Herkunft, wobei die Trachtbestandteile nach Mit-
tel- und Ostfrankreich, die Waffen dagegen nach
West- und Nordwestfrankreich weisen 684. Diese
hier zutage tretenden westlichen Beziehungen enden
nicht im Rhein-Main-Gebiet, sondern reichen weiter
nach dem Osten, wie einige mittelfränkische und
böhmische Hortfunde der gleichen Zeitstufe erken-
nen lassen 685.
Im großen und ganzen wirkt der Depotfund aus
dem Rhein bei der Rettbergsaue hinsichtlich seines
Typenschatzes wie des Erhaltungszustandes seiner
Gegenstände unter den Depotfunden der frühen
Urnenfelderzeit fremd. In gleicher Weise kann er
auch als Flußfund mit den anderen Funden aus
dem Rhein, die zum größten Teil in unzerbrochenem
Zustand ins Wasser versenkt wurden, nicht ver-
glichen werden.
2. Die Hortfunde der späten Urnenfelderzeit
und die Funde aus dem Main und Rhein
Hingegen zeigen sich in der Spätphase der Urnen-
felderzeit (Ha B 3) viele Gemeinsamkeiten zwi-
schen den Flußfunden und den Hortfunden vom
festen Land. Auf diesen Sachverhalt wurde wieder-
holt bei der Besprechung der einzelnen Gegenstand-
gruppen aufmerksam gemacht, so bei den Schwer-
tern 686, Messern 687, Beilen 688, Lanzen 689, Si-
cheln 690 und Ringen 691.
So zeigt sich, daß sich diese Waffen und Geräte so-
wohl bei den Funden aus dem Fluß wie bei den
Depotfunden vom festen Land, was die zeitliche
Verteilung anbelangt, gleichartig verhalten. In bei-
den Fundkategorien macht sich in der Endphase
der Urnenfelderzeit (Ha B 3) gegenüber den voran-
gehenden Zeitabschnitten ein deutlicher Fundanstieg
bemerkbar, wie aus den Übersichten und Tabellen
abgelesen werden kann.
Auch in der Auswahl der Typen verhalten sich beide
Fundarten gleichartig. So spielen z. B. die Nadeln692
weder in den Landdepots noch bei den Flußfunden
in diesem Zeitabschnitt eine Rolle.
Diesen vermuteten gleichwertigen Charakter beider
Fundarten glauben wir durch einen Fund aus dem
Rhein wahrscheinlicher machen zu können. Und
zwar handelt es sich um die Gegenstände aus dem
Rhein bei Mainz-Weisenau, auf deren Fundum-
stände und Fundgeschichte oben bereits näher ein-
gegangen wurde 893. Wenn auch nicht alle Beden-
ken ausgeräumt werden konnten, so halten wir die
überlieferten Fundumstände für hinreichend gesi-
chert, um die Geschlossenheit des Fundes annehmen
zu dürfen. Für einen geschlossenen Fund spricht
auch die Auswahl der Typen:
Vollgriffschwert, Typ Mörigen, Var. I (Kat. Nr.
398, a [Taf. 5, 1])
Lanzenspitze (Kat. Nr. 398, b [Taf. 5, 2])
Tüllenpfeilspitze (Kat. Nr. 398, c [Taf. 5, 3])
8 oberständige Lappenbeile mit Öse (Kat. Nr. 398, d
[Taf. 6; 7, 1. 2]).
Tüllenbeil mit Öse (Kat. Nr. 398, e [Taf. 5, 4])
Tüllenmesser (Kat. Nr. 398, f [Taf. 5 5])
12 Zungensicheln (Kat. Nr. 398, g [Taf. 7, 3—6; 8])
4 Arm- und Beinringe (Kat. Nr. 398, h [Taf. 5,
6-9]).
Daß einige jüngere Gegenstände mit den aufge-
zählten Funden ausgebaggert wurden 694, braucht
bei den Fundbedingungen im Fluß nicht zu ver-
wundern und spricht selbstverständlich nicht gegen
die Zusammengehörigkeit der angeführten Gegen-
stände. Mit Ausnahme der Tüllenpfeilspitze sind
alle vorhandenen Objekte innerhalb der Depot-
funde der Phase Ha B 3 im „westlichen“ Urnen-
felderkreis so geläufige Typen, daß sich ein Einzel-
nachweis paralleler Stücke erübrigt 695. Würde die
Patina 698 nicht eindeutig auf die Provenienz aus
684) W. Kubadi, Arch. Korrespondenzbl. 3, 1973, 303. P. Schauer, Arch. Korrespondenzbl. 3, 1973, 295 Anm. 14.
685) Windsbach, Ldkr. Ansbach. — Stockheim, Ldkr. Gunzenhausen. — Lhotka, Westböhmen. — Rydec, Nord-
böhmen: W. Kubach, a. a. O. 303 mit Nachweis.
686) Siehe oben S. 42.
687) Siehe oben S. 46.
688) Siehe oben S. 54.
689) Siehe oben S. 58.
690) Siehe oben S. 69.
691) Siehe oben S. 76.
692) Siehe oben S. 72 Tab. 19.
693) Siehe oben S. 25.
694) Siehe oben S. 25.
695) Vgl. F.-R. Herrmann (1966), Taf. 175—200.
696) Alle Stücke haben „Wasserpatina“. Wenn bei manchen Gegenständen die sonst meist vorhandene Sandschicht
fehlt, dürfte dies auf „Reinigung“ der Objekte zurückzuführen sein.
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tel- und Ostfrankreich, die Waffen dagegen nach
West- und Nordwestfrankreich weisen 684. Diese
hier zutage tretenden westlichen Beziehungen enden
nicht im Rhein-Main-Gebiet, sondern reichen weiter
nach dem Osten, wie einige mittelfränkische und
böhmische Hortfunde der gleichen Zeitstufe erken-
nen lassen 685.
Im großen und ganzen wirkt der Depotfund aus
dem Rhein bei der Rettbergsaue hinsichtlich seines
Typenschatzes wie des Erhaltungszustandes seiner
Gegenstände unter den Depotfunden der frühen
Urnenfelderzeit fremd. In gleicher Weise kann er
auch als Flußfund mit den anderen Funden aus
dem Rhein, die zum größten Teil in unzerbrochenem
Zustand ins Wasser versenkt wurden, nicht ver-
glichen werden.
2. Die Hortfunde der späten Urnenfelderzeit
und die Funde aus dem Main und Rhein
Hingegen zeigen sich in der Spätphase der Urnen-
felderzeit (Ha B 3) viele Gemeinsamkeiten zwi-
schen den Flußfunden und den Hortfunden vom
festen Land. Auf diesen Sachverhalt wurde wieder-
holt bei der Besprechung der einzelnen Gegenstand-
gruppen aufmerksam gemacht, so bei den Schwer-
tern 686, Messern 687, Beilen 688, Lanzen 689, Si-
cheln 690 und Ringen 691.
So zeigt sich, daß sich diese Waffen und Geräte so-
wohl bei den Funden aus dem Fluß wie bei den
Depotfunden vom festen Land, was die zeitliche
Verteilung anbelangt, gleichartig verhalten. In bei-
den Fundkategorien macht sich in der Endphase
der Urnenfelderzeit (Ha B 3) gegenüber den voran-
gehenden Zeitabschnitten ein deutlicher Fundanstieg
bemerkbar, wie aus den Übersichten und Tabellen
abgelesen werden kann.
Auch in der Auswahl der Typen verhalten sich beide
Fundarten gleichartig. So spielen z. B. die Nadeln692
weder in den Landdepots noch bei den Flußfunden
in diesem Zeitabschnitt eine Rolle.
Diesen vermuteten gleichwertigen Charakter beider
Fundarten glauben wir durch einen Fund aus dem
Rhein wahrscheinlicher machen zu können. Und
zwar handelt es sich um die Gegenstände aus dem
Rhein bei Mainz-Weisenau, auf deren Fundum-
stände und Fundgeschichte oben bereits näher ein-
gegangen wurde 893. Wenn auch nicht alle Beden-
ken ausgeräumt werden konnten, so halten wir die
überlieferten Fundumstände für hinreichend gesi-
chert, um die Geschlossenheit des Fundes annehmen
zu dürfen. Für einen geschlossenen Fund spricht
auch die Auswahl der Typen:
Vollgriffschwert, Typ Mörigen, Var. I (Kat. Nr.
398, a [Taf. 5, 1])
Lanzenspitze (Kat. Nr. 398, b [Taf. 5, 2])
Tüllenpfeilspitze (Kat. Nr. 398, c [Taf. 5, 3])
8 oberständige Lappenbeile mit Öse (Kat. Nr. 398, d
[Taf. 6; 7, 1. 2]).
Tüllenbeil mit Öse (Kat. Nr. 398, e [Taf. 5, 4])
Tüllenmesser (Kat. Nr. 398, f [Taf. 5 5])
12 Zungensicheln (Kat. Nr. 398, g [Taf. 7, 3—6; 8])
4 Arm- und Beinringe (Kat. Nr. 398, h [Taf. 5,
6-9]).
Daß einige jüngere Gegenstände mit den aufge-
zählten Funden ausgebaggert wurden 694, braucht
bei den Fundbedingungen im Fluß nicht zu ver-
wundern und spricht selbstverständlich nicht gegen
die Zusammengehörigkeit der angeführten Gegen-
stände. Mit Ausnahme der Tüllenpfeilspitze sind
alle vorhandenen Objekte innerhalb der Depot-
funde der Phase Ha B 3 im „westlichen“ Urnen-
felderkreis so geläufige Typen, daß sich ein Einzel-
nachweis paralleler Stücke erübrigt 695. Würde die
Patina 698 nicht eindeutig auf die Provenienz aus
684) W. Kubadi, Arch. Korrespondenzbl. 3, 1973, 303. P. Schauer, Arch. Korrespondenzbl. 3, 1973, 295 Anm. 14.
685) Windsbach, Ldkr. Ansbach. — Stockheim, Ldkr. Gunzenhausen. — Lhotka, Westböhmen. — Rydec, Nord-
böhmen: W. Kubach, a. a. O. 303 mit Nachweis.
686) Siehe oben S. 42.
687) Siehe oben S. 46.
688) Siehe oben S. 54.
689) Siehe oben S. 58.
690) Siehe oben S. 69.
691) Siehe oben S. 76.
692) Siehe oben S. 72 Tab. 19.
693) Siehe oben S. 25.
694) Siehe oben S. 25.
695) Vgl. F.-R. Herrmann (1966), Taf. 175—200.
696) Alle Stücke haben „Wasserpatina“. Wenn bei manchen Gegenständen die sonst meist vorhandene Sandschicht
fehlt, dürfte dies auf „Reinigung“ der Objekte zurückzuführen sein.
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