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Wachsmuth, Curt
Die Stadt Athen im Alterthum (Band 2, Erste Abtheilung) — Leipzig, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12671#0249
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Hiera Pyle

223

Die Antwort wäre leicht, wenn es sicher stünde, dass
wir es hier mit der iepd TruXn zu thun haben, dem Thor,
aus dem die Processionen auf der iepd öböc nach Eleusis
wallten; es wäre dann ehen wie so oft die Religion, die eine
Aenderung oder Verlegung der bestehenden Route verbot.
In der That wird jetzt von den Meisten angenommen1), dass
dieses zweite Thor die iepd TroXr] sei. Das ist, soweit es
den Namen betrifft, sicher irrig: denn an der einzigen Stelle,
an der die iepd TruXn erwähnt wird, ergeben die einfachsten
und von mir bereits Bd. I S. 346 hervorgehobenen Er-
wägungen die Unmöglichkeit, dieselbe so weit von der TTei-
paiKri TruAn anzusetzen2). Aber lassen wir den Namen bei
Seite, so ist ja in der That das Thor auf die heilige Strasse
nach Eleusis gerichtet; doch spricht die Gräberstrasse, die
vom Peiraieus her direkt nach diesem Thor zu laufen scheint,
dafür, dass hier auch ein Weg von der Hafenstadt mündete.

Auch hat ganz neuerdings Dörpfeld3) die Vermuthung
ausgesprochen, dass es sich hier überhaupt um kein eigent-
liches Stadtthor handele, sondern nur um eine Oeffnung, durch
welche der das nördliche Stadtgebiet durchfliessende Bach
(Eridanos, wie Dörpfeld vermuthet) die Stadt verliess. Ich
gestehe freilich, dass mir dieser Annahme gegenüber, obwohl
auch sie ganz geeignet wäre, ihrerseits die Thatsache, dass
zwei Thore so dicht neben einander liegen, zu erklären,

eben nur der gesteigerte Verkehr die Gründung eines zweiten Thores
(des Dipylons) in der Nachbarschaft hervorgerufen habe, da diesen
das „heilige Thor", das zugleich das thriasische war, nicht mehr be-
wältigen konnte, ist — ganz abgesehen von den topographischen Be-
denken, die gegen diese Hypothese sprechen — das Räthsel sicher
nicht gelöst: es genügte ja dann einfach, das alte Thor selbst zu ver-
breitern, wobei die fortifikatorische Rücksicht gewahrt blieb.

1) So v. Alten III S. 33 f., Adler a. a. 0. S. 161, B. Schmidt, die
Thor frage S. 15 f.

2) Die topographische Frage weiter zu erörtern, ist hier nicht
der Ort: ich kann mich hier nur eben so bestimmt gegen v. Alten's
Ausführungen a. a. 0. als die von B. Schmidt a. a. 0. erklären; in
dieser Beziehung das Richtige giebt Milchhöfer, Athen S. 149. Ob in
der Inschrift C. i. Att. II N. 321 Tfjc iepetc [öoou] oder rrje iepüc [irü-
Xrjc] stand, ist nicht auszumachen.

3) Mitth. XIII S. 214.
 
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