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Wachsmuth, Curt
Die Stadt Athen im Alterthum (Band 2, Erste Abtheilung) — Leipzig, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12671#0059
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Ihre Befestigungen

33

Thores noch etwas weiter vorspringen als auf der rechten1)-
beides zu erklären aus dem in zahlreichen Variationen immer
wiederkehrenden Hauptmotiv, die ungedeckte Seite des Fein-
des möglichst lange den Geschossen auszusetzen. Von dem
Thore selbst stehen nur noch die Reste der beiden starken
Pfeiler, die den 6,75 m. breiten Eingang einschliessen;
Hof und zweiter Verschluss sind jedoch mit Sicherheit hier
anzunehmen.

Dieses, den Verkehr mit der Kapitale in gewöhnlichen
Zeiten vornehmlich vermittelnde Hauptthor hat wohl deii
eben dieses Verhältniss ausdrückenden Namen ttuXüuv dcriKÖc
gehabt; denn ebenso wie txv\t\ 5AxapviKr| und TTeipctiKri das
Thor, das von Athen nach Acharnae und dem Peiraieus
führte, heisst, so kann ein im Peiraieus gelegener ttuXujv
dcriKÖc nur der sein, der nach dem Asty, d. h. eben der
Kapitale2) führte3).

Sehr passender Weise fand eben bei diesem Hauptthor,
genauer an einem Nebenpförtchen, das sich bei diesem Haupt-
thore befand, das berühmte Hermesbild Aufstellung; das von
den neun Archonten bei Beginn der Peiraieusummauerung
geweiht wurde4). Nur so lässt es sich vereinigen, dass die
volksthümliche Bezeichnung dieses Hermes 6 irpöc ttuXioi
war und dass doch der vollwichtigste Zeuge, Philochoros,
ausdrücklich die Aufstellung beim dcriKÖc ttuXujv meldet.
Aber freilich ist der Ort der Aufstellung nur dann begreif-

1) Im Ganzen springt der Thurm 7,25m. weiter vor, die Mauer
selbst aber scbon 5 m.

2) S. oben S. 4 Anm. 4.

3) Diese Ansetzung bat Milchböfer S. 40 zuerst begründet, in-
dem er die Bd. I S. 211 besprochene Vermuthung Leake's annahm,
der bei Harpokr. u. d. W. 'Gpurjc 6 upöc xfj ttuäioi in den Worten
des Philochoros TruMiva tö-v äcxiKÖv für das unmögliche TtuXüJva xöv
"Attiköv schrieb. Nur durfte M. dabei nicht an das (mehr als fragliche)
aeru des Peiraieus (s. unten) denken; aeru hat im attischen Sprach-
gebrauch ebenso feste Bedeutung, als die Benennung der Thore nach deu
Ortschaften, zu denen sie führen, in alter wie neuer Zeit konstant ist.

4) Erst durch diese von Milchhöfer a. a. 0. empfohlene Annahme
hat der „Hermes beim Pförtchen", den ich zuerst (Bd. I S. 208 ff.) in
den Peiraieus wies, indem zugleich der Widerspruch der Zeugnisse
gehoben wird, einen wirklich passenden Platz erhalten.

Wachsmuth, die Stadt Athen. II. 3
 
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