Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Wagner, Daniel E.; Weidmanns Erben und Reich [Editor]; Weidmannische Buchhandlung [Editor]
Geschichte des Europäischen Nordens: das ist der Königreiche Dänemark, Norwegen und Schweden, wie auch des russischen Staats (Siebenter Theil): ..., welcher die Geschichte des russischen Reichs, von seiner Stiftung an, bis zum Aussterben des von dem Errichter desselben, Rurik, entsprießenden Regentenstammes enthält — Leipzig: bey M. G. Weidmanns Erben und Reich, 1786 [VD18 90792165]

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.49547#0084
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
78 MU Buch. Geschichte
Wohnsitze und Versorgung angewiesen. Einmal
aber gerieth er doch wahrend dieser Absonderung auf
den Gedanken, einen Besuch bey chr abzulegen, und
ihr beyzmvohnen. Als er aber hiebey in ihrem
Schooße eingeschlafen war, faßte sie ein Messer, ihn
zu erstechen, indem die neue ihr durch ihre Entfer-
nung von seiner Person erwiesene Beleidigung ihr
die alte, da er auf seines Oheims Dobrm Anreizen
bey der Einnahme von Polotsk sie in Beyseyn ihrer
Vaters und ihrer Mutter schändete, und alsdann
in ihrem Angesichte ihrem mittlerweile von ihm und
Dobrm mit Schimpfworten überhäuften Vgter
sein Leben raubte, ins Gedächtniß zurückrufte. Ab
kein in eben dem Augenblicke erwachte Wladrmir,
und begriff ihr die Hand. Nun dachte Wladimir,
diesen ihren, fehlgeschlagenen Versuch auf sein Leben
durch ihre Ertödtung zu ahnden, und alles ihr Re-
den ihn durch Erzählung der vielen und wichtigen
Ursachen, durch welche er sie zu Begehung dieser
That gereizet, zum Mitleiden zu bewegen, giengen in
den Wind. Denn er beharrte darauf, sie sollte in
ihrem köstlichen Schmucke im vornehmsten Zimmer
sich auf ein Prachtbette sehen, und dort den Tod
von seiner eigenen Hand erwarten. Sieerfüllke die-
sen Befehl, nahm aber ihren Sohn Ißjäslaw mit
sich ins Zimmer, und stellte denselben mit einem
bloßen Säbel hinter sich. Gleich nach geschehener
Ankunft Wladimirs mußte dieser hervortreten,
und ihn mit den Worten anreden: Vater, willst
du denn allein leben, oder glaubst Du unsterblich zu
seyn? Nimm dieß Schwerdt hin- und stoße es zu-
erst in meine Brust, damit ich den Tod meiner
Mutter nicht ansehen dürfe. Diese Worte eines
Sohnes erweichten das Herz Wladimirs so sehr,
daß er mit dem Ausruf: Wer hätte dich hier ver-
rnuthetl und Wegwerfung des Schwerstes, mit
wel-
 
Annotationen