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Kunstarchiv (Berlin) [Contr.]
Fünfte Thüringer Kunstausstellung Weimar 1926 — Veröffentlichungen des Kunstarchivs, Berlin, Band 12: Berlin, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.74658#0005
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VORWORT

Zum fünftenmal findet in diesem Jahr die Thüringer Kunst=Aus-
Stellung statt. Sie ist gleichzeitig zum drittenmal im Weimarer Landes-
museum zu Gast, und es sei gestattet, an dieser Stelle mit einigen
Worten von ihrer Entstehung und von ihren Zielen zu sprechen.
Als die notwendige Neuordnung der Staatlichen Kunstsammlungen
im Jahre 1922 in Angriff genommen war und das Gebäude am Mu-
seumsplatz wegen der Überführung der Mehrzahl der Kunstwerke
in das Schloß fast leer stand, wurde die erste Thüringer Kunst=Aus-
Stellung im Oberstock des Landesmuseums für die Sommermonate
untergebracht. Man wird sich ihrer erinnern. Sie bestand aus zwei ver-
schiedenen, auch räumlich getrennten Teilen. Es war eine Ausstellung
mit einem doppelten Gesicht: dort das Fremde, Beunruhigende, Un-
verständliche, hier vertraute, bekannte Namen und Werke. Bs war
die Zeit der Anfänge des Bauhauses und die künstlerische Produktion
in den Weimarer Ateliers umspannte Stilgegensätze, wie sie gewiß
selten auf engem Raum in solcher Ausprägung nebeneinander Be-
ständen haben. Die Ausstellung brachte aber klar und deutlich zum
Ausdruck, was allein bestimmender Grundsatz einer solchen Ver-
anstaltung sein kann: daß ohne Rücksicht auf Richtung und Person
im Querschnitt gezeigt wird, was thüringische Künstler in Plastik,
Malerei, Architektur und angewandten Künsten zu leisten ver-
mögen.
Dann wanderte die Thüringer Ausstellung nach Bisenach aus. Zwei
Sommer hindurch war sie zu Gast im Eisenacher Stadtschloß. Es war
ein Notbehelf: denn der prächtige Rokokosaal, die Gänge und Zimmer
des Schlosses waren nicht eben geeignet zur Unterbringung so vieler
Kunstwerke, und seltsam befremdet im Bewußtsein ihres ganz ande-
ren Charakters sahen diese Räume auf die Erzeugnisse eines neuen
Jahrhunderts herab. Dann konnte auf Anordnung des Ministeriums
die vierte Thüringer Ausstellung wieder das Weimarer Landes-
museum beziehen, das nun auch die fünfte wieder in den gleichen
Wänden beherbergt.
So hängt schon ein kleines Stück Geschichte an diesem Unternehmen,
das die Jahresarbeit thüringischer bildender Künstler in ihren, von
einer Kunst=Jury ausgesuchten Höchstleistungen den schauenden und
kaufenden Kunstfreunden aus der Ferne und in der Heimat vor-
zuführen bestrebt ist, — und ein sehr großes Stück unermüdlicher,
zielbewußter Arbeit von Männern, die überzeugt davon sind, daß
man nicht mit schönen Worten der Kunst und den Künstlern in einer
wahrhaftig für beide schweren Zeit zu helfen vermag, sondern einzig
und allein durch die Erziehung des schaffenden Künstlers zur Selbst-
 
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