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Ankel, Paul; Werckmeister, Karl [Editor]
Das Neunzehnte Jahrhundert in Bildnissen (Band 2) — Berlin: Kunstverl. d. Photographischen Gesellschaft, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.63693#0014
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Helmuth von Moltke.
(Geb. am 26. Oktober 1800 zu Parchim, gest. am 24. April 1891 zu Berlin.)
(Hierzu Bildnis No. 121.)

HELMUTH VON MOLTKE entstammt einem
alten deutschen Geschlecht. Schon unter den
kriegerischen Ansiedlern, welche sich zur Zeit
Heinrich des Löwen im Lande der Obotriten fest-
setzten, findet sich der Name vor.
Die Familie verbreitete sich späterhin in ver-
schiedene Länder. Helmuth von Moltke, der am
26. Oktober 1800 zu Parchim in Mecklenburg das
Licht der Weh erblickte, gehörte dem deutsch ge-
bliebenen Stamm derselben an. Sein Vater, welcher
früher preussischer Offizier gewesen war, sah sich
veranlasst, nach Dänemark überzusiedeln, wodurch
der Uebertritt Helmuths in das Kadetten-Corps zu
Kopenhagen und später in die dänische Armee
veranlasst wurde.
Obwohl man dem Streben und der Tüchtigkeit
des jungen Offiziers in derselben volle Anerkennung
zollte, wurde bei ihm doch der Wunsch rege,
seinem eigentlichen Vaterlande seine Kräfte zu
weihen, in dessen grösseren Verhältnissen sich
für seine Entwicklung auch ein weiteres Feld
bot. Dieser Wunsch reifte zur That, nachdem
er bei einer Reise nach Berlin zum ersten Male
preussische Truppen zu sehen bekommen hatte. Im
Jahre 1822 schied er aus der dänischen Armee und
fand in Preussen seine Anstellung im 8. (Leib-)
Infanterie-Regiment. Hiermit war er der deutschen
Heimat wiedergegeben.
Seinem vortrefflichen Verhalten und seinen
ernsten Studien verdankte es Moltke, dass er im
Anfang des Jahres 1828 zum topographischen Bureau
des Grossen Generalstabes einberufen und vier Jahre
später als Premier-Lieutenant in den Generalstab
übernommen wurde. In demselben entwickelte sich
alsdann seine weitere Laufbahn, die ihn an die

Spitze dieses Elite-Corps führte, in dem sein Genie
zur vollen Blüte gelangte, und unverwelkliche
Lorbeeren seinen Namen für immer umgeben
sollten.
In Moltke lebte die Sehnsucht, die Welt in grösse-
rem Umfange kennen zu lernen, und ein günstiges Ge-
schick hat es gefügt, dass dieser Wunsch sich auch unter
„aussergewöhnlichen Verhältnissen“ erfüllte, die von
bedeutendem Einfluss auf seine weitere Entwicklung
wurden. Den Anstoss hierzu gab ein sechsmonat-
licher Urlaub, den er im Jahre 1835 nach dem
Orient erbat und erhielt, allerdings zunächst eine
Reise auf eigene Kosten. Aus diesem halbjährlichen
Urlaub entwickelte sich jedoch sehr bald ein fast
vierjähriges Kommando, überreich an persönlichen
Strapazen, aber auch ausnahmsweise reich an Vor-
gängen, welche zu einer gewichtigen Schule für die
schweren Aufgaben wurden, für deren Lösung die
Zukunft ihn ausersehen hatte.
Mit Genehmigung seines königlichen Herrn
übernahm Moltke dort verschiedene Aufträge, wie
Abfassung von Memoiren für die Verbesserung des
Heeres und seiner Einrichtungen, Rekognoszierungen,
Aufnahmen, Entwürfe für die Landesverteidigungen
und dergl., bis die Ereignisse in Syrien und der
Konflikt der Türkei mit Aegypten dazu führten, ihn
nebst anderen, inzwischen vom Sultan erbetenen
preussischen Offizieren zu einer einflussreicheren
Thätigkeit inmitten kriegerischer Verhältnisse zu
berufen. Wenn trotzdem der Feldzug einen für die
Türkei unglücklichen Ausgang nahm, so lag die
Schuld jedenfalls nicht bei Moltke und seinen
Kameraden.
Am 9. September 1839 trat er die Heimreise
an, die durch heftige Fieberanfälle derartig unter-

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