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mit umgerollten Enden, die durch eingefügte Stifte zusammengehalten werden1), Mohn-
kopfnadel 2), , ,UrnenfeldernadeT ‘3).
Wenn die Abtrennung gegen die Ostgruppe der Urnenfelderkultur im Sinne Vogt’s auch
nicht so offenkundig ist, so dürften doch die angeführten Merkmale der Nordtiroler Urnen-
felderkultur die Herausstellung einer neuen Gruppe der süddeutschen Urnenfelderkultur
ausreichend rechtfertigen.

II. Die Verbreitung
der Südostgruppe der süddeutschen Urnenfelderkultur
(Nordtiroler Gruppe im weiteren Sinne).
Wie weit diese Gruppe über die politischen Grenzen Tirols hinausgreift, läßt sich heute
noch nicht endgültig sagen, da für die in Frage kommenden Gebiete größere Fundgruppen
nicht veröffentlicht sind. Die Verbreitungskarten der für unsere Gruppe charakteristischen
Formen (Taf. 44—46) geben jedoch bereits ein ziemlich eindeutiges Bild. Die beiden Messer-
formen mit umlappter Griffzunge (Taf. 44. 46), Gürtelschließe (Taf. 44) und Vasenkopf-
nadel (Taf. 44) begegnen uns immer wieder — von Ausstrahlung abgesehen — ausschließlich
in Bayern südlich der Linie Augsburg—Freising — und ostwärts vom Lech sowie in den
angrenzenden Teilen von Salzburg. Scheibenknaufschwert (Taf. 46), vierkantiger tordierter
und stark gerippter Armreif, Kugelkopfnadel mit strichverziertem Hals (Taf. 44. 45)
bestätigen dies durch ihre Häufung im angegebenen Gebiet. Daß die Keramik dieser Ge-
biete4) die Zusammengehörigkeit nicht so deutlich spiegelt, nimmt uns nicht weiter
wunder, nachdem wir gesehen haben, welche Unterschiede in Tirol die Keramik häufig
auch nahe beieinanderliegender Friedhöfe zeigt (vgl. S. 51 f.). Jedenfalls läßt sich wohl zum
mindesten sagen, daß auch die Gefäßformen nichts aufweisen, was der Zusammenfassung
mit den Tiroler Urnenfeldern zu einer Gruppe hinderlich wäre.
Für Oberdonau weist K. Willvonseder darauf hin, daß die Frühhallstattfunde zur
süddeutschen Urnenfelderkultur gehören und enge Beziehungen mit Nordtirol bestehen5).
In der Tat gehen diese über den allgemeinen Urnenfeldercharakter hinaus, wie vor allem
die Urne von Au bei Klein-München6) mit ihrem breiten Rand und ihrer reichen Schulter-
verzierung deutlich zeigt. Soweit sich also auf Grund des spärlichen Fundstoffes in Ober-
donau etwas sagen läßt, wäre also auch Oberdonau bis zur Enns zum Verbreitungsgebiet un-
serer Gruppe zu rechnen.
x) Häufig in den schweizerischen Pfahlbauten und in Süddeutschland nördlich der Donau, z. B. Auvemier (E. Desor
Die Pfahlbauten des Neuenburger Sees [1866] Abb. 61), Gammertingen (Fundber. aus Schwaben, N. F. 5, 1930 Beilage
Taf. 2, 1), Asch, Flur Attilau (P. Goessler, Die Altertümer des Oberamtes Blaubeuren. Die Altertümer im Königreich
Württemberg 1 [1911] Abb. 6, 12), Singen (Röm.-Germ. Korrespondenzbl. 7, 1914, 8), Möhringen (a. a. O. 6, 1913
Aob. 26, 5), Rech, Kr. Merzig (Ber. d. Konservators d. geschichtl. Denkmäler im Saargebiet 4, 1931 Taf. 8g), Weinheim
(Reinecke Taf. 43, 697).
2) In Nordtirol selten (S. 34). Für die übrigen Gebiete der Urnenfelderkultur vgl. Kraft, Schweiz 18.
3) Kraft, Urnenfelderkultur 165. — In Süddeutschland außei- Südbayem sehr häufig, in Tirol fehlend. — Vielleicht
kann hier auch die breite Riefe auf Urnen als auschließliches Verzierungselement genannt werden, ein im wesent-
lichen auf die Schwäbische Alb beschränktes Merkmal (z. B. A. u. h. V. 5 Taf. 45, 758. 760).
4) Z. B. Grünwald b. München (Beitr. z. Anthr. u. Urgesch. Bayerns 19, 1915, 13ff.), Gernlinden, Lkr. Fürsten-
feldbruck (Bayer. Vorgeschichtsfreund 9, 1930 Taf. 6), München-Englschalking (Röm.-Germ. Korrespondenzbl.
9, 1916 Abb. 28. 29), Morzg b. Salzburg (Wiener Prähist. Zeitschr. 15, 1928, 112 Abb. 1), St. Martin b. Lofer. Salzburg
(a. a. 0. 108), Kaarn, Oberösterreich (E. Theuer, Urgeschichte Oberösterreichs [1925] Taf. 4).
5) Germania 18, 1934, 182.
6) Wiener Prähist. Zeitschr. 17, 1930, 82.
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