Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 3.1903/1904
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K
Orgsn fürdle
Interessen der M
denden ^wnttler.
Keclakteur: Ernst Eloss.
III. Iakrg. * Helt 6. * 9. Nov. 1902.
Keine unä Künstlicke Mumie.
Ein Beitrag zur Bekämpfung der Farbenfälschungen.
In dieser in Heft ^ der „Werkstatt der Aunst"
erörterten Streitfrage haben bereits mehrere Herren,
wie z. B. der k. Universitätsprofeffor und Hofrat
Dr. A. Hilger, Prof. Palmie, Prof. PH. Fleischer,
Prof. Or. G. Schultz, Prof. Or. Fr. Linke und
mehrere andere, ihre Gutachten ganz richtig da-
hin abgegeben, daß man unter „Wumie" und
„Mumienbraun" als „Aünftlerfarbe" im Handel
und in der Paxis keinen anderen als den aus
echter Mumie bestehenden oder aus Mumie Her-
gestellten Farbstoff verstehe. Der bekannte eng-
lische Fachmann Field sagt demnach auch in seiner
Chromatographie über diesen Farbstoff wörtlich:
„XI. Mumien- oder ägyptisches Braun
ist ebenfalls eine mit animalischen Stoffen
verbundene bituminöse Substanz, welche
die ägyptischen Aatakomben liefern, woselbst
man vor 3000 Jahren flüssiges Asphalt beim
Ginbalsamieren anwandte, unter welchen Um-
ständen es sich im Laufe der Jahrhunderte, ver-
möge einer allmählichen chemischen Veränderung,
mit Stoffen verbunden hat, welche ihm eine
dauerhaftere Textur erteilten, als das bloße
Asphalt besitzt; indes ändert es sich in dieser Be-
ziehung selbst an derselben Mumie außerordent-
lich ab. In anderen Rücksichten steht es als Pig-
ment dem gemeinen Asphalt völlig gleich, und
man wendet es, da es dem Rissigwerden
weniger unterworfen ist, mit Vorteil statt
desselben an. Auch kann man sich desselben
fein abgerieben als Wasserfarbe bedienen."
(„Chromatographie." Cine Abhandlung
über Farben und Pigmente sowie deren Anwen-
dung in der Malerkunst rc. von George Field,
Verfasser der Chromatik rc. Weimar, im Ver-
lage des Landes-Induftrie-Aontors. 1836. Seite
U^.
Gs hat es nun aber dennoch eine Reihe deut-
scher Farbenfabriken für gut befunden, Erklärungen
dahin abzugeben, daß der Name „Mumienbraun"
nur ein Phantasiename sei, und daß der so be-
zeichnete Farbstoff durchaus nicht aus Mumie be-
stehen müßte. Insbesondere hat auch der Teil-
haber der Firma Schröder A Stadelmann in
Oberlahnstein, Herr Or. Schröder, die Gutachten
der eingangs dieses Artikels verzeichneten Fach-
männer angegriffen und als „durch ihre Eigen-
artigkeit das Erstaunen der Fachwelt er-
regende Gutachten" bezeichnet, indem er u. a.
zu dieser Sache nach der „Farbenzeitung" Nr. Ht,
8. Jahrgang, Seite 6O, auf der Generalversamm-
lung des „Verbandes deutscher Erd- und Mineral-
farbenwerke" zu Goslar am 20. Juni Heurigen
Jahres berichtete:
„Unter dem Titel ,Ueber Maltechnik^ hat Herr
Ad. Wilh. Reim, München, ein Buch erscheinen
lassen, in welchem interessante Angaben über
Farben-Verfälschungen gemacht werden. So
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Interessen der M
denden ^wnttler.
Keclakteur: Ernst Eloss.
III. Iakrg. * Helt 6. * 9. Nov. 1902.
Keine unä Künstlicke Mumie.
Ein Beitrag zur Bekämpfung der Farbenfälschungen.
In dieser in Heft ^ der „Werkstatt der Aunst"
erörterten Streitfrage haben bereits mehrere Herren,
wie z. B. der k. Universitätsprofeffor und Hofrat
Dr. A. Hilger, Prof. Palmie, Prof. PH. Fleischer,
Prof. Or. G. Schultz, Prof. Or. Fr. Linke und
mehrere andere, ihre Gutachten ganz richtig da-
hin abgegeben, daß man unter „Wumie" und
„Mumienbraun" als „Aünftlerfarbe" im Handel
und in der Paxis keinen anderen als den aus
echter Mumie bestehenden oder aus Mumie Her-
gestellten Farbstoff verstehe. Der bekannte eng-
lische Fachmann Field sagt demnach auch in seiner
Chromatographie über diesen Farbstoff wörtlich:
„XI. Mumien- oder ägyptisches Braun
ist ebenfalls eine mit animalischen Stoffen
verbundene bituminöse Substanz, welche
die ägyptischen Aatakomben liefern, woselbst
man vor 3000 Jahren flüssiges Asphalt beim
Ginbalsamieren anwandte, unter welchen Um-
ständen es sich im Laufe der Jahrhunderte, ver-
möge einer allmählichen chemischen Veränderung,
mit Stoffen verbunden hat, welche ihm eine
dauerhaftere Textur erteilten, als das bloße
Asphalt besitzt; indes ändert es sich in dieser Be-
ziehung selbst an derselben Mumie außerordent-
lich ab. In anderen Rücksichten steht es als Pig-
ment dem gemeinen Asphalt völlig gleich, und
man wendet es, da es dem Rissigwerden
weniger unterworfen ist, mit Vorteil statt
desselben an. Auch kann man sich desselben
fein abgerieben als Wasserfarbe bedienen."
(„Chromatographie." Cine Abhandlung
über Farben und Pigmente sowie deren Anwen-
dung in der Malerkunst rc. von George Field,
Verfasser der Chromatik rc. Weimar, im Ver-
lage des Landes-Induftrie-Aontors. 1836. Seite
U^.
Gs hat es nun aber dennoch eine Reihe deut-
scher Farbenfabriken für gut befunden, Erklärungen
dahin abzugeben, daß der Name „Mumienbraun"
nur ein Phantasiename sei, und daß der so be-
zeichnete Farbstoff durchaus nicht aus Mumie be-
stehen müßte. Insbesondere hat auch der Teil-
haber der Firma Schröder A Stadelmann in
Oberlahnstein, Herr Or. Schröder, die Gutachten
der eingangs dieses Artikels verzeichneten Fach-
männer angegriffen und als „durch ihre Eigen-
artigkeit das Erstaunen der Fachwelt er-
regende Gutachten" bezeichnet, indem er u. a.
zu dieser Sache nach der „Farbenzeitung" Nr. Ht,
8. Jahrgang, Seite 6O, auf der Generalversamm-
lung des „Verbandes deutscher Erd- und Mineral-
farbenwerke" zu Goslar am 20. Juni Heurigen
Jahres berichtete:
„Unter dem Titel ,Ueber Maltechnik^ hat Herr
Ad. Wilh. Reim, München, ein Buch erscheinen
lassen, in welchem interessante Angaben über
Farben-Verfälschungen gemacht werden. So