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Watzinger, Carl
Denkmäler Palästinas: eine Einführung in die Archäologie des Heiligen Landes (1): Von den Anfängen bis zum Ende der israelitischen Königszeit — Leipzig: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.51808#0046
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32 II. Die Kanaanäische Epoche
Verhältnisse mit den gleichzeitigen im ägäischen Gebiet drängt
sich auf: mit dem kulturellen und politischen Aufstieg Palästinas
in der Hyksoszeit fällt die erste Hochblüte der kretischen Kultur in
der mittelminoischen Zeit und die Gründung der achäischen
Fürstensitze auf dem griechischen Festland zeitlich zusammen;
beide Vorgänge stehen mit der Einwanderung von Nordosten
kommender Stämme in ursächlichem Zusammenhang.
Mit der Befreiung Ägyptens von der Fremdherrschaft setzt als-
bald die politische Beherrschung Palästinas durch das Neue Reich
ein. Schon Thutmosis I. hat die Eroberung begonnen, seit Thut-
mosis HL ist Palästina auf Jahrhunderte ein Ägypten tributärer
Vasallenstaat, dessen Kleinfürsten als ägyptische Statthalter dem
Großkönig untertan sind. Doch beginnt die Bedrohung der ägypti-
schen Oberhoheit bereits unter dem untätigen König Ameno-
phis III. und erreicht ihren Höhepunkt um die Mitte des 14. Jahrh.
unter Amenophis IV. Semitische Nomadenstämme aus dem Osten,
die in den Briefen der kanaanäischen Dynasten an den ägyptischen
König als Chabiru bezeichnet werden, bedrohen die phönikischen
und kanaanäischen Städte in den Küstenebenen und Gebirgstälern,
von denen die Sicherung der Verbindungsstraßen nach Norden
und Osten abhing. Zu diesen Stämmen gehören auch die Ara-
mäer, die allmählich ganz Nordmesopotamien und Nordsyrien
bis nach Damaskus hin besetzen, und die Israeliten, deren erste
Welle sich bereits um 1400 im mittelpalästinischen Bergland von
Ephraim festgesetzt hat. In der allgemeinen Verwirrung, die der
Kampf der einheimischen Dynasten gegen die neuen Eindring-
linge oder im Bündnis mit ihnen hervorrief, traten als neue ge-
fährliche Gegner der Ägypter die Hethiter auf den Plan, die er-
obernd in Nordsyrien bis zum Orontes vorgedrungen waren. Die
Kämpfe mit den Hethitern um die Beherrschung Syriens — auch
durch die große Schlacht bei Kadesch nicht entschieden — fanden
in dem um 1278 geschlossenen Bündnisvertrag zwischen Ramses II.
und dem Hethiterkönig Chattusil ihren Abschluß, der den gegen-
seitigen Besitzstand garantierte und eine kurze Epoche friedlichen
Verkehrs zwischen beiden Ländern eröffnete. Ein Hauptstütz-
punkt der ägyptischen Verwaltung in Palästina wurde Beth-Sean —
eine neue Erkenntnis, die erst den Ausgrabungen verdankt wird —
und ist es bis auf Ramses III. um 1200, als sonst die ägyptische
Herrschaft schon in voller Auflösung war, geblieben1.
Die bescheidene Einfachheit des Daseins der Kleinfürsten
Palästinas im Gegensatz zu dem Prunk und Reichtum der Groß-

1 A. Rowe, Beth Shan I. Topography and History. 1930; A. Alt, PJ 1926,

108.
 
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