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Kaiserlich-Königliches Versatz-, Verwahrungs- und Versteigerungsamt <Wien> [Hrsg.]; Dorotheum [Hrsg.]; Dorotheum / Kunstabteilung [Mitarb.]; Kaiserlich-Königliches Versatz-, Verwahrungs- und Versteigerungsamt [Mitarb.]
Kunstauktion / Dorotheum: I. Sammlung Burg Vöttau in Mähren des Johann Stanislaus Grafen Zamoyski: enthaltend wertvolle Schloßeinrichtungsgegenstände von 40 Sälen und Zimmern, Mobiliar, Luster, ... ; II. Kunstgegenstände aus verschiedenem Privatbesitz, Folge von sieben französischen Tapisserien aus aristokratischem Besitze ... ; Auktion: 2. bis 5. Dezember 1912 — Wien, Nr. 228.1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.21082#0085
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Historisches: Das Tapisserieatelier »de la Trinite« wurde von Heinrich II. im
Hospital »de la Trinite« bei der rue Saint Denis gegründet. Daselbst waren 136 Waisen-
kinder, nach ihrer Kleidung »Enfants bleus« genannt, untergebracht. Sie lernten das
Handwerk der Gobelinwirkerei bei den Webern, welche zu diesem Zwecke aus dem Auslande
berufen wurden und die Meisterwürde gegen Adoption der Waisenkinder erlangten. Die
Serie der Tapisserien mit der Geschichte des Königs Mausolos von Karien und der
Artemisia, 39 Gobelins umfassend, war eine der hervorragendsten Arbeiten, welche aus
diesem Atelier hervorgingen. Die Entwürfe stammten von Henri Lerambert, dem »peintre
pour les tapisseries du roi«. Später wurden vier verschiedene Folgen der Geschichte der
Königin Artemisia hergestellt, und zwar eine mit fünfzehn, eine andere mit acht und zwei
mit sieben Stücken. ~~'

Literatur: Castel »Les Tapisseries«, Paris 1876. Guiffrey »Histoire de la Tapisserie«,
Tours 1886. Dr. Pollak: Handschriftliche Beschreibung der Serie.

501. Einrichtung eines Wiener Zimmers aus der Biedermeierzeit. Schönes gefladertes Nuß-
holz, grüner Seidenbezug. Bestehend aus Kanapee mit in der Volute eingerollten Füßen,
schön geschnittener Lehne und mit Quasten behängten Draperien aus grüner Seide. Ovaler
Tisch auf zwei kannelierten Säulenfüßen und kannelierter Zarge. Zwei Kommoden mit
je vier Laden, von denen die oberste korrespondierend mit der Ausführung des Tisches
kanneliert ist. Eine der Kommoden zugleich als Schreibsekretär dienend. Konsoltisch mit
in Hohlfalten gespannter Seidenrückwand. Zehn Sessel mit palmettenartig geschnittener
Lehne. Zwei M a r k i s e n, deren Armlehnen einen Seidenbehang mit goldener Abschluß-
kugel tragen. Ein Fußschemel, ein Spucknapf.

In dieser Vollständigkeit und unberührten Erhaltung von größter Seltenheit.

Siehe Abbildung Tafel 29.

502. Großer deutscher Renaissanceschrank. Zwei Gelasse übereinander, Kiefernholz und Eiche,
reich intarsiert, jedes der Gelasse mit drei kannelierten Säulen und zwei mit Rahmen und
architektonischem Beiwerk ausgestatteten Füllungen. Im Kastensockel zwei Schubladen.
Gravierte Eisenbeschläge.

Um 1600. Vorzügliches Möbel. Höhe 240 om, Breite 210 cm.

Siehe Abbildung Tafel 30.

503. Frühbarockschrank, Nußholz, die Türen mit kassettierten Füllungen und den Figuren der
Charitas und der Temperentia in hoher kräftiger Schnitzerei.

Deutsch, zweite Hälfte des XVII. Jahrhunderts. Höhe 215 cm, Breite 200 cm.

Siehe Abbildung Tafel 31.

504. Schreibsekretär, Eiche, mit Rosenholzbelag und Bronzemontierung, auf vier sich nach
unten verjüngenden und mit Bronzeschuhen montierten pilasterförmigen Füßen ruhend.
Die Zarge enthält auf der einen Längsseite drei Laden mit in Bronze gegossenen, ziselierten
und vergoldeten Schlüsselblättern von ovaler Schildform mit seitlichen Festons; die Schau-
seite des Tischkörpers drei blinde Laden in analoger Ausführung. An den Ecken schwere,
gegossene und vergoldete Draperien. Die Tischplatte ist mit schwerem, profiliertem Bronzestab
eingefaßt und mit schwarzem, am Rande mit Goldpressung versehenem Leder bezogen.

Vorzügliches französisches Möbel aus der beginnenden zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts.

Höhe 73 cm, Breite 142 cm, Tiefe 77 cm.

Siehe Abbildung Tafel 32.

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