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Wachsmuth, Curt
Die Stadt Athen im Alterthum (Band 2, Erste Abtheilung) — Leipzig, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12671#0172
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Die Hafenstadt

Dagegen hat man nicht bloss ohne jeden Halt einen
Altar des Zeus Ktesios in das Disoterion versetzt1), son-
dern die Existenz einer Kultstätte dieses Gottes im Pei-
raieus ist überhaupt unbezeugt2).

Wohl aber ist (um das gleich anzuschliessen) in alten
Steinbrüchen an den Abhängen des Munychiahügels nach
dem Zeahafen hin — nach den zahlreichen Votivtafeln, die
hier gefunden sind, zu schliessen — etwa im Laufe des vierten
Jahrhunderts v. Chr. eine Kultstätte des Zeus Meilichios
entstanden, eines unter dem Symbol der Schlange verehrten
Heilgottes, an den sich namentlich Frauen und Mädchen
gewandt zu haben scheinen3).

dekret aus dem dritten Jahrhundert (C. i. Att. II N. 616) auf Piivatkult
zu beziehen.

1) Leake S. 263 Anm. 7 thut dies unter Hinweis auf die Er-
zählung Antiphon's I 16 (exuxe xüj OiXoveiu övti [so schreibe ich für
das überlieferte övxa] Oüeiv — denn dies Wort ist mit dem Oxon.
beizubehalten ■— iepd Ali Ktucilu und 6 |uev öüuuv Ali Kxnduj kt\.)
und 18, welche die Existenz eines Altars des Ktesios im Peiraieus
bezeugen soll: er hätte zur scheinbaren Stütze wenigstens Mnaseas'
Zeugniss bei Photios u. d. W. TTpaHiöku (bei Müller, frg. hist. Gr. III
S. 152 N. 17) anführen können, Ktesios sei der Sohn des Soter.

2) Die Existenz eines Heiligthums des Ktesios im Peiraieus (oder
Emporion), dem als „Gott der Habe" von den Handelsleuten geopfert
wurde, ist freilich auch von Welcker, gr. Götterl. II S. 203 aus Anti-
phon a. a. 0. entnommen worden. Abei vv-er die Erzählung des Redners
im Zusammenhang liest, muss sich sofort überzeugen, dass der im
Peiraieus wohnende Philoneos dem in seinem Besitzthum auf-
gestellten Zeus Ktesios opfert; Kxriciov Aicc ev xot|iueioic iopüovxo sagt
Harpokr. u. d. W. Kxnciou Aiöc und man kann zum Ueberfluss noch
die Erzählung bei Isaios VIII 16 vergleichen, welche uns ein Stück
attischen Familienlebens anschaulich schildert. Trotzdem theilen
Hirschfeld S. 28 und Milchhöfer S. 42 noch immer den Irrthum
Welcker's: der letztere citirt sogar Isaios a. a. 0., beide führen auch
noch Demosth. XXI 53 an, wo von dem Peiraieus kein Wort steht.

3) Namentlich 1878 aber auch später wurden bei der Nordost-
ecke des Munychiahafens in der Nähe mehrere solche Votivtäfelchen
mit Reliefs und theilweise auch Inschriften gefunden, die entweder
bloss Ali MeiAixiuJ lauten oder einen Namen vorausschicken, wie
Hedistion, Asklepiades S. des Asklepiodoros, Aristarche, (Krito)bulc,
Hedyle u. A. Vgl. namentlich Foucart in Bull, de Corr. Hell. VII
S. 507 ff. (der nur sehr gewagt diesen ächt hellenischen Zeus für Baal-
 
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