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C. J. Wawra <Wien> [Editor]
Versteigerung einer hervorragenden Sammlung von modernen Ölgemälden und Aquarellen aus dem Besitze des Herrn Dr. Georg Albert und aus dem Nachlasse eines bekannten Wiener Sammlers: Versteigerung: Samstag den 14. März 1908 (Katalog Nr. 211) — Wien, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.20762#0007
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Vopcuort.

In der vorliegenden Auktion handelt es sich um zwei Sammlungen, welche
unter einem unter den Hammer kommen sollen. Die eine stammt von dem Herrn
Dr. Georg Albert, die zweite aus dem Nachlasse eines Wiener Kunstsammlers, dessen
Namen über Wunsch der Erben hier nicht genannt werden soll. Wir stehen wie die
meisten der Kunstfreunde diesem unbekannt bleiben sollenden Sammler nicht fremd
gegenüber. Es ist selbstverständlich, daß wir nicht in der Lage sind, bei unserer Be-
sprechung diese beiden Kollektionen getrennt zu behandeln, da einige der Künstler da
und dort vertreten sind, ein Umstand, der zu ermüdenden Wiederholungen führen
müßte, sollte jede für sich vorgenommen werden. Daß in beiden Sammlungen der Schwer-
punkt in den Österreichern liegt, ist wohl selbstverständlich, nachdem beide Besitzer ein
vorwiegend lokales Interesse in ihrer Kunstliebhaberei bekundeten. Gewissen Namen be-
gegnet man auch immer wieder in einem gewissen Zeitabschnitt auf den Auktionen; es
ist das begreiflich, nachdem stets von Zeit zu Zeit dieser oder jener Künstler besonders
herausgehoben wird, da ja die „Kenner" immer wieder Namen entdecken, deren Quali-
täten vormals nicht genügend gewürdigt erschienen; mit der Wertschätzung steigen dann
auch die Preise, welche für die Werke bezahlt werden, und dieser Umstand macht es
auch wieder begreiflich, wenn plötzlich viele Werke eines solchen nunmehr zu höherem
Ansehen gelangten Künstlers auf dem Markte erscheinen, weil die Besitzer die günstige
Gelegenheit ergreifen, die bisher mehr idealen Werte zu kapitalisieren. Der seinerzeit
namentlich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts so günstig situierte Mittelstand
konnte sich noch mit den Werken hervorragender Künstler, welche gleichfalls in mehr
bürgerlichen Verhältnissen sich bewegten, umgeben: heute ist es anders geworden.
Einerseits sind ja ohnedies die damals dargestellten Personen in den meisten Fällen den
Familien entrückt: der Urenkel steht dem Bilde seines Vorfahren fremd gegenüber,
dessen Sohn oder Tochter dasselbe hoch verehrte und um keinen Preis veräußert haben
würde; andererseits sind aber auch die pekuniären Verhältnisse des Mittelstandes, nament-
lich des Bürgerstandes so viel ungünstigere geworden, daß es nicht wundernehmen kann,
 
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