilig«« drei Könige". Auch hier ist ein
Denkmal, dauerhasler als BuchMeratur. Der vielgetvanderle -und viel
igcehrte Meister blieb bis zum -Erlahmen seiner zähen Kräfte als Lehrer
,und Schaffender auf feinem Posten. Erst sehr spät brauchte seine Stelle
chs Leiter einer Kompositivnsmeffte-rkiasse in der Hochschule neu besetzt
«u werden. Als Hemmung gegen das phantastische Gebaren der Mo-
,-bernen, als milder, leuchtender Glanz ewig-schöner Romantik bleibt Mop
Bruch uns Heutigen Vorbitd und Meister.
Theater, Kunst und Wissenschaft.
Konzert Friedberg—Flesch—Becker (Werke von Ludwig van Beethoven).
Wir feiern in diesem Jahr Beethovens 15V. Geburtstag. Das kommt
gerade gelegen. -Es ist einmak so, der Deutsche rckmmk nm Bergniigon
günstig KestM duvH bi« -gseichz-eitige verk«h-rswtrtfchaft!iä>e und
kraftwirtschaftliche Bedeutung seiner Wasserwege. Diese Bundes
genüflenschaft von Wasserstraße und Kraftkanal sichert uns sMst
in unserer heutigen kargen Zeit id-cn Ausbau der Wasserwege Süd-
westdeutschlands, denn- die gewonnen« Energie bei der Schiffahrts-
straße ermöglicht es uns, einen großen Teil des Bauaufwandes,
be; bestimmten Strecken, so auch beim Neckar, den gesamten zu- ver-
zinsen und zu tilgen. Die Kohtenarm-m zwingt uns so zur Ge-
winnring der „weißen Kohle".
Zur äußersten Ausnutzung der Wasserkraft können wir durch
die Wahi der Schleusen bei llederwindumg der GefäWufen in ben
kanalisierten Flüssen wesentlich beitragen. Es kommen hier in Be-
tracht: Schleuse mit Sparbecken, Schiffshebewerke, Schrffsei-ftn-
bahnen. Tauchschleusen. Ein« besonders wichtige Älchgabe für dis
Elektrizitätsversorgung echsischt den Zasam-m««W»k möglichst sämt-
licher Kraftwerke Südwestdeutfchlands. Es gilt, die Niederdruck-
werke an den Füssen, die Hochdruckwerk« im Gebirge und die Dampf-
kraftwerke zu einem groß n N«tz zufammeiMsichließen, um di« ge-
wonnene Energie dem Bedarf entsprechend an die örtlichen Ver-
brauchsstellen leiten zu können.
Die Bauten unserer südwestdeutschen Wasserstraßen gilt es im
Zeitgeist zu formen, denn sie sind dazu berufen. Äs Ausdruck unserer
Zellkultur kommenden Geschlechtern Zeugnis abzulegen von der
Höhe unserer archi-t-ektonischc-n Kultur. Wehre, Schleusen und
Krcrfthäuser mit ihren schlanken aus dem Wasser aufstei-genden
Steinbauten und -den von -Ufer zu Ufer sich spannenden.- Brücken
werden sich als Trutzburgen neuzeitlicher Art in dem gestau-wn
Wasser der Flüsse spiegeln. Ehemals Laute nmn K-astells an wich-
tigen Punkten der Landstraße, um ben Verkehr auf diesen zu sichern.
Solche Burgen werden die neuen- Banken, B u rge n d erTech -
n i k. die die Schiffahrt ermöglichen und sichern, die aber auch die
rohe Kraft des Wassers für den menschlichen Fortschritt, für den
Wiederaufbau unserer Wirtschaft fesseln. Es gilt, alle Bauwerke
in das Landschafls- oder Stadtbild harmonisch einzufügen, es M,
di« baukünstlerische Durchdringung -des wirtschaftlichen und geistigen
Willens, der sich im Kanalgedan-k-en ausdrückt.
Große und schwere, aber auch lohnende Aufgaben! Ihre
Lösung fetzt voraus: Freude an Staat und Volk, Gefühl für die
Miloc--onlwvrtlichk«it an dem Werk, Freude darum auch an der
Arbeit selber, deren Sinn und Zweck sich nicht darin erschöpft, daß
wir unseren eigenen Kernen Willen nicht über jene großen Merke
stellen. _
Soziale Rundschau.
Leichtfertige Vernichtung von Vvttsvermögen!
-Allgemein werden lebhafte Klagen laut, daß die große Mafse
der Bevölkerung infolge der jetzigen Phantasiepreise nicht mehr in
der Lage ist, sich Wäschestücke und dergleichen anzuschafftn. In
vielen Familien, bostmders bei den- kinderreichen, sieht es in dieser
Hinsicht geradezu jammervoll aus. Während des 4jährigen Krieges
waren die Familien nicht in der Lage ihre WSschebestände zu ergän-
zen, die Folge ist, daß viele -Familien »olkständig zerlumpt sind. Auch
der Staat und die Gemeinde, -die Anstalten zu unterhalten haben,
leiden gleichfalls unter diesem Notstand- und sind kaum mehr in der
Lage Neuanschaffungen von Bettwäsche vorzunehmen. Angesichts
dieser Verhältnisse muß es als «in u ne r h ö r t e r S k a n d a l be-
zeichnet werden, daß in Neckarzimmern- mBaracken der deutschen
Maschinenfabrik Duisburg, tausen-de von wollenen Decken und Bett-
wäsche in sehr mangelhafter Weise gelagert sind, sodaß diese wert-
volle Ware nahezu durch Mäusefraß und feuchte Lagerung vernichtet
ist. Die Wäsche, di« für die Kriegsgefangenen bestimmt war, ist
E i g e n t u m d e r R e i ch s v e r w alt u n g und heute noch lagert
sie in diesen Baracken. Man muß sich fragen, sind die hier zustä-n-
digekl Stellen völlig weltfremd, daß sie von dem großen Mangel an
Wäsche und dcrgl. bei der großen Masse der Bevölkerung nichts
wissen, oder aber hat dieses Lager auch eines der berüchtigten-Ab-
wicklungsstellen unter sich, die durch derartige Maßnahmen die Ar-
beit zu strecken versuchen, damit sie nicht arbeitslos werden.
Eine solche Vernichtung an so wertvoller Ware ist ein Ver -
b r e chen a n der Allgemeinheit, und die Schuldigen ge-
hören unter allen Ä-m-Mnden zur Rechenschaft gezogen und nicht
allein für den Schaden haftbar gemacht, sondern auch wegen leicht-
fertiger Vernichtung von Volksvcrmögen hinter Schloß und Riegel
gesteckt.
Drei Millionen Erwerbslose stellte der Arbeiisminist-cr "L.
Brauns in einer Rede in Dresden W-. Viele Erwerbslose feien
schon- sehr lange ohne Arbeit. Das Erw-erbslosenproblem wird zu
einer Umgestaltung in der Wirtschaft führen. Eine Vereinfachung
der Wirtschaft, eine Äebcrwinduirg der vielen Awifchengtstder zwi-
schen Produzenten und Konsumenten sei nötig. Industrie und Kviw
sumenten müßten organisiert werden. Genossenschaften und große
Korporationen haben das- in die Wege zu leiten. Der Warenhun-
ger fei sehr groß und große Kredite der Regierung werden -bereit-
gestellt werden, um die Industrie in Gang zu -halten. Seit langer
Zeit sollten den Erwerbslosen- Beihilfen- bewilligt werden, ebenso
sollen für den Winter für Beihilfen -der Erwerbslosen gesorgt wer-
den. Die sogenannt« Karenzzeit für Kurzarbeiter soll aufgehoben
werden.
jede Gelegenheit wahr, um Fest« zu feiern. Inwieweit hiermit der Kunst
gedient wird, läßt sich nicht so ohne weiteres öart-mr. Auf alle Fälle bedarf
es einer starken Konzentration, wenn man alle die Inhalte in sich ver-
arbeiten will, die sich in der kommenden Zeit» uns dielen werden. Die
beste Kost verliert an Geschmack, wenn man- sie überreichlich genießt. Auch
Beethoven selbst schlürft« frisches Wasser aus anderen Quellen, um sich
daran zu erfrischen.
Am Sonntag vormittag reproduzierten Earl Fried berg. Carl
F l e f ch und Hugo Becker Werke von Beethoven mit einer erkennbaren
Liebe zu dieser Kunst. Was ba widerstrahlt«, das war «in Stück Seel«,
war lauter- Wahrheit. — Eriöbberg kannten wir dis jetzt mir als Solisten
mst künstlerisch hervorragenden Qu.-litäten. Mit derselben Künstlerisch-aft
führte er im Klaviertrio, dis ins Letzte sich hmetickebend, aber stets in
dem Bewußtsein, daß ander« mit ihm erleben, daß er sich auch unterord-
nen muß, baß er Teil ist eines Ganzen. Man müßte «s fühlen, -daß hier
eine höhere Eingebung alle Spielenden m gleicher Weise beeinflußte.
Eine gleichmäßiger« Besetzung wird kaum zu erreichen fein, vielleicht auch
kaum eine bessere. Fern von aller Virtuosität ist «s diesen Künstlern
darum zu tun, der Kunst zu dienen und künstlerische Eckdnisse zu offen-
baren. — Das scheint mir das höchste, was man reproduzierenden 'Künst-
lern nachjagen kann. Es.
Stadttheater.
Margarete.
Ls gibt ein bewährtes Rezept, das lautet: „Man nehme einen
bereits verarbeiteten Stoff, em Schauspiel, ein Drama, entferne sorg-
fältig den Kern und reinige das ÄebriA-lejbende peinlich von allen An-
hängseln (d. h. streiche jo alles Gedankentiefe «ich innerlich Wertvolle),
dis man eine recht alltägliche Liebesgeschichte erhält. Hinein rühr« man
ein gutes Quantum zuckersüß« Senkimentalltäton und mache bas Ganze
durch allerlei Zutaten und Gewürze schmackhaft: in de« ersten Akt kommt
ein wenig Hokuspokus, blaue Beleuchtuirg, züngelnde Mammen (die mög-
lichst viel Räuch verbreiten müssen); in den zweiten muß ein schmissiger
Walzer eingefügt fein.; im dritten bescheint der Mond nicht «ndenwollonde
Liebesszenen, bei denen ma« in Partitur «ich Textbuch Seiten streichen
konnte. Ein Mord darf nicht schken. Dcffkr Hot man den vierten ÄU.
Der letzte aber mu-ß alles versöhnen und «i reinste Harmonie« auflösen:
Enge! schweben nieder «nd trag« die arme Serke empor zum Himmel."
Unzählige Opern entstanden auf dtche Art. ÄXd so wurde auch aus
dem Gocthefchen „Fmch" «ne wunderfchvm „Margarete" «och Goethe.
Der künstlerisch fühlende -M«Wch wird immer nm «ine -Lnlwe-chung feines
„Foust" cmpfmden «ch sich Mch durch gut« Dtelk-n in Eounvds MusK
Eine steigende Altersrente hat bi« däuische Sozialgeseßgebciug
jetzt ein-gcführl. Während die Versicherten vom ist>. Lebensjahr a"
Anspruch- auf Rente haben, steigt diese Rente ganz wesentlich, st
-nachdem, ob der Versicherurrg-sberechtWt sofort von dem Recht Ge-
brauch macht oder erst später. Sv beträgt die Rente z. B. bei 60
Jahren 786 Kr., «in Jahr später aber 840 Kr. und fünf Ia-Hr- spä-
ter 1140 Kr.. Man will die Ar-beitskrastso mögiiW lange erholten,
damit aber Ktgleich dem einzelnen -dadurch fernen Vorteil gewähren.
Aus -em Parteileben.
Zum sozialdemokratischen Parteitag.
Wie di« „P. P. N." hören, wird der svziÄdemokrati'sche Par-
teitag in Kassel bei seiner Eröffnung am 10. Oktober von dem Kas-
seler Oberbürgermeister Scheidemann begrüßt werden. Im Name»
des Partsivorsta-ttdes wird der Alterspräsident der Nationalver-
sammlung Wilhelm Pfgmrk-uch antworten, der bekanntlich bis r»
feinem Eintritt in den Parteivorstand in Kassel gewohnt und gewirkt
hat. Als Vorsitzender des Parteitags sind der früher« Reichskanz-
ler Hermann- Müller und -der Vorsitzende der sozialdemvkrafffchen
Lcmdesversamml-ungsfraktivn in Preußen, Hauschild-Kassel, in Aus-
sicht genommen. Im Gegensatz zu den letzten Jahren erwartet mau
auf diesem Parteitag wieder eine ganze Reih« von Ber(r«t«rn sozia-
listischer Parteien des Auslandes.
Aus de«! Iustizdisnst. Der bisherige Kriegsgerichtsrat Volley
-in Freiburg.ist zum Oberregierungsrot und KÄleglalmitgkie-d beim Justiz-
ministerium ernannt worden. Boliey gehört der soziÄLemokralischen
Partei an un-d hat bis jetzt die Ausl-andspol-itik in der Freiburger „Vclks-
wacht", dcreir Mitarbeiter er ist, behandelt, -ferner war er bei der ver-
flossenen Reichstags-Wahl auf der Reichslist« unserer Partei als Kandidat
aufgestellt.
M. Eberbach, 2. Okt. Am letzten Mittwoch sprach Gen. Pfarrer
Stelz von Reunstetten in der städtischen Turnhall« bei einem vollbe-
setzten Haus über „EhriskMum und Sozialismus". Gen. Stetz erläuterte
den Werdegang von Lhr-istenlum un-d Sozialismus von der Wieg« an
und kam zu dem Schlüsse, daß es ohne Sozialismus kein wahres Lhrift-en-
tum gebe» kann. Schon 2000 Jahre gibt es Christen, die immer von
der Kirche auf das Jenseits vertröstet werden, auf das Himmelreich, und
hier auf Erden darben musst» für den Kavitalismus. Gen. Stelz bc-
haupiet offen, daß Kirche und Geistlichkeit hier -viel gesündigt haben an
beir Armen gegenüber -der Lehnen Christus und «S wär« jetzt Zeit, das
Versäumte nachzuhoien. Christentum und Sozialismus gehören zusam-
men, sie müssen Hand in Hand arbeiten, um den Kapitalismus zu fesseln,
um die Vergesellschaftung und den Sozialismus auf der ganzen Welt
herüeizuflihren. An der Diskussion beteiligten sich sieben Redner, die sich
alle nri! den Ausführungen von Gen. Stelz einverstanden erklärten bis
auf zrvsi Redner, Herrn Pfarrer ParebEberbach und ein Herr Köhler
Herr Pfarrer PaM behauptete im Gegensatz zum Gen. Pfarrer S-toft,
wir müßten erst Christen werden, ehe wir Sozialdemokraten werden kön-
ne». Einige Zwischenrufe aus der Mitte der Versammlung mußte er
aber selbst zugeben.
Kommunales.
8. Aus dem Gemeinderat Rohrbach b. H. fSr die Monate August
und September. Es werden mehrere tlebereignungsvcrträge gulgeheißen-
— Die Verträge der Zimmermeister über die Zimmerarbeiten der Sic-de-
lu-ngs-häufer der Genieinde -werden genehmigt. — Der Kriegsküchenherd
wird zu LUOO M-k. an die 1. Abteilung der Sicherheitspolizei in Schwetzin-
gen verkauft. — Die im diesjcihrgcn Saatkartdffetvcrkauf entstandenen
Mindereinnahmen werden auf die Gemeinbekaffe übernommen. — Die
Gemeinbeobstbaumanlage wird auch in diesem Nähre durch 100 Neu-
anpflanzungen erweitert. — Die Dachdecker-, Blechner- und Verputz-
arbeiten für die SiedeluMshäuser der Gemeinde werden vergeben. —
Die Bodürsnissrage zum Betrieb einer Wirtschaft -im Haufe Landstr. 67
wirb bejaht. — An Stelle des verstorbenen Landwirts.Jakob F örster
wird Landwirt Iohs. Ziegler als Mitglied der AbsihSAngskommch
sion für das land- und forstwirtschaftliche Kataster ernannt. — Die
Frage der Errichtung eines K r i e g e r k r a nk ench EMS im der-
zoitigung Genesungsheim hier zur Unt-erbringung Kriegsbeschädigter U«d
insbesondere lungenkranker Kriegsbeschädigter wurde wiedecholt emgehend
erörtert. Auf Grund der Tatsache, daß nach A-i-tkikma As Arbeits-
ministeriums Karlsruhe auf die Inanspruchnahme des GeMfungsheims
zu obigem -Zwecke keinesfalls verzichtet werden könnte, veranlaßte den
Gemcmderat, seine Zustimmung zu geben, vorausgefetzi, daß die vom
Gemeinderat geäußerten 11 Bedingungen und Wünsche der Erledigung
zugeführt werden. — Für den Neubau des Nohs. Feigenbutz, Pvjtbotc,
wird ein Baudarlehen gewährt. Desgleichen für das Haus des Brem-
sers Nohs. Steiger. —- Die Herstellung der gäMerifchen Anlagen bei
dem Fricdhofgcbäude wird im S-ubmifsionswege dem Christoph Lamade,
Gärtner, um sein Angebot übertragen. — Genehmigt wird das Gesuch
der Qberdirektion des Wasser- und Straßenbaues um Erstellung einer
20 000 Bolt-Leitung Heidelberg-Meckesheim auf Gemarkung Rohrbach-
— Genehmigt wird eine weitere Waldausstockung im Gewann Berber»
und Misse! zwecks Abgabe des freigewordenen Geländes an Nichi-
begmerte zum Anbau von Nahrungsmitteln.
Gememderatssitzuug in Adelsheim. Die Versteigerung des Ge-
mcindeobstes ergab den Btrag von rund 6500 Mk. — Eme Liegenschafts-
schätzung wird vorgenommen. — Tin Antrag zur Aufnahme als Bürger
wird genehmigt. — Für die - Fernsprechanschlutzgebühr-en (mit Neben-
anschlüssen) werden di« Kosten bewilligt. — Der von, Reich an die Be-
zirks-Gemeinden noch zu zahlende Restbetrag mit, 2407 Mk. für ttnier-
stützung wird von der Gemeinde Adelsheim vor geschossen. — Das Orts-
statut für -die Fraucnarbeitsfchulc wird durchberaten. — Der Vertrag
mit Herrn. Dentist-Schl-aiter -bezüglich der Behandlung -der Schulkinder
soll abgeschlossen werden. — Das Emstreuen im -Farrenstall wird für
nicht -darüber hinwegtäufchcn lassen. Für andere, -die sich bei Gocthc
vielleicht zu Tode langweilten, mag „Margarete" wertvoll sein, wertvoller
jedenfalls als jede -Operette. Das Auge findet seine Befriedigung, das
Ohr feinen Genuß, uk-d als seelischen Gewinn kam; man eine Lehre mit
nach Hause nehmen, um sie doch nicht zu befolgen. So hier im Theater,
wo man dem üblichen Son-ntagspublikum zur ersten Oper-naufführung
der neuen Spielzeit diese Kost versetzte.
Auf -uns ungewohnter Höhe, aber leider recht «infam stand Johanna
v. Heupg-ens Gretchen. Schon in der Erscheinung lW und nett. Es ist
erfreulich, wenn man in der Oper einmal jemanden hört, der musikalisch
singen kann. Auch ÄUM-st Ki-esfner verfügt Mer gutes Material und
mag bei entsprechender Schulung einmal recht Beachtliches leisten. Tkco
Patten steifte einen schauspielerisch trefflichen "Mephistopheles aus die
Bühne. Sein sympathischer Baß würde bei besserer Aussprache vie! ge-
winnen. Alte Bekannt« vom letzten Winter mit all ihren Vorzügen und
ost gerügten Mängeln teilten sich in die anderen Rollen.
Paul Radig nahm ansprechende Tempi, konnte jedoch durch srischcrcs
Aupacken die unleugbaren Längen des dritten Aktschlusses wenigstens
etwas verdecken, wenn nicht- die sonst gefällige Spielleitung Theo Patlcns
«inen hcr'zhafte-n Strich wagen will. M. R.
Bücherschau.
Sowjet-Rußland tn Wirklichkeit. Aus der Feder unseres Partei-
genossen Dr. L. Gakin ist soeben im Verläg von I. H. W. Dietz-
Stuttgart eine Schrift -erschienen: „Sowjet-Rußland in der
Wirklichkeit", die in objektiver, von einer teideiffchaftlichen Liebe M
Rußland erfüllten Form das Leben im Sowjetstaat schildert, wie cs sich
gegenwärtig für den objektiven Beobachter darstellt. Aus dem reichen
Inhalt heben wir die folgenden Kapitel hervor: Die russischen Kommu-
nisten. — Die politischen Parteien. — Die äußere Politik. — Die Rote
Armee. — Die Arbeiter und die Sowjetregiening. — Die Bauernfrage.
— Kirche Und Staat. — Antisemitismus und Pogrome. — Das sexuelle
Problem. — Bildung und Kunst. — Die Ernährungssrage. — Ursprung
der Sowjet-Bourgeoisie. — Die russische InleMgcnz in der Revolution.
— Die Sowjetbeamten und anderes. Das Buch stellt, wi« aus diese«
Aeberschristen ersichtlich ist, die sysicmaiische Zusammenstellung der Ar-
WHeri« dar, die vor einiger Zeit von Dr. Galin m der ,)V-v l-k sa,«.f'
-tung" erschienen ist. Der Verfasser schreib« in der Vorrede: De st«
-in Rußland abspidlenden Ereignisse haben kein spezifisch russisches -Inte''
«ss«, sie sind von welthistorischer Beb««tung. Denn dos',
was heut« in Rußland als das Ideal des Rechts und der Gerechllgke»-
Neutralität bedeute und Komplikationen mit den Russen unvermeid-
lich zur Folge Haden würde. Ohne Las endgültige Ergebnis der
Verhandlungen abz-uwarten, griffen -inzwischen die Polen mit star-
ken Kräften Orany an, um auf diese Weise die litauisch^ Delegation
-in Su-walki un-d die fünfgliedrige Kommission des Völkerbundes -vor
vollendete Tatsachen zu stellen- und durch Waffengewalt die Ent-
scheidung zu ungunsten Litauens zu erzwingen. Dieser p o lu ische
W a f f e n st i l l st a n d s b r u ch bedeutet eine neue Verletzung der
Entschließung des Völkerbundes und ist ein neuer Beweis für die
rücksichtslose Eroberungspolitik Polens gegenüber Litauen.
Wilson für den Völkerbund.
W a s h i ngton, 5. Olt. In einem- Aufruf sn die Ameri-
kaner anläßlich der bevorstehenden Präfidenkenwahl-en fordert Wil-
son zur Unterstützung -des Völkerbundes auf und erstarr, die Be-
hauptung. daß die Vereinigten Staaten auf Grund des Artikels 10
der Völkerbündssatzunaen von anderen Nationen zu einem Kriege
genötigt -werden könnten, sei vollständig unrichtig. Nichts, was in
-in den Bölkerbundssatzungen stehe, hindere den Kongreß, den Krieg
zu erklären oder nicht zu- erklären.
Badische Politik.
Bis jetzt 262 Millionen Besitzsteuern in Baden.
In der Presse tauchen von Zeit zu Zeit immer wieder Nach-
richten auf, wonach auch in Baden die Veranlagung zu den Besitz-
steuern des Reiches im Rückstand sei. Bon den Frftbesoldeten und
Arbeitern, so heißt es, werde die Einkommensteuer durch Lohnabzug
peinlich genau erhoben, wä-hrsnd die Besitzenden von St-euer-
Iriftungen mehr oder weniger verschont blieben. Daß -dem nicht so
ist, und' daß vielmehr auch die Besitzsteuern in Baden durchgeführt
werben, zeigen folgende Feststellungen:
Die Veranlagung zur Kriegsabgabevom Einkom -
m e n für das Rechnungsjahr- 19-19 ist in Baden durchgeführt und
abgeschlossen. Das Ergebnis beläuft sich auf 100 Millionen.
Die Veranlagung zur Kriegsabgabe vvm Vcrmö-
ge N s z u w a ch s für -das Rechnungsjahr 1919 ist zum überwiegen-
den Teil vollzogen. Das Ergebnis beträgt bis jetzt rund 142 Mil-
lionen. Die Steuer-kommissärbezirke, die mit der Veranlagung n-och
llm Rückstand sind, werden dies« in- der allernächsten Zeit beendigt
haben.
Di« Veranlagung zum Reichsno töpfer und zur Be-
sitzsteuer ist überall im Gang, naturgemäß aber noch nicht weit
-vorgeschritten, da -di« Frist für di« Abgabe- der Steuererklärungen
'bekanntlich erst mit Ende September abgetausen ist. Die Vor-
auszahlungen auf das Roichsnotopfer haben in Baden bis
cheut-e die Hohe von 25 Millionen erreicht.
Die vorläufige Veranlagung zur Einkommensteuer aller der-
jenigen, die die Steuer nicht durch Lohnabzug entrichten, ist im gan-
zen Lande m der Hauptsache durchgeführt. Die Steuerbescheide und
Steueranforderungsschreiben sind zugesteilt. Die Steuererhebung
-durch Lohnabzug vollzieht sich bei uns im Lande reibungslos.
Ausammenf-assend- darf deshalb gesagt werden, daß -dank der
aufopfernden und- pfl-ichtireu-en Arbeit -der Finanzbeamten in Baden
die Veranlagung zu den neuen Reichsst-euern jetzt durchgeführt oder
im besten Zuge ist.
Die Großschiffahrtswege vom Rhein zur Donau und ihre technischen
Einrichtungen.
Karlru-he, 3. Oktober.
Der Vortrag Ehlgötz, über den wir gestern kurz berichteten,
chew-egte sich in folgenden Gedankengängen:
Deutschlands Lage »m Herzen des kulturellen Europa sichert
unserem Vaterland« in Zukunft den Durchgangsverkehr -des Welt-
.Handels. Diese verkehrsgeographische Gunst gewährt uns jedoch
-nur -bann den Versehr, wenn unsere Energie diese Verkehrsvorzüge
fausnützt. Es gilt ein« einheitliche großzügige V« r-
ckchrspolitik zu treiben. Seeverkehr, Eisenbahnen und Bin-
in-enwasserstraß-en müssen zu einem großzügigen Ganzen als organi-
fsä)er Teil der deutschen Wirtschafts- und Handelspolitik zusammen-
:gefaßt werden.
Dein Ausbau unseres Binnenwasier-straßen-netzes erwachsen
unter diesem Gesichtspunkte hervorragende Aufgaben. Die durch
die Flüsse gegebene Nordsüdrichtung ist zu ergänzen durch ein
Wasterftraßennetz in- ostwestlicher Richtig. Die Schiffahrlsr-inn-e
-des Rheins ist in ihrem- Oberlauf bis zum Bodensee schiffbar zu
machen. Die Verbindung mit der Donau ist zu erstreben durch
ieinen Kanal Bodenfee-Donau, durch die Kanalisierung des Neckars
-und di« Verbindung des Neckars mit der Donau. Hier enrsteht ein
Verkehrsdreieck Mannheim-Ulm, Mannheim-Bafel, Bafel-Boden-
see-Ulm im deutschen Wasser-straßennetzjdtirch das Südwestdeulsch-
ckan-d durch den Rhein mit der Nordsee, durch -die Donau mit dem
Schwarzen Meer und durch die schweizer und französischen Kanal-
pläne über die Rhone mit dem Mittelmeer verbunden wird. Die
Schiffbürm-ach-Mg dieser Wasserstraßen erfolgt durch Regulierung,
durch Kanalisierung oder -durch Anlage von Seitenkan-älen. Süd-
westdeutschland ist bei dem Ausbau dieser Wasserstraßen besonders
Max Bruch
Berlin, 2. Okt. Der Komponist Mar Bruch, der Ehrensenator
der Akademie der Künste, ist heute nacht gestorben.
* *
Wir sollten -das Haupt vor diesem Nestor der deutschen M-usikwel-t
-neigen, der in der Nacht auf Samstag in Friedenau 83jährig gestorben
ist. Er war wie selten einer fähig und berufen, dem Volke teilzugcdcn
von feinem tiefsten Erleben. Der Quell feiner Schöpfung war die Freude
an der klaren, gefälligen, einleuchtenden und trotz gelehrtester Satzarbeit
-und großartiger Kontrapunktik stets unmittelbar fesselnden Melodik. Die
Mar durch -den viel herberen Brahms in den Hintergrund gedrängt wor-
tden. Wohl möglich, daß Bruchs populärste Werke schneller verblassen
lwerben, gerade weil sie dem Verstehen und Rachempsinben zu geringe
Schwierigkeiten machen. Aber es wirb, -von der Zeit unabhängig, immer
.-wieder -Künstler geben, die aus sie Romantik -des G-Mott-Konz-eris, -der
Schottischen Phantasie für Geige, die für di« zarte Lücke des Mignon-
Dratoriums oder die vornehme Einfalt feiner Lieder und der Oper „Lo-
-reiey" «ingeschworen sein werden. Gewiß bröckelt von dem Wert des
„Odysseus", des „Fritjof" langsam Stein um Stein ab. Doch wenn
chier auch nur Rest«. Bravourarien für Virtuosen dauern sollten, — die
j-überlegen und in berauschender Tonfülle dahinschwebenden drei Mcs-
-f« n sähe (op. 35) bleiben für hie Ewigkeit. Dies eine großartige Werk
würde den R-amen Bruch mit eisernem Griffel in die -Geschichte leben-
tdi-ger Musik immer «ngefchrickben -schalten. Unsere Mannerchöre
Hchäyen mit Recht die -wuchtenden und melodisch klaren Weisen des
j,M e ss o b r U n n e r Gebets", des „N o r m a n n e n zu g s", des
„Gesangs der Heilig«« drei Könige". Auch hier ist ein
Denkmal, dauerhasler als BuchMeratur. Der vielgetvanderle -und viel
igcehrte Meister blieb bis zum -Erlahmen seiner zähen Kräfte als Lehrer
,und Schaffender auf feinem Posten. Erst sehr spät brauchte seine Stelle
chs Leiter einer Kompositivnsmeffte-rkiasse in der Hochschule neu besetzt
«u werden. Als Hemmung gegen das phantastische Gebaren der Mo-
,-bernen, als milder, leuchtender Glanz ewig-schöner Romantik bleibt Mop
Bruch uns Heutigen Vorbitd und Meister.
Theater, Kunst und Wissenschaft.
Konzert Friedberg—Flesch—Becker (Werke von Ludwig van Beethoven).
Wir feiern in diesem Jahr Beethovens 15V. Geburtstag. Das kommt
gerade gelegen. -Es ist einmak so, der Deutsche rckmmk nm Bergniigon
günstig KestM duvH bi« -gseichz-eitige verk«h-rswtrtfchaft!iä>e und
kraftwirtschaftliche Bedeutung seiner Wasserwege. Diese Bundes
genüflenschaft von Wasserstraße und Kraftkanal sichert uns sMst
in unserer heutigen kargen Zeit id-cn Ausbau der Wasserwege Süd-
westdeutschlands, denn- die gewonnen« Energie bei der Schiffahrts-
straße ermöglicht es uns, einen großen Teil des Bauaufwandes,
be; bestimmten Strecken, so auch beim Neckar, den gesamten zu- ver-
zinsen und zu tilgen. Die Kohtenarm-m zwingt uns so zur Ge-
winnring der „weißen Kohle".
Zur äußersten Ausnutzung der Wasserkraft können wir durch
die Wahi der Schleusen bei llederwindumg der GefäWufen in ben
kanalisierten Flüssen wesentlich beitragen. Es kommen hier in Be-
tracht: Schleuse mit Sparbecken, Schiffshebewerke, Schrffsei-ftn-
bahnen. Tauchschleusen. Ein« besonders wichtige Älchgabe für dis
Elektrizitätsversorgung echsischt den Zasam-m««W»k möglichst sämt-
licher Kraftwerke Südwestdeutfchlands. Es gilt, die Niederdruck-
werke an den Füssen, die Hochdruckwerk« im Gebirge und die Dampf-
kraftwerke zu einem groß n N«tz zufammeiMsichließen, um di« ge-
wonnene Energie dem Bedarf entsprechend an die örtlichen Ver-
brauchsstellen leiten zu können.
Die Bauten unserer südwestdeutschen Wasserstraßen gilt es im
Zeitgeist zu formen, denn sie sind dazu berufen. Äs Ausdruck unserer
Zellkultur kommenden Geschlechtern Zeugnis abzulegen von der
Höhe unserer archi-t-ektonischc-n Kultur. Wehre, Schleusen und
Krcrfthäuser mit ihren schlanken aus dem Wasser aufstei-genden
Steinbauten und -den von -Ufer zu Ufer sich spannenden.- Brücken
werden sich als Trutzburgen neuzeitlicher Art in dem gestau-wn
Wasser der Flüsse spiegeln. Ehemals Laute nmn K-astells an wich-
tigen Punkten der Landstraße, um ben Verkehr auf diesen zu sichern.
Solche Burgen werden die neuen- Banken, B u rge n d erTech -
n i k. die die Schiffahrt ermöglichen und sichern, die aber auch die
rohe Kraft des Wassers für den menschlichen Fortschritt, für den
Wiederaufbau unserer Wirtschaft fesseln. Es gilt, alle Bauwerke
in das Landschafls- oder Stadtbild harmonisch einzufügen, es M,
di« baukünstlerische Durchdringung -des wirtschaftlichen und geistigen
Willens, der sich im Kanalgedan-k-en ausdrückt.
Große und schwere, aber auch lohnende Aufgaben! Ihre
Lösung fetzt voraus: Freude an Staat und Volk, Gefühl für die
Miloc--onlwvrtlichk«it an dem Werk, Freude darum auch an der
Arbeit selber, deren Sinn und Zweck sich nicht darin erschöpft, daß
wir unseren eigenen Kernen Willen nicht über jene großen Merke
stellen. _
Soziale Rundschau.
Leichtfertige Vernichtung von Vvttsvermögen!
-Allgemein werden lebhafte Klagen laut, daß die große Mafse
der Bevölkerung infolge der jetzigen Phantasiepreise nicht mehr in
der Lage ist, sich Wäschestücke und dergleichen anzuschafftn. In
vielen Familien, bostmders bei den- kinderreichen, sieht es in dieser
Hinsicht geradezu jammervoll aus. Während des 4jährigen Krieges
waren die Familien nicht in der Lage ihre WSschebestände zu ergän-
zen, die Folge ist, daß viele -Familien »olkständig zerlumpt sind. Auch
der Staat und die Gemeinde, -die Anstalten zu unterhalten haben,
leiden gleichfalls unter diesem Notstand- und sind kaum mehr in der
Lage Neuanschaffungen von Bettwäsche vorzunehmen. Angesichts
dieser Verhältnisse muß es als «in u ne r h ö r t e r S k a n d a l be-
zeichnet werden, daß in Neckarzimmern- mBaracken der deutschen
Maschinenfabrik Duisburg, tausen-de von wollenen Decken und Bett-
wäsche in sehr mangelhafter Weise gelagert sind, sodaß diese wert-
volle Ware nahezu durch Mäusefraß und feuchte Lagerung vernichtet
ist. Die Wäsche, di« für die Kriegsgefangenen bestimmt war, ist
E i g e n t u m d e r R e i ch s v e r w alt u n g und heute noch lagert
sie in diesen Baracken. Man muß sich fragen, sind die hier zustä-n-
digekl Stellen völlig weltfremd, daß sie von dem großen Mangel an
Wäsche und dcrgl. bei der großen Masse der Bevölkerung nichts
wissen, oder aber hat dieses Lager auch eines der berüchtigten-Ab-
wicklungsstellen unter sich, die durch derartige Maßnahmen die Ar-
beit zu strecken versuchen, damit sie nicht arbeitslos werden.
Eine solche Vernichtung an so wertvoller Ware ist ein Ver -
b r e chen a n der Allgemeinheit, und die Schuldigen ge-
hören unter allen Ä-m-Mnden zur Rechenschaft gezogen und nicht
allein für den Schaden haftbar gemacht, sondern auch wegen leicht-
fertiger Vernichtung von Volksvcrmögen hinter Schloß und Riegel
gesteckt.
Drei Millionen Erwerbslose stellte der Arbeiisminist-cr "L.
Brauns in einer Rede in Dresden W-. Viele Erwerbslose feien
schon- sehr lange ohne Arbeit. Das Erw-erbslosenproblem wird zu
einer Umgestaltung in der Wirtschaft führen. Eine Vereinfachung
der Wirtschaft, eine Äebcrwinduirg der vielen Awifchengtstder zwi-
schen Produzenten und Konsumenten sei nötig. Industrie und Kviw
sumenten müßten organisiert werden. Genossenschaften und große
Korporationen haben das- in die Wege zu leiten. Der Warenhun-
ger fei sehr groß und große Kredite der Regierung werden -bereit-
gestellt werden, um die Industrie in Gang zu -halten. Seit langer
Zeit sollten den Erwerbslosen- Beihilfen- bewilligt werden, ebenso
sollen für den Winter für Beihilfen -der Erwerbslosen gesorgt wer-
den. Die sogenannt« Karenzzeit für Kurzarbeiter soll aufgehoben
werden.
jede Gelegenheit wahr, um Fest« zu feiern. Inwieweit hiermit der Kunst
gedient wird, läßt sich nicht so ohne weiteres öart-mr. Auf alle Fälle bedarf
es einer starken Konzentration, wenn man alle die Inhalte in sich ver-
arbeiten will, die sich in der kommenden Zeit» uns dielen werden. Die
beste Kost verliert an Geschmack, wenn man- sie überreichlich genießt. Auch
Beethoven selbst schlürft« frisches Wasser aus anderen Quellen, um sich
daran zu erfrischen.
Am Sonntag vormittag reproduzierten Earl Fried berg. Carl
F l e f ch und Hugo Becker Werke von Beethoven mit einer erkennbaren
Liebe zu dieser Kunst. Was ba widerstrahlt«, das war «in Stück Seel«,
war lauter- Wahrheit. — Eriöbberg kannten wir dis jetzt mir als Solisten
mst künstlerisch hervorragenden Qu.-litäten. Mit derselben Künstlerisch-aft
führte er im Klaviertrio, dis ins Letzte sich hmetickebend, aber stets in
dem Bewußtsein, daß ander« mit ihm erleben, daß er sich auch unterord-
nen muß, baß er Teil ist eines Ganzen. Man müßte «s fühlen, -daß hier
eine höhere Eingebung alle Spielenden m gleicher Weise beeinflußte.
Eine gleichmäßiger« Besetzung wird kaum zu erreichen fein, vielleicht auch
kaum eine bessere. Fern von aller Virtuosität ist «s diesen Künstlern
darum zu tun, der Kunst zu dienen und künstlerische Eckdnisse zu offen-
baren. — Das scheint mir das höchste, was man reproduzierenden 'Künst-
lern nachjagen kann. Es.
Stadttheater.
Margarete.
Ls gibt ein bewährtes Rezept, das lautet: „Man nehme einen
bereits verarbeiteten Stoff, em Schauspiel, ein Drama, entferne sorg-
fältig den Kern und reinige das ÄebriA-lejbende peinlich von allen An-
hängseln (d. h. streiche jo alles Gedankentiefe «ich innerlich Wertvolle),
dis man eine recht alltägliche Liebesgeschichte erhält. Hinein rühr« man
ein gutes Quantum zuckersüß« Senkimentalltäton und mache bas Ganze
durch allerlei Zutaten und Gewürze schmackhaft: in de« ersten Akt kommt
ein wenig Hokuspokus, blaue Beleuchtuirg, züngelnde Mammen (die mög-
lichst viel Räuch verbreiten müssen); in den zweiten muß ein schmissiger
Walzer eingefügt fein.; im dritten bescheint der Mond nicht «ndenwollonde
Liebesszenen, bei denen ma« in Partitur «ich Textbuch Seiten streichen
konnte. Ein Mord darf nicht schken. Dcffkr Hot man den vierten ÄU.
Der letzte aber mu-ß alles versöhnen und «i reinste Harmonie« auflösen:
Enge! schweben nieder «nd trag« die arme Serke empor zum Himmel."
Unzählige Opern entstanden auf dtche Art. ÄXd so wurde auch aus
dem Gocthefchen „Fmch" «ne wunderfchvm „Margarete" «och Goethe.
Der künstlerisch fühlende -M«Wch wird immer nm «ine -Lnlwe-chung feines
„Foust" cmpfmden «ch sich Mch durch gut« Dtelk-n in Eounvds MusK
Eine steigende Altersrente hat bi« däuische Sozialgeseßgebciug
jetzt ein-gcführl. Während die Versicherten vom ist>. Lebensjahr a"
Anspruch- auf Rente haben, steigt diese Rente ganz wesentlich, st
-nachdem, ob der Versicherurrg-sberechtWt sofort von dem Recht Ge-
brauch macht oder erst später. Sv beträgt die Rente z. B. bei 60
Jahren 786 Kr., «in Jahr später aber 840 Kr. und fünf Ia-Hr- spä-
ter 1140 Kr.. Man will die Ar-beitskrastso mögiiW lange erholten,
damit aber Ktgleich dem einzelnen -dadurch fernen Vorteil gewähren.
Aus -em Parteileben.
Zum sozialdemokratischen Parteitag.
Wie di« „P. P. N." hören, wird der svziÄdemokrati'sche Par-
teitag in Kassel bei seiner Eröffnung am 10. Oktober von dem Kas-
seler Oberbürgermeister Scheidemann begrüßt werden. Im Name»
des Partsivorsta-ttdes wird der Alterspräsident der Nationalver-
sammlung Wilhelm Pfgmrk-uch antworten, der bekanntlich bis r»
feinem Eintritt in den Parteivorstand in Kassel gewohnt und gewirkt
hat. Als Vorsitzender des Parteitags sind der früher« Reichskanz-
ler Hermann- Müller und -der Vorsitzende der sozialdemvkrafffchen
Lcmdesversamml-ungsfraktivn in Preußen, Hauschild-Kassel, in Aus-
sicht genommen. Im Gegensatz zu den letzten Jahren erwartet mau
auf diesem Parteitag wieder eine ganze Reih« von Ber(r«t«rn sozia-
listischer Parteien des Auslandes.
Aus de«! Iustizdisnst. Der bisherige Kriegsgerichtsrat Volley
-in Freiburg.ist zum Oberregierungsrot und KÄleglalmitgkie-d beim Justiz-
ministerium ernannt worden. Boliey gehört der soziÄLemokralischen
Partei an un-d hat bis jetzt die Ausl-andspol-itik in der Freiburger „Vclks-
wacht", dcreir Mitarbeiter er ist, behandelt, -ferner war er bei der ver-
flossenen Reichstags-Wahl auf der Reichslist« unserer Partei als Kandidat
aufgestellt.
M. Eberbach, 2. Okt. Am letzten Mittwoch sprach Gen. Pfarrer
Stelz von Reunstetten in der städtischen Turnhall« bei einem vollbe-
setzten Haus über „EhriskMum und Sozialismus". Gen. Stetz erläuterte
den Werdegang von Lhr-istenlum un-d Sozialismus von der Wieg« an
und kam zu dem Schlüsse, daß es ohne Sozialismus kein wahres Lhrift-en-
tum gebe» kann. Schon 2000 Jahre gibt es Christen, die immer von
der Kirche auf das Jenseits vertröstet werden, auf das Himmelreich, und
hier auf Erden darben musst» für den Kavitalismus. Gen. Stelz bc-
haupiet offen, daß Kirche und Geistlichkeit hier -viel gesündigt haben an
beir Armen gegenüber -der Lehnen Christus und «S wär« jetzt Zeit, das
Versäumte nachzuhoien. Christentum und Sozialismus gehören zusam-
men, sie müssen Hand in Hand arbeiten, um den Kapitalismus zu fesseln,
um die Vergesellschaftung und den Sozialismus auf der ganzen Welt
herüeizuflihren. An der Diskussion beteiligten sich sieben Redner, die sich
alle nri! den Ausführungen von Gen. Stelz einverstanden erklärten bis
auf zrvsi Redner, Herrn Pfarrer ParebEberbach und ein Herr Köhler
Herr Pfarrer PaM behauptete im Gegensatz zum Gen. Pfarrer S-toft,
wir müßten erst Christen werden, ehe wir Sozialdemokraten werden kön-
ne». Einige Zwischenrufe aus der Mitte der Versammlung mußte er
aber selbst zugeben.
Kommunales.
8. Aus dem Gemeinderat Rohrbach b. H. fSr die Monate August
und September. Es werden mehrere tlebereignungsvcrträge gulgeheißen-
— Die Verträge der Zimmermeister über die Zimmerarbeiten der Sic-de-
lu-ngs-häufer der Genieinde -werden genehmigt. — Der Kriegsküchenherd
wird zu LUOO M-k. an die 1. Abteilung der Sicherheitspolizei in Schwetzin-
gen verkauft. — Die im diesjcihrgcn Saatkartdffetvcrkauf entstandenen
Mindereinnahmen werden auf die Gemeinbekaffe übernommen. — Die
Gemeinbeobstbaumanlage wird auch in diesem Nähre durch 100 Neu-
anpflanzungen erweitert. — Die Dachdecker-, Blechner- und Verputz-
arbeiten für die SiedeluMshäuser der Gemeinde werden vergeben. —
Die Bodürsnissrage zum Betrieb einer Wirtschaft -im Haufe Landstr. 67
wirb bejaht. — An Stelle des verstorbenen Landwirts.Jakob F örster
wird Landwirt Iohs. Ziegler als Mitglied der AbsihSAngskommch
sion für das land- und forstwirtschaftliche Kataster ernannt. — Die
Frage der Errichtung eines K r i e g e r k r a nk ench EMS im der-
zoitigung Genesungsheim hier zur Unt-erbringung Kriegsbeschädigter U«d
insbesondere lungenkranker Kriegsbeschädigter wurde wiedecholt emgehend
erörtert. Auf Grund der Tatsache, daß nach A-i-tkikma As Arbeits-
ministeriums Karlsruhe auf die Inanspruchnahme des GeMfungsheims
zu obigem -Zwecke keinesfalls verzichtet werden könnte, veranlaßte den
Gemcmderat, seine Zustimmung zu geben, vorausgefetzi, daß die vom
Gemeinderat geäußerten 11 Bedingungen und Wünsche der Erledigung
zugeführt werden. — Für den Neubau des Nohs. Feigenbutz, Pvjtbotc,
wird ein Baudarlehen gewährt. Desgleichen für das Haus des Brem-
sers Nohs. Steiger. —- Die Herstellung der gäMerifchen Anlagen bei
dem Fricdhofgcbäude wird im S-ubmifsionswege dem Christoph Lamade,
Gärtner, um sein Angebot übertragen. — Genehmigt wird das Gesuch
der Qberdirektion des Wasser- und Straßenbaues um Erstellung einer
20 000 Bolt-Leitung Heidelberg-Meckesheim auf Gemarkung Rohrbach-
— Genehmigt wird eine weitere Waldausstockung im Gewann Berber»
und Misse! zwecks Abgabe des freigewordenen Geländes an Nichi-
begmerte zum Anbau von Nahrungsmitteln.
Gememderatssitzuug in Adelsheim. Die Versteigerung des Ge-
mcindeobstes ergab den Btrag von rund 6500 Mk. — Eme Liegenschafts-
schätzung wird vorgenommen. — Tin Antrag zur Aufnahme als Bürger
wird genehmigt. — Für die - Fernsprechanschlutzgebühr-en (mit Neben-
anschlüssen) werden di« Kosten bewilligt. — Der von, Reich an die Be-
zirks-Gemeinden noch zu zahlende Restbetrag mit, 2407 Mk. für ttnier-
stützung wird von der Gemeinde Adelsheim vor geschossen. — Das Orts-
statut für -die Fraucnarbeitsfchulc wird durchberaten. — Der Vertrag
mit Herrn. Dentist-Schl-aiter -bezüglich der Behandlung -der Schulkinder
soll abgeschlossen werden. — Das Emstreuen im -Farrenstall wird für
nicht -darüber hinwegtäufchcn lassen. Für andere, -die sich bei Gocthc
vielleicht zu Tode langweilten, mag „Margarete" wertvoll sein, wertvoller
jedenfalls als jede -Operette. Das Auge findet seine Befriedigung, das
Ohr feinen Genuß, uk-d als seelischen Gewinn kam; man eine Lehre mit
nach Hause nehmen, um sie doch nicht zu befolgen. So hier im Theater,
wo man dem üblichen Son-ntagspublikum zur ersten Oper-naufführung
der neuen Spielzeit diese Kost versetzte.
Auf -uns ungewohnter Höhe, aber leider recht «infam stand Johanna
v. Heupg-ens Gretchen. Schon in der Erscheinung lW und nett. Es ist
erfreulich, wenn man in der Oper einmal jemanden hört, der musikalisch
singen kann. Auch ÄUM-st Ki-esfner verfügt Mer gutes Material und
mag bei entsprechender Schulung einmal recht Beachtliches leisten. Tkco
Patten steifte einen schauspielerisch trefflichen "Mephistopheles aus die
Bühne. Sein sympathischer Baß würde bei besserer Aussprache vie! ge-
winnen. Alte Bekannt« vom letzten Winter mit all ihren Vorzügen und
ost gerügten Mängeln teilten sich in die anderen Rollen.
Paul Radig nahm ansprechende Tempi, konnte jedoch durch srischcrcs
Aupacken die unleugbaren Längen des dritten Aktschlusses wenigstens
etwas verdecken, wenn nicht- die sonst gefällige Spielleitung Theo Patlcns
«inen hcr'zhafte-n Strich wagen will. M. R.
Bücherschau.
Sowjet-Rußland tn Wirklichkeit. Aus der Feder unseres Partei-
genossen Dr. L. Gakin ist soeben im Verläg von I. H. W. Dietz-
Stuttgart eine Schrift -erschienen: „Sowjet-Rußland in der
Wirklichkeit", die in objektiver, von einer teideiffchaftlichen Liebe M
Rußland erfüllten Form das Leben im Sowjetstaat schildert, wie cs sich
gegenwärtig für den objektiven Beobachter darstellt. Aus dem reichen
Inhalt heben wir die folgenden Kapitel hervor: Die russischen Kommu-
nisten. — Die politischen Parteien. — Die äußere Politik. — Die Rote
Armee. — Die Arbeiter und die Sowjetregiening. — Die Bauernfrage.
— Kirche Und Staat. — Antisemitismus und Pogrome. — Das sexuelle
Problem. — Bildung und Kunst. — Die Ernährungssrage. — Ursprung
der Sowjet-Bourgeoisie. — Die russische InleMgcnz in der Revolution.
— Die Sowjetbeamten und anderes. Das Buch stellt, wi« aus diese«
Aeberschristen ersichtlich ist, die sysicmaiische Zusammenstellung der Ar-
WHeri« dar, die vor einiger Zeit von Dr. Galin m der ,)V-v l-k sa,«.f'
-tung" erschienen ist. Der Verfasser schreib« in der Vorrede: De st«
-in Rußland abspidlenden Ereignisse haben kein spezifisch russisches -Inte''
«ss«, sie sind von welthistorischer Beb««tung. Denn dos',
was heut« in Rußland als das Ideal des Rechts und der Gerechllgke»-