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Wegner, Günter; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Mitarb.]
Die vorgeschichtlichen Flussfunde aus dem Main und aus dem Rhein bei Mainz — Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte, Band 30: Kallmünz/​Opf.: Lassleben, 1976

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Aufgliederung der Fundgegenstände nach ihrer Funktion
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Schmuck und Trachtzubehör
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Pferdegeschirr
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https://doi.org/10.11588/diglit.63271#0082

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Sowohl als Höhlen- wie als Flußfunde anzusehen
sind die sechs Goldohrringe aus der Flußgrotte von
Han, Prov. Namur, Belgien, die allerdings noch in
die späte Urnenfelderzeit gehören 488.
e. Fingerringe
Außer zwei Exemplaren aus Bronze, die wohl den
frühbronzezeitlichen Spiralfingerringen zugerechnet
werden können (Kat. Nr. 644. 645), sind aus den
übrigen vorgeschichtlichen Perioden Funde von Fin-
geringen aus beiden Flüssen unbekannt.
Hingewiesen sei hier aber auf die Fingerringe der
römischen Kaiserzeit. F. Henkels Katalog der römi-
schen Fingerringe der Rheinlande 489 nennt als
Funde aus dem Rhein bei Mainz zehn Fingerringe

aus Gold 49°, fünf aus Silber491 und sieben aus
Bronze 492. Der hohe Anteil der Gold- und Silber-
ringe und die Dedikationsinschriften einzelner Ex-
emplare sprechen für einen Weihecharakter dieser
Ringe, wie er auch für die vielen zum Teil ebenfalls
mit Weiheinschriften versehenen Fingerringe aus
Tempeln und Heiligtümern des gallorömischen Be-
reichs als sicher gelten kann 493.
Von den Ringen aus dem Rhein bei Mainz ist ein
Goldring 494 mit der Inschrift ERACLI als Wei-
hung für Herakles 495, ein Silber- 496 und ein
Bronzering 497 mit der Inschrift MAR für Mars
und ein weiterer Silberring 498 mit der Inschrift
MER für Mercurius anzusehen 4".

PFERDEGESCHIRR

Eine weitere Gruppe von Gegenständen, die neben
Waffen, Geräten und Werkzeugen sowie dem
Schmuck und Trachtzubehör im Fluß gefunden wer-
den, sind Stücke, die zum Pferdegeschirr gehören
oder deren Zugehörigkeit zu diesem wahrscheinlich
ist. Es handelt sich hier um Trensen und Zügel-
führungsringe, Faleren und Ringgarnituren.
1. Trensen
An Trensen sind vier Exemplare anzuführen, und
zwai eine aus dem Main bei Frankfurt, eine zweite
aus dem Main bei Hochheim, Main-Taunus-Kreis,
und zwei Stücke aus dem Rhein bei Mainz.
Die beiden Trensen aus dem Main (Kat. Nr. 207.
263) und das Exemplar aus dem Rhein bei der
Petersaue (Kat. Nr. 501, A) gehören zur Gruppe 1

nach Balkwill: Trensen mit einteiligem, geradem
Gebißstück und Ösen an beiden Enden 50°. Von
dieser Gruppe sind bis jetzt sieben Stücke bekannt
geworden 501:
1. aus dem Main bei Frankjurt/M (Kat. Nr. 207
[Taf. 72, 2]; Balkwill, Proc. Prehist. Soc. 39,
1973, 426 ff. Nr. 5).
2. aus dem Main bei Hochheim, Main-Taunus-
Kreis (Kat. Nr. 263 [Taf. 72, 1]; Balkwill, a. a.
O. Nr. 4).
3. aus dem Rhein bei Mainz, an der Petersaue (Kat.
Nr. 501, A [Abb. 2]; unveröffentlicht).
4. 5. Niedernberg, Ldkr. Miltenberg: Depotfund
(Balkwill, a. a. O. Nr. 1, A. B).

488) W. H. Zimmermann, Neue Ausgrabungen u. Forsch, in Niedersachsen 6, 1970, 63 f.
489) F. Henkel (1913).
490) F. Henkel, a. a. O. Nr. 1. 80. 85. 180. 241. 271. 1819. 1822. 2133. 2134.
491) F. Henkel, a. a. O. Nr. 329. 356. 374. 425; MRLM Mainz R 4979 (aus dem Rhein bei Oppenheim).
492) F. Henkel, a. a. O. Nr. 1075. 1096. 1145. 1306. 2135. 2202. 2203.
493) N. Kyll, Trierer Zeitschr. 29, 1966, 59; F. Henkel, a. a. O. 312 ff.; CIL. XIII, 10024.
494) Goldring mit Nicolo: Schiff mit hohem Heckteil und reicher Takelage, hochgeschwelltem Mittelsegel und
kleinerem Beisegel zwischen diesem und dem flachgestreckten Vorderteil; darüber in Spiegelschrift ERACLI,
Dat.: 4. Jh: F. Henkel, a. a. O. 40 Nr. 271, Taf. 14; CIL. XIII 10024, 207.
495) Ein Goldfingerring mit Votivinschrift für Hercules stammt aus Kastel, Kr. Saarburg: F. Henkel, a. a. O. Nr.
2111; CIL. XIII 10024, 208.
496) MRLM Mainz R 352: F. Henkel (1913) 49 Nr. 356, Taf. 18; CIL. XIII 10024, 13 a.
497) MRLM Mainz R4976: F. Henkel, a. a. O. 100 Nr. 1075, Taf. 42; CIL. XIII 10024, 13 c.
498) MRLM Mainz R 4977: F. Henkel, a. a. O. 51 Nr. 374, Taf. 19; CIL. XIII 10024, 18 a.
499) Ein Bronzefingerring vom Titelberg in Luxemburg trägt die Inschrift „Deo Mercurio cultores eius : F. Henkel,
a. a. O. 88 Nr. 939.
500) C. J. Balkwill, Proc. Prehist. Soc. 39, 1973, 425 ff.
501) Siehe Katalog bei Balkwill, a. a. O. 427 ff. mit Literaturhinweisen.

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