2
Art, z. B. auch für den Universitätsjubelkommers 1909, und schrieb ausser der
leider viel zu wenig beachteten „Kunst des Pseudonyms* eine Reibe kleiner Essays
für Zeitungen.
Hatte sich Bormann durch seine humoristischen Dichtungen zunächst nur
in Deutschland, Oesterreich und der Schweiz einen Namen gemacht, so wurde
er über dieses Gebiet hinaus, vor allem in England und Amerika, bekannt durch
sein kühnes, unerschütterliches Eintreten für die Theorie, dass nicht der Schau-
spieler Shakespeare, sondern der Kanzlersohn Francis Bacon der Verfasser der
Shakespearedramen sei. Die Bücher des Amerikaners Morgan (1885) und des
Grafen Vitzthum von Eckstädt (1888) hatten seine Aufmerksamkeit auf diese
Frage gelenkt. Obwohl nun die Anglisten und die Verfasser des Shakespeare-
jahrbuches, besonders Kuno Fischer, die Theorie in Verruf erklärten, trat er
doch unerschrocken in den schweren Kampf für sie ein, und bis zuletzt hat er
zähe an seiner Ansicht festgehalten, ja die Beweisführung ihrer Richtigkeit wurde
ihm mehr und mehr zur Lebensaufgabe. An der Hand seiner wertvollen Biblio-
thek von Bacon- und Shakespeareausgaben, besonders der schönen Faksimile-
drücke der Folioausgabe von 1623 und der sämtlichen Quartos hat er mehr als
zwei Dezennien mit überraschendem Spürsinn und bewundernswerter Gründlich-
keit geforscht und doch von den Zunftphilologen zumeist nur Missachtung und
Spott geerntet. Aber selbst für diejenigen, die sich nicht zu seiner Ansicht be-
kennen mögen, sind seine Schriften bemerkenswert durch eine Reihe dauernd
wertvoller Beiträge zum Verständnis von Bacons Schriften und durch ein über-
aus reiches Material von z. T. sehr seltenen Abbildungen. Man wird ihm den
Ruhm nicht schmälern, dass er einer der gründlichsten Kenner der englischen
und lateinischen Werke Bacons, ja überhaupt des ganzen Zeitalters der Königin
Elisabeth gewesen ist.
Bormanns erstes Werk zur Bacon-Shakespeare-Wissenschaft war sein gross-
angelegtes Shakespeare-Geheimnis, das 1894 deutsch, 1895 englisch erschien.
Wurde es auch auf den Index gesetzt, so trat er doch in fünfzehn weiteren
Schriften für seine Ueberzeugung ein und machte die Bacon-Shakespeare-Frage
volkstümlich. Auch die teilweise leidenschaftliche Zustimmung, die er hei seinen
Baconstudien fand, konnte ihm nicht über den Verdruss hinweghelfen, den ihm
die ablehnende, ja wegwerfende Kritik der Philologen bereitete. Gar mancher
aber, der bei der Versteigerung von Bormanns Bibliothek das eine oder andere
Buch erwirbt, wird dankbar anerkennen, was er nicht nur als Humorist, sondern
auch als Baconforscher geleistet hat.
Auktions-Katalog N. F. XXVIII.
Art, z. B. auch für den Universitätsjubelkommers 1909, und schrieb ausser der
leider viel zu wenig beachteten „Kunst des Pseudonyms* eine Reibe kleiner Essays
für Zeitungen.
Hatte sich Bormann durch seine humoristischen Dichtungen zunächst nur
in Deutschland, Oesterreich und der Schweiz einen Namen gemacht, so wurde
er über dieses Gebiet hinaus, vor allem in England und Amerika, bekannt durch
sein kühnes, unerschütterliches Eintreten für die Theorie, dass nicht der Schau-
spieler Shakespeare, sondern der Kanzlersohn Francis Bacon der Verfasser der
Shakespearedramen sei. Die Bücher des Amerikaners Morgan (1885) und des
Grafen Vitzthum von Eckstädt (1888) hatten seine Aufmerksamkeit auf diese
Frage gelenkt. Obwohl nun die Anglisten und die Verfasser des Shakespeare-
jahrbuches, besonders Kuno Fischer, die Theorie in Verruf erklärten, trat er
doch unerschrocken in den schweren Kampf für sie ein, und bis zuletzt hat er
zähe an seiner Ansicht festgehalten, ja die Beweisführung ihrer Richtigkeit wurde
ihm mehr und mehr zur Lebensaufgabe. An der Hand seiner wertvollen Biblio-
thek von Bacon- und Shakespeareausgaben, besonders der schönen Faksimile-
drücke der Folioausgabe von 1623 und der sämtlichen Quartos hat er mehr als
zwei Dezennien mit überraschendem Spürsinn und bewundernswerter Gründlich-
keit geforscht und doch von den Zunftphilologen zumeist nur Missachtung und
Spott geerntet. Aber selbst für diejenigen, die sich nicht zu seiner Ansicht be-
kennen mögen, sind seine Schriften bemerkenswert durch eine Reihe dauernd
wertvoller Beiträge zum Verständnis von Bacons Schriften und durch ein über-
aus reiches Material von z. T. sehr seltenen Abbildungen. Man wird ihm den
Ruhm nicht schmälern, dass er einer der gründlichsten Kenner der englischen
und lateinischen Werke Bacons, ja überhaupt des ganzen Zeitalters der Königin
Elisabeth gewesen ist.
Bormanns erstes Werk zur Bacon-Shakespeare-Wissenschaft war sein gross-
angelegtes Shakespeare-Geheimnis, das 1894 deutsch, 1895 englisch erschien.
Wurde es auch auf den Index gesetzt, so trat er doch in fünfzehn weiteren
Schriften für seine Ueberzeugung ein und machte die Bacon-Shakespeare-Frage
volkstümlich. Auch die teilweise leidenschaftliche Zustimmung, die er hei seinen
Baconstudien fand, konnte ihm nicht über den Verdruss hinweghelfen, den ihm
die ablehnende, ja wegwerfende Kritik der Philologen bereitete. Gar mancher
aber, der bei der Versteigerung von Bormanns Bibliothek das eine oder andere
Buch erwirbt, wird dankbar anerkennen, was er nicht nur als Humorist, sondern
auch als Baconforscher geleistet hat.
Auktions-Katalog N. F. XXVIII.