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Münchener Kunstversteigerungshaus Adolf Weinmüller [Hrsg.]
Katalog / Kunstversteigerungshaus Adolf Weinmüller, München: Handzeichnungen, Druckgraphik, illustrierte Bücher des 15. - 19. Jahrhunderts: 20. und 21. Mai 1941 — München, Nr. 27.1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.8856#0010
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solcher Gelegenheit niemals an größeren oder kleineren Überraschungen, an der Möglich-
keit auf Grund besonderen Wissens oder spezieller Einsicht einen glücklichen Fund zu
machen und an dem auch anregenden Widerstreit der Meinungen über diese oder jene
Zuschreibung. Nicht jede Handzeichnung läßt sich mit mathematischer Sicherheit einem
bestimmten Meister zuschreiben. Viel wichtiger als die Zuschreibung ist die Qualitätsfrage.
Auf keinem Gebiete der Kunst haben Zuschreibungen und Expertisen so wenig Wert und
Geltung wie auf dem Gebiete der Handzeichnung; denn schon die Neigung zum Sammeln

123 - P. Candid

der an sich unscheinbaren Werke der Zeichenkunst gründet sich meist auch auf ein vor-
handenes feineres Gefühl für Qualität, für die gewisse feine Nuance, die das Vortreffliche
vom Mittelmäßigen unterscheidet, und auf eine selbständige Urteilsfähigkeit. Wenn wohl
mit Recht behauptet wird, daß die besten Zeichnungen die der größten Meister seien,
so ist dies auch nur in relativer Hinsicht zutreffend. Es wird bei Beurteilung des Wertes
einer Zeichnung nicht allein auf den großen Künstlernamen ankommen. In der Reihe der
in der ganzen Welt bekannten schönsten Werke der Zeichenkunst sind neben den größten
Meistern auch geringere Künstler mit ungewöhnlich schönen Arbeiten vertreten.
Die umfangreichen Bestände, die nun wieder vom Kunstversteigerungshaus Weinmüller
zum Verkauf gebracht werden, sind vor allem, was das Qualitätsniveau anbelangt, von
überaus erfreulicher Art; eine Universalsammlung, welche eine große Zahl deutscher, itali-
enischer, niederländischer und französischer Zeichnungen guter und bester Qualität ver-
einigt. Man möchte bei dieser Gelegenheit wieder bedeutungsvolle Worte Lichtwarks in
Erinnerung rufen: „Es gibt Zeiten, die den großen Sammler gebieterisch fordern. Über-
gangszeiten zweier Epochen, in denen das Gut der untergehenden Welt herrenlos wird
und mit ihr vernichtet würde, wenn sich der von vielen gespürte dunkle Trieb zu retten
und bergen nicht plötjlich in einzelnen Seelen zur Leidenschaft entfachte".

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