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Münchener Kunstversteigerungshaus Adolf Weinmüller [Hrsg.]
Katalog / Kunstversteigerungshaus Adolf Weinmüller, München: Gemälde alter Meister im Auftrage eines Bankhauses, chinesische Kunstwerke aus der Sammlung H. Schloß E., alte Möbel aus verschiedenem Besitz: Versteigerung: 30. Januar 1941 — München, Nr. 25.1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.5459#0007
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Die Tatsache, daß die Kunststadt München, die im Ausstellungswesen lebender
Künstler in Deutschland führend ist, mit einer bedeutsamen Versteigerung
alter Gemälde vor die Öffentlichkeit tritt, ist umso erfreulicher, als der Münchener
Kunstmarkt in den legten Jahren zwar wertvolle Plastik, aber keine geschlossene
Gemäldesammlung alter Meister von Rang und Umfang anzubieten hatte. Es
handelt sich bei der bevorstehenden Versteigerung vorwiegend um holländische
Meister des 17. Jahrhunderts, wie sie dem Sammlergeschmack am meisten ent-
gegenkommen, weil die hohe künstlerische und gegenständliche Kultur jener
Malergenerationen sich unserer gegenwärtigen am harmonischsten einfügt. Denn
es sind ja nicht allein die Werke der wenigen großen und bekannten Meiste^
die die damalige Kultur repräsentieren und auf welche unsere Großväter das
Bildergut ihrer Zeit mit mehr oder weniger hochtrabenden Zuschreibungen ver-
teilt hatten, sondern erst die Fülle der fast unübersehbaren kleineren Maler zweiten
und dritten Ranges gibt dem Zeitalter das Gepräge. Diese kleineren Meister
sind zum Teil erst in den legten Jahrzehnten ans Licht der Forschung getreten
und dadurch auch einem bescheidenen Sammlerwillen zugänglich geworden.
So besteht auch die Stärke dieses Kataloges in jenen liebevoll und sorgfältig
ausgeführten, farbig so anheimelnden und gegenständlich dankbaren Werken
einer geschmacklich überaus hochstehenden Zeit. Uber dieses Niveau ragen
einige Spiljenwerke mit den klingenden Namen eines Aelbert Cuyp, Rubens,
Jac. Ruysdael hervor.

An Zahl geringer, aber an Qualität gleich reihen sich einige Gemälde italienischer
Meister an, an der Spitje das prachtvolle Porträt eines venezianischen Nobile
von der Hand Paolo Veronese's. Ein paar Bilder des 19. Jahrhunderts fügen
sich zwanglos in den Kreis ein, so die altmeisterlich gemalte Landschaft des
jung verstorbenen Holländers Koelman, die temperamentvolle des Spaniers Lucas
und das schöne Blumenstück Rousseau's.

Eine andere Welt eröffnet sich mit den Werken Alt-China's, wie sie seit der
chinesischen Ausstellung in Berlin 1929 und der japanischen ebenda 1939 in
Deutschland nicht mehr gezeigt worden sind. Es sind Stücke von hohem Rang
darunter, so unter den Rollbildern mehrere seltene frühe Kultbilder, dazu Land-
schaften und Genreszenen auch in Europa bekannter Meister, z. B. das köstliche
Entenbild des Nan Tien Shou Ping (1633—1690). Einzigartig dürften z. Zt. in
Deutschland die Tempelfresken aus der Ming-Zeit sein, desgleichen die herrlichen
Goldlack-Koromandel-Wandschirme des 17. Jahrhunderts. Holzplastiken, frühe
Keramiken (gute Seladon-Stücke und gesuchte sogen. Hasenfellglasur-Schalen),
Bronzen, Arbeiten aus Elfenbein und anderem Material vervollständigen die
Sammlung.

Zwischen den beiden so wesensfremden Abteilungen stellen einige gute Möbel-
stücke des 17. und 18. Jahrhunderts die Verbindung her.

Bei der Bestimmung der Gemälde und dem Nachweis ihrer Herkunft hat mir
Herr Dr. Walther Bernt, bei der Bestimmung der chinesischen Kunstwerke Herr
Hauptkonservator Dr. Hausladen, beide in München, wertvolle Hilfe geleistet,
wofür ich beiden Herren zu besonderem Danke verpflichtet bin. C.
 
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