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Wachsmuth, Curt
Die Stadt Athen im Alterthum (Band 2, Erste Abtheilung) — Leipzig, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12671#0049
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Ihre Befestigungen

23

Ein damit im Ganzen gut stimmendes Bild ergiebt der
jetzige Bestand. Bei den wohlerhaltenen Seebefestigungen
der Akte wie Eetioneia ist der Bau allerdings bis zu den
höchsten erhaltenen Schichten — nicht bloss bis zu vier,
die Leake und Ross1) erwähnen, sondern bis zu deren neun,
wie noch jetzt an einzelnen Stellen zu sehen — ein solider
Quaderbau aus peiraiischem Gestein und zwar in Stücken
von 7 — 8 Fuss Länge und 2 Fuss Höhe2); aber die Mauer
besteht aus zwei parallelen Reihen von 0,70 m. Breite,
zwischen welchen nur stellenweise massive Querstränge die
Verbindung herstellen, während sonst der Zwischenraum ein-
fach mit Steinbrocken und festgestampfter Erde ausgefüllt
war3). Oefters auch ist auf der Eetioneiaküste von der
Mauer nichts erhalten als die beiden in den Felsboden ein-
geschnittenen Lehren.

Duncker (Gesch. d. Alt. VII S. 185 f.; VIII S. 45) hat daraus die Folge-
rung gezogen, dass Thukydides sich durch die Stirnmauern habe
täuschen lassen. Wenn die Ueberlieferung heil wäre, könnte man
diese Folgerung kaum abweisen: denn die Annahme, dass etwa ur-
sprünglich alles massiv gewesen und erst zu Konon's Zeit die ge-
mischte Bauweise eingeführt sei, wäre — wie Duncker ganz richtig
gesehen hat — deswegen nicht statthaft, weil die in den Felsboden
nur für die beiden Stirnmauern eingeschnittenen Lehren über die Ur-
sprünglichkeit dieser Bauart keinen Zweifel lassen. Allein ganz ab-
gesehen von dem starken Versehen, das einem Thukydides bei einem
heimischen, so bekannten Monument zuzumuthen ausser Müller-Strü-
bing nicht leicht Jemand den Mnth haben wird — und auch der „Re-
daktor" könnte hier als Sündenbock nicht helfen —, wäre dieser ganze
Irrthum doch nur möglich gewesen, wenn die Mauern, als Thukydides
jene Worte schrieb, noch aufrecht standen (das bemerkt zutreffend
Müller-Strübing in Jahrb. f. Philol. 1885 S. 347, der nur eine ganz ab-
irrende Vermuthungsreihe anknüpft): aber eben diese Annahme ver-
bieten die unzweideutigen Worte ÖTrep eri vüv of|\öv ecri und das Im-
perfectum fjv (s. oben). Wir werden also auch von dieser Seite auf
eine Bestätigung der oben bereits auf anderem Wege gewonnenen
Aenderung von evxöc in ektöc geführt.

1) Leake S. 293 und Ross S. 231; vgl. auch Stuart II S. 135 Anm.

2) So Ross a. a. 0.; Hirschfeld a. a. 0. giebt an, die Quadern
seien im Allgemeinen 0,40 — 0,50 m. hoch und etwa 1,30 m. lang; vgl.
Hirschfeld's Zeichnung auf Taf. II.

3) Vgl. Hirschfeld a. a. 0., v. Alten S. 11 und 21; Leake S. 293
behauptet freilich in direktem Widerspruch, dass gerade hier die
 
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