Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 3.1903/1904
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Heft 11
DOI article:Stil und Gesinnung
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166
Die Werkstatt der Aunst.
Heft U-
als einzelner heraustraut mit seiner Arbeit, ist sich einer
Schwäche bewußt. Dem öffentliche!: Wettbewerb verdanken
wir es, daß geniale Leute nicht mehr, wie vor 50 Jahren,
im Verborgenen halb verhungern müssen, bis man nur ein-
mal auf sie aufmerksam wird, nein, in wenigen Jahren
kommen sie in die Höhe, finden sie ein Publikum, und wenn
es nur ein kleines, heimliches ist, oder gar ein negatives,
das durch Neid und Feindseligkeit das Auftreten eines Stär-
keren verrät. Dem öffentlichen Wettbewerb verdanken wir
auch die Sezessionen, die ihr Daseinsrecht nur ganz allein
durch künstlerische Leistungen, nicht durch Hintertürentaktik
erobert haben, und die sich selbst den Hals zuschnüren würden,
wenn sie ihrerseits die Veffentlichkeit, die Möglichkeit der
öffentlichen Kritik einschränken wollten. Der internationalen
Geffentlichkeit verdanken wir es, daß nicht die gesamte deutsche
Kunst in den offiziellen Berliner Marmortopf hineingeworfen
und das Echte mit dem Fälschen dem Gelächter der Welt
preisgegeben wird. Die Kunst ist Sache der Starken und
sie brauchen als Schiedsrichter eine besondere Auslese des
Weltpublikums, das in einzelnen kleineren Orten nicht in
ausschlaggebender Anzahl anzutreffen ist. Sie ist Sache des
einzelnen, ganz und gar persönlicher Eharakteraussluß und
muß von dem einzelnen ausgefochten werden. Die wirtschaft-
liche Seite des Künstlerlebens hat mit der künstlerischen im
Grunde nichts zu tun und kann nur unter vollständiger
Trennung von ihr, wenn allen Eifersüchteleien der Boden
entzogen wird, organisatorisch gelöst werden.
Was sehen wir nun an Stelle der allgemeinen Oeffent-
lichkeit?
Das ganze liebe Deutschland voller partikularer Einzel-
nester. Fast jede größere Stadt gleicht heute eiuem Klüngel
von Dilettanten oder Halbkünstlern, um einige ästhetische
Schwadroneure geschart, die dem Lokalpatriotismus schmeicheln,
in „Bodenständigkeit" und „Heimatkunst" machen, „Kunst-
erziehung" betreiben, ja nicht einmal das schuldlose Kiud
verschonen.
Die Folge davon ist, daß nicht das Publikum, soweit
das überhaupt möglich wäre, zum Prinzip der Unterscheidung
von guter oder schlechter Arbeit erzogen wird, sondern daß
einfach in jeder halbwegs reichen Stadt ein bestimmter Kreis
von Kunstproduzenlen einen bestimmten Kreis von Käufern
an der Leine hält und dadurch, an das lokalpatriotische Ge-
wissen apellierend, verquickt man die wirtschaftliche Seite mit
der künstlerischen. Das ist eine gezwungene Wiederherstellung
von Verhältnissen, die in einer verkehrslosen Zeit natürlich
waren; heute sind sie kunstmörderisch. Je mehr die Kunst in
unmittelbarem Zusammenhänge mit dem Gelde steht, umso
unreiner ist sie. Wären uns die Seufzer der Renaiffance-
meister erhalten geblieben, ausgestoßen unter den Beein-
flussungen ihrer Besteller, wir würden staunen über das, was
sie nicht gemalt haben, nicht malen durften, wenn sie leben
wollten. Damals ist noch nicht einmal, wie heute, das Geld
Alleinherrscher gewesen, die Machthaber selber standen noch
viel mehr im Banne ihrer persönlichen Leidenschaften, traten
viel individueller für ihre Angelegenheiten ein, wodurch sie
dem Wesen des Künstlers viel enger verwandt waren, als
der moderne Politiker oder Geschäftsmann, dessen private
Persönlichkeit von seinen Berufsformen völlig getrennt ist.
Heute ist zu einein Verstehen des Wesens des Künstlers keine
Brücke mehr, darum paßt einerseits der Künstler sich dem
stillosen Doppelwesen an, andrerseits verleitet man das Pu-
blikum, sich mit dem Wesen der Kunst zu befassen und füttert
es mit Aesthetik, aber nicht mit der gesunden, sondern mit
der ungesunden. Du bist aus Posemuckel? Wohlan, dann
bist du ein Vertreter der bodenständigen Posemuckeler Heimat-
kuustl In der Renaissance hätte man gesagt: „Du bist nur
aus Posemuckel? Dann, mein guter Junge, komm nach Rom,
damit du etwas lernst." Ich möchte mal den Aesthetiker sehen,
der einem Bilde, einer Plastik, einem Ornament ansieht,
daß es auf dem Boden von Hamburg oder Fraukfurt oder
Köln, oder wo sonst die Apostel der heimatlichen Beschränkt-
heit ihre Trommel rühren, gewachsen ist. Niemals läßt sich
etwas anders konstatieren, als Beeinflussung von diesem oder
jenem Meister, dieser oder jener Richtung. Und meistens noch
ausländischer Herkunft! Wie oft soll man es den Leuten zu-
rufen, das Wort Michelangelos: Die Kunst hat kein Vater-
land, sie kommt vom Himmel! Das Adoptiv-Vaterland der
Kunst ist allemal so groß, wie die Grenzen der mit ihr sym-
pathisierenden Kulturwelt. Das unserer Kunst umspannt
jetzt genau dasselbe Bereich, wie die europäisch-amerikanische
Zivilisation. Ein ein- und weitsichtiger Kunsterzieher wird
nicht mühsam das Unterscheidende aus den Kunstwerken ver-
schiedener Länder heraussezieren, sondern das Gemeinsame
aufsuchen. Er wird dem Publikum zeigen: Hier, zu dieser
Vollkommenheit der Naturform und der Bildkomposition, zu
dieser Abgeklärtheit uud Stimmungsgewalt der Farben, zu
dieser Einfachheit und Einheitlichkeit der plastischen Erschei-
nung muß es ein Kunstwerk bringen, um höchste und echteste
Kunst zu bedeuten.
Oder, weil dem Laien diese reinste Einsicht doch nicht
zugänglich ist: Ueberlaßt die Künstler sich selbst im freiesten,
allgemeinsten Wettbewerb und laßt euch von denen raten,
die von ihren Kollegen international anerkannt werden.
Nazi: Mir waars gnua, nacha krieget der Preiß die
ganzen Aufträg' un wir häden an Dreck.
Adolar: Ich glaube selbst, Herr Fritz, daß der sprach-
gewandtere Norddeutsche durch diese Methode den Süddeutschen
vollständig verdrängen würde.
Fritz: Norddeutsch hin, süddeutsch Her. Als ob es noch
schlechter werden könnte, als es heute schon ist. Wenn der
Norddeutsche einmal so schlecht erzogen ist, daß er sich Sieges-
alleen bauen läßt, ohne Revolution zu machen, oder daß er
glaubt, etwas für die Kunst zu tun, wenn er mit Radau
und Presse den Münchener Markt zu Gunsten des Berlinischen
diskretidiert und ruiniert, dam: ist gewiß nichts mehr zu ver-
derben. Warum haben wir dem: diese Zustände? Weil man
nicht mehr nach der Güte der Kunst frägt, sondern nach der
Herkunft oder Richtung. Berlin weiß, daß es einen wirt-
schaftlichen Vorteil erringt, wen:: es die Marke „München"
herabsetzt, was ihm als wirtschaftlich Stärkeren schon Heute
gelingt.
Adolar: Erlauben Sie, bitte, wie denken Sie sich das,
Kunst von Geschäft zu trenne::? Der Künstler kann sich doch
den Strömungen der Zeit nicht entziehen, ohne zu verhungern?
Fritz: Für mich handelt es sich darum, ob die Kunst
lebt, nicht ob der Künstler lebt. Von mir aus ißt er in der
Volksküche, oder baut sich ein Palais, ich will davon nichts
wissen, wenn ich seine Bilder sehe. Ein Bild, das sagt: Mein
Maler würde viel mehr können, wenn er nicht Rücksicht auf
die Marktverhältnisse nehmen müßte, ist ein schlechtes Bild.
Ebenso schlecht ist es, wenn es nach gewollter „Bodenstän-
digkeit" riecht: „Wir malen jetzt nur in Flächen, das ist
unsere Eigenart." Oder „wir stellen unsere Bilder nur aus
vier Tönen zusammen, das ist die Psyche unserer Heimat-
lichen Landschaft", und was dergleichen Modewahrheiten sonst
Herumlaufen. Ich sage Modewahrheiten, denn meistens
ist ja eine Wahrheit daran, aber eben nur eine, nicht die
Wahrheit. Die Wahrheit in der Kunst beruht auf ewigen,
unverletzbaren Gesetzen, die mit dem Menschen auf die Welt
gekommen sind und mit dein Wandel seiner Liebhabereien
und wirtschaftlichen und kunstpolitischen Interessen nichts zu
tun haben. Diese haben wohl die Macht und daher auch das
Recht, die äußeren Formen der Kunst — das heißt ihren
Eharakter als dekorative oder Staffeleikunst, als Stoff-
gebiet ::. s. w. — zu bestimmen, aber an ihren inneren Ge-
setzen dürfen sie sich nicht vergreifen. Der größte Meister
der Welt, wenn er sich zwingen läßt, eine Hausfassade mit
einer naturalistischen Landschaft zu bemalen, wird etwas
Schlechtes liefern müssen. Der brillanteste Akt ist kein Kunst-
werk, wenn er sich seiner Bildumgebung nicht organisch ein-
fügt: er ist eine Stilwidrigkeit.
Nazi: A guata Akt is a guata Akt. Den Stil bringt
ma außerdem hinein.
Fritz (ärgerlich): Aber nicht mit der Pipe im Maul.
Was soll das heißen: Stil Hineinbringen? Wenn Du keinen
aus Dir herausbringst, kommt auch keiner hinein. Du selbst
Die Werkstatt der Aunst.
Heft U-
als einzelner heraustraut mit seiner Arbeit, ist sich einer
Schwäche bewußt. Dem öffentliche!: Wettbewerb verdanken
wir es, daß geniale Leute nicht mehr, wie vor 50 Jahren,
im Verborgenen halb verhungern müssen, bis man nur ein-
mal auf sie aufmerksam wird, nein, in wenigen Jahren
kommen sie in die Höhe, finden sie ein Publikum, und wenn
es nur ein kleines, heimliches ist, oder gar ein negatives,
das durch Neid und Feindseligkeit das Auftreten eines Stär-
keren verrät. Dem öffentlichen Wettbewerb verdanken wir
auch die Sezessionen, die ihr Daseinsrecht nur ganz allein
durch künstlerische Leistungen, nicht durch Hintertürentaktik
erobert haben, und die sich selbst den Hals zuschnüren würden,
wenn sie ihrerseits die Veffentlichkeit, die Möglichkeit der
öffentlichen Kritik einschränken wollten. Der internationalen
Geffentlichkeit verdanken wir es, daß nicht die gesamte deutsche
Kunst in den offiziellen Berliner Marmortopf hineingeworfen
und das Echte mit dem Fälschen dem Gelächter der Welt
preisgegeben wird. Die Kunst ist Sache der Starken und
sie brauchen als Schiedsrichter eine besondere Auslese des
Weltpublikums, das in einzelnen kleineren Orten nicht in
ausschlaggebender Anzahl anzutreffen ist. Sie ist Sache des
einzelnen, ganz und gar persönlicher Eharakteraussluß und
muß von dem einzelnen ausgefochten werden. Die wirtschaft-
liche Seite des Künstlerlebens hat mit der künstlerischen im
Grunde nichts zu tun und kann nur unter vollständiger
Trennung von ihr, wenn allen Eifersüchteleien der Boden
entzogen wird, organisatorisch gelöst werden.
Was sehen wir nun an Stelle der allgemeinen Oeffent-
lichkeit?
Das ganze liebe Deutschland voller partikularer Einzel-
nester. Fast jede größere Stadt gleicht heute eiuem Klüngel
von Dilettanten oder Halbkünstlern, um einige ästhetische
Schwadroneure geschart, die dem Lokalpatriotismus schmeicheln,
in „Bodenständigkeit" und „Heimatkunst" machen, „Kunst-
erziehung" betreiben, ja nicht einmal das schuldlose Kiud
verschonen.
Die Folge davon ist, daß nicht das Publikum, soweit
das überhaupt möglich wäre, zum Prinzip der Unterscheidung
von guter oder schlechter Arbeit erzogen wird, sondern daß
einfach in jeder halbwegs reichen Stadt ein bestimmter Kreis
von Kunstproduzenlen einen bestimmten Kreis von Käufern
an der Leine hält und dadurch, an das lokalpatriotische Ge-
wissen apellierend, verquickt man die wirtschaftliche Seite mit
der künstlerischen. Das ist eine gezwungene Wiederherstellung
von Verhältnissen, die in einer verkehrslosen Zeit natürlich
waren; heute sind sie kunstmörderisch. Je mehr die Kunst in
unmittelbarem Zusammenhänge mit dem Gelde steht, umso
unreiner ist sie. Wären uns die Seufzer der Renaiffance-
meister erhalten geblieben, ausgestoßen unter den Beein-
flussungen ihrer Besteller, wir würden staunen über das, was
sie nicht gemalt haben, nicht malen durften, wenn sie leben
wollten. Damals ist noch nicht einmal, wie heute, das Geld
Alleinherrscher gewesen, die Machthaber selber standen noch
viel mehr im Banne ihrer persönlichen Leidenschaften, traten
viel individueller für ihre Angelegenheiten ein, wodurch sie
dem Wesen des Künstlers viel enger verwandt waren, als
der moderne Politiker oder Geschäftsmann, dessen private
Persönlichkeit von seinen Berufsformen völlig getrennt ist.
Heute ist zu einein Verstehen des Wesens des Künstlers keine
Brücke mehr, darum paßt einerseits der Künstler sich dem
stillosen Doppelwesen an, andrerseits verleitet man das Pu-
blikum, sich mit dem Wesen der Kunst zu befassen und füttert
es mit Aesthetik, aber nicht mit der gesunden, sondern mit
der ungesunden. Du bist aus Posemuckel? Wohlan, dann
bist du ein Vertreter der bodenständigen Posemuckeler Heimat-
kuustl In der Renaissance hätte man gesagt: „Du bist nur
aus Posemuckel? Dann, mein guter Junge, komm nach Rom,
damit du etwas lernst." Ich möchte mal den Aesthetiker sehen,
der einem Bilde, einer Plastik, einem Ornament ansieht,
daß es auf dem Boden von Hamburg oder Fraukfurt oder
Köln, oder wo sonst die Apostel der heimatlichen Beschränkt-
heit ihre Trommel rühren, gewachsen ist. Niemals läßt sich
etwas anders konstatieren, als Beeinflussung von diesem oder
jenem Meister, dieser oder jener Richtung. Und meistens noch
ausländischer Herkunft! Wie oft soll man es den Leuten zu-
rufen, das Wort Michelangelos: Die Kunst hat kein Vater-
land, sie kommt vom Himmel! Das Adoptiv-Vaterland der
Kunst ist allemal so groß, wie die Grenzen der mit ihr sym-
pathisierenden Kulturwelt. Das unserer Kunst umspannt
jetzt genau dasselbe Bereich, wie die europäisch-amerikanische
Zivilisation. Ein ein- und weitsichtiger Kunsterzieher wird
nicht mühsam das Unterscheidende aus den Kunstwerken ver-
schiedener Länder heraussezieren, sondern das Gemeinsame
aufsuchen. Er wird dem Publikum zeigen: Hier, zu dieser
Vollkommenheit der Naturform und der Bildkomposition, zu
dieser Abgeklärtheit uud Stimmungsgewalt der Farben, zu
dieser Einfachheit und Einheitlichkeit der plastischen Erschei-
nung muß es ein Kunstwerk bringen, um höchste und echteste
Kunst zu bedeuten.
Oder, weil dem Laien diese reinste Einsicht doch nicht
zugänglich ist: Ueberlaßt die Künstler sich selbst im freiesten,
allgemeinsten Wettbewerb und laßt euch von denen raten,
die von ihren Kollegen international anerkannt werden.
Nazi: Mir waars gnua, nacha krieget der Preiß die
ganzen Aufträg' un wir häden an Dreck.
Adolar: Ich glaube selbst, Herr Fritz, daß der sprach-
gewandtere Norddeutsche durch diese Methode den Süddeutschen
vollständig verdrängen würde.
Fritz: Norddeutsch hin, süddeutsch Her. Als ob es noch
schlechter werden könnte, als es heute schon ist. Wenn der
Norddeutsche einmal so schlecht erzogen ist, daß er sich Sieges-
alleen bauen läßt, ohne Revolution zu machen, oder daß er
glaubt, etwas für die Kunst zu tun, wenn er mit Radau
und Presse den Münchener Markt zu Gunsten des Berlinischen
diskretidiert und ruiniert, dam: ist gewiß nichts mehr zu ver-
derben. Warum haben wir dem: diese Zustände? Weil man
nicht mehr nach der Güte der Kunst frägt, sondern nach der
Herkunft oder Richtung. Berlin weiß, daß es einen wirt-
schaftlichen Vorteil erringt, wen:: es die Marke „München"
herabsetzt, was ihm als wirtschaftlich Stärkeren schon Heute
gelingt.
Adolar: Erlauben Sie, bitte, wie denken Sie sich das,
Kunst von Geschäft zu trenne::? Der Künstler kann sich doch
den Strömungen der Zeit nicht entziehen, ohne zu verhungern?
Fritz: Für mich handelt es sich darum, ob die Kunst
lebt, nicht ob der Künstler lebt. Von mir aus ißt er in der
Volksküche, oder baut sich ein Palais, ich will davon nichts
wissen, wenn ich seine Bilder sehe. Ein Bild, das sagt: Mein
Maler würde viel mehr können, wenn er nicht Rücksicht auf
die Marktverhältnisse nehmen müßte, ist ein schlechtes Bild.
Ebenso schlecht ist es, wenn es nach gewollter „Bodenstän-
digkeit" riecht: „Wir malen jetzt nur in Flächen, das ist
unsere Eigenart." Oder „wir stellen unsere Bilder nur aus
vier Tönen zusammen, das ist die Psyche unserer Heimat-
lichen Landschaft", und was dergleichen Modewahrheiten sonst
Herumlaufen. Ich sage Modewahrheiten, denn meistens
ist ja eine Wahrheit daran, aber eben nur eine, nicht die
Wahrheit. Die Wahrheit in der Kunst beruht auf ewigen,
unverletzbaren Gesetzen, die mit dem Menschen auf die Welt
gekommen sind und mit dein Wandel seiner Liebhabereien
und wirtschaftlichen und kunstpolitischen Interessen nichts zu
tun haben. Diese haben wohl die Macht und daher auch das
Recht, die äußeren Formen der Kunst — das heißt ihren
Eharakter als dekorative oder Staffeleikunst, als Stoff-
gebiet ::. s. w. — zu bestimmen, aber an ihren inneren Ge-
setzen dürfen sie sich nicht vergreifen. Der größte Meister
der Welt, wenn er sich zwingen läßt, eine Hausfassade mit
einer naturalistischen Landschaft zu bemalen, wird etwas
Schlechtes liefern müssen. Der brillanteste Akt ist kein Kunst-
werk, wenn er sich seiner Bildumgebung nicht organisch ein-
fügt: er ist eine Stilwidrigkeit.
Nazi: A guata Akt is a guata Akt. Den Stil bringt
ma außerdem hinein.
Fritz (ärgerlich): Aber nicht mit der Pipe im Maul.
Was soll das heißen: Stil Hineinbringen? Wenn Du keinen
aus Dir herausbringst, kommt auch keiner hinein. Du selbst