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C. J. Wawra <Wien> [Editor]
Versteigerung einer hervorragenden Sammlung von modernen Ölgemälden und Aquarellen aus dem Besitze des Herrn Dr. Georg Albert und aus dem Nachlasse eines bekannten Wiener Sammlers: Versteigerung: Samstag den 14. März 1908 (Katalog Nr. 211) — Wien, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.20762#0013
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essanten lebensgroßen Studienkopf einer Venezianerin in Öl gemalt, deren blendend weißer
Teint herrlich gegen das blauschwarze Haar kontrastiert, und Julius von Blaas mit zwei
kleinen Bildern, von welchen eines einen charakteristisch gezeichneten Salzburger Bauern,
das zweite einen „Reiteroberst" im Kostüme aus der Zeit Friedrich des Großen darstellt.
Letzteres mit energischem Pinsel besonders flott hingemalt.

Zu den hübschen Frauenköpfen zählt auch der mit dem weißgepuderten Haar
des Florentiner Genre- und Porträtmalers Tito Conti.

Von dem Wiener Historienmaler Johann Till, geboren den 19. Juli 1827, ge-
storben den 22. November 1894, kommen zwei Bilder in dieser Auktion zur Versteigerung.
Das eine kleinere, „Der Labetrunk" betitelt, zeigt ein Mädchen, welches einem am Boden
kauernden Bettler zu trinken gibt, das zweite ein Breitenbild, 2*25m hoch und 1*05 m
breit, stellt eine „Szene aus dem italienischen Klosterleben" dar: Vorüberziehende Pilger
halten Rast vor einem Kloster, um daselbst Labung zu erbitten. Das Bild ist sorgfältig
durchgearbeitet und von guter koloristischer Wirkung und würde sich als Dekoration für
einen größeren Raum oder Speisesaal vortrefflich eignen. Johann Till, der ein Schüler
der Wiener Akademie unter Kupelwieser war, liebte es, seinen Bildern einen roman-
tischen Zug zu verleihen; die Wiener Akademie besitzt von ihm ein dem hier ausge-
stellten verwandtes Bild: „Heimziehende Kreuzfahrer bei einem Kloster um Herberge
bittend" und die kaiserliche Gemäldegalerie das Bild: „Gottfried von Bouillon erblickt
mit seinen Kreuzfahrern Jerusalem."

Vortrefflich gemalte Hunde sehen wir von einem Mitgliede der italienischen Maler-
familie Palizzi, deren vier Brüder künstlerisch hervorragend tätig gewesen sind, etwa
vor der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die achtziger Jahre.

Andere hier vertretene bekannte Namen sind Theodor von H ö r man n, von dem
zwei hübsche Bilder von den Ufern der Seine zum Verkaufe gelangen; Ferdinand Lauf-
berg er und dessen Schüler Gustav Klimt, ferner der Schaf maier Jacque, Fritz von
Uhde mit zwei Studienköpfen usw.

Auch der ausgezeichnete Münchner Tiermaler Anton Braith ist mit einem sehr
guten Werke „Kälber zur Tränke eilend" vertreten.

Ein sehr interessantes Objekt dieser Auktion ist endlich das Bild „Die Pferde-
schwemme" von Teutwart Schmitson, welches uns den in den fünfziger und anfangs der
sechziger Jahre sehr gefeierten Künstler wieder in Erinnerung bringt. Leider war die
Lebensdauer dieses ausgezeichneten, noch so viel versprechenden Malers eine außer-
ordentlich kurze, da er im Jahre 1830 geboren, schon 1863 aus dem Leben geschieden
ist. Seine von einer seltenen Kraft der Erfindung und ungebändigten Eigenart zeugenden
Bilder riefen damals in der Kunstwelt einen gewissen Aufruhr hervor. Er hatte sich ganz
und gar autodidakt gebildet, weshalb ihm auch keinerlei Schule anhaftete, wenngleich er
an allen berühmten Kunststätten seine Studien betrieb. Hervorragende Werke: „Dürstendes
Vieh", „Krimsche Tartarenpferde im Schneesturm" u. a., besaß der bekannte und berühmte
Sammler Gsell in Wien, dessen herrliche Bilderkollektion nach seinem Tode leider in
alle Winde verstreut wurde. Auch in der Sammlung des Grafen Hoyos in Wien befand
 
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