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Kaiserlich-Königliches Versatz-, Verwahrungs- und Versteigerungsamt <Wien> [Hrsg.]; Dorotheum [Hrsg.]; Dorotheum / Kunstabteilung [Mitarb.]; Kaiserlich-Königliches Versatz-, Verwahrungs- und Versteigerungsamt [Mitarb.]
Kunstauktion / Dorotheum: I. Sammlung Burg Vöttau in Mähren des Johann Stanislaus Grafen Zamoyski: enthaltend wertvolle Schloßeinrichtungsgegenstände von 40 Sälen und Zimmern, Mobiliar, Luster, ... ; II. Kunstgegenstände aus verschiedenem Privatbesitz, Folge von sieben französischen Tapisserien aus aristokratischem Besitze ... ; Auktion: 2. bis 5. Dezember 1912 — Wien, Nr. 228.1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.21082#0083
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Kunstgegenstände aus Privatbesitz,

500. Folge von sieben Tapisserien aus dem Atelier „de la Trinite" in Paris. Angefertigt
um 1620 im Auftrage der Königin von Frankreich, Maria von Medici, geb. 1573, ab 1610
Witwe nach Heinrich IV., als Geschenk für Karl Emanuel I. Herzog von Savoyen
(1580—1630).

Material: Wolle und Seide mit Silber und Gold durchwirkt. Bunt mit den Haupt-
farben tiefblau und meergrün. Der Grund der Bordüren dunkelblau.

Ausmaß: Höhe 450 cm, Breite zwischen 426 und 120 cm. Wandiläche rund 84 m2.

Der Stoff für die Darstellungen ist der Geschichte der Artemisia, Königin von Karien
(352—350 vor Christi Geburt) entnommen. Die Kartons stammen von Antoine Caron mit
Benützung der Entwürfe von der Hand des Henri Lerambert, welcher der Königin
Katharina von Medici die Vorlagen für den ersten Tapisserie-Zyklus dieser Art fertigte.
Die Königin von Frankreich, deren Schicksal große Ähnlichkeit mit dem der Artemisia
hatte und dieser in der Trauer um den verlorenen Gemahl nicht nachzustehen glaubte,
verglich sich gern mit der Königin von Karien, welche durch ihre Trauer berühmt, zu
Ehren des Gemahles Mausolos eines der großen Weltwunder schuf. Die Sorge Artemisias
um den Sohn Lygdamus verglich Katharina mit der ihrigen um den beim Tode Heinrich II.
erst neunjährigen Karl IX., den Sieg über Rhodos mit der Niederringung des Aufstandes
von Orleans.

Bei Maria von Medici war das Schicksal ein dem der Königin Katharina ähnliches.
Wie Henri IL, starb auch ihr Gemahl Heinrich IV. eines unnatürlichen frühen Todes, und
ihr Sohn, der Dauphin und nachherige Ludwig XIII., stand beim Verlust des Vaters im
gleichen Knabenalter wie Karl IX. So fand auch Königin Maria in dem Artemisia-Zyklus
symbolische Beziehungen auf ihr eigenes Unglück und begünstigte die Herstellung dieser
Serie im Atelier „de la Trinite".

Mit Ausnahme des ersten Gobelins der Serie, auf dem vermutlich die drei besten
Ratgeber der Königin Artemisia dargestellt erscheinen, beziehen sich alle auf die einleitenden
Ereignisse des Kampfes und auf diesen selbst. Die Nachrichten über den Aufstand auf
Rhodos werden dem jungen König in Gegenwart seiner Mutter verlesen. Auf einem im
Ausmaße korrespondierenden Gobelin sehen wir die ernsten Mahnungen der Königin an
das Haupt der Rhodier gelangen. Die drei letzten Stücke der Serie haben den Kampf, die
Rückkehr der Sieger und das Einbringen der Beute zum Gegenstand der Darstellung.

I. Drei ältere Männer in vornehmer Gewandung, das Haupt mit Lorbeer
geschmückt, stehen im wechselseitigen Gespräch vor der Architekturpforte eines Lust-
gartens. Zwei schreitende Männer in antiker Rüstung sind auf dem Mittelweg dieses
Gartens sichtbar, im Hintergrunde zwei die Szene flankierende palastartige Bauten. Bordüre
aus Rahmenwerk und Kartuschen mit Löwenköpfen und den Figuren der Ceres und
Abundantia, seitlich und unten das Monogramm der Maria von Medici, oben das Wappen
der Herzoge von Savoyen mit der Devise »FERT« (Fortitudo ejus Rhodum tenuit). Ein-
gewebte Fabriksmarke P und das Monogramm M am untersten rechten Rande mit einer
roten Nelke als Signatur des Webers.

Breite 372 cm.

Siehe Abbildung Tafel 25.

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