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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 3.1903/​1904

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Heft 20
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Entschädigungsforderungen für verloren gegangene Kunstwerke
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Professor M. Liebermann dementiert
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Vom deutschen Künstlerbund
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https://doi.org/10.11588/diglit.75368#0314

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3s0_______________ _Die Werkstatt der Kunst. __Heft 20.

in auffallender Weise. Der zweite der oben mit-
geteilten Halle ist ein besonders krasser. Gleich drei
Kunstwerke auf einmal — zwei Radierungen und
eine Bronzebüste — sind verschwunden! Wir wollen
zunächst hoffen, daß der betreffende Kunstsalon die
Sache aufklären oder dem Künstler freiwillig Schaden-
ersatz leisten wird. Es handelt sich in diesem zweiten
Halle um einen Salon in einer größeren rheinischen
Stadt, der erst vor einigen Wochen auch mit der
Münchner Luitpold-Gruppe in Verbindung zu treten
suchte. Der fragliche Salon war der Luitpold-Gruppe
nicht bekannt und auch wir konnten keine Auskunft
über ihn geben. Vorkommnisse der obigen Art sind
nun gewiß nicht geeignet, die Künstlerschaft zur
Anknüpfung von Verbindungen zu ermutigen, und
wäre dieses Verschwinden von drei Kunstwerken
uns seinerzeit bekannt gewesen, so hätten wir Mit-
teilung davon gemacht. Man könnte fragen, ob die
Kunstwerke nicht auf der Bahn verloren gegangen
sein könnten. Dagegen aber spricht der Mangel
einer Hehlanzeige seitens des Kunstsalons NN.
Wenn uns nun der Künstler frägt, an wen
er sich halten solle, so teilen wir ihm und an
dieser Stelle zugleich allen Künstlern, die sich in
ähnlicher Lage befinden, mit, daß sie in solchen
Hällen zunächst an die Bahn (Hrachtgutexpedition rc.)
zu schreiben haben, um festzustellen, ob die frag-
liche Sendung ordnungsgemäß befördert worden ist.
Die Bahn hat ja das Hrachtbriefduplikat und wird
an der Hand desselben Erhebungen anstellen, ob
mit der Sendung etwas vorgekommen ist oder nicht.
Hat der Künstler dann Bescheid seitens der Bahn-
behörde erhalten, dann kann er seine Ersatzansprüche
mit Aussicht auf Erfolg vor Gericht geltend machen,
falls keine freiwillige Entschädigung erfolgen sollte.
Im übrigen ersuchen wir die Künstlerschaft,
der „Werkstatt der Kunst", als ihrem Hachblatt,
von allen derartigen Vorkommnissen Mitteilung
zu machen. Den heillosen Mißständen und dem
Schlendrian auf manchen Gebieten, die den Künstler
schädigen, muß energisch entgegengearbeitet werden.
0^4)
Prozessor M. Liebermann dementiert.
Von Mitgliedern der Münchner Sezession sind
wir ersucht worden, auch die Urteile Prof. Lieber-
manns über Münchner Kunst, die er in der Unter-
redung mit Herrn Arthur Roeßler geäußert haben
sollte, wiederzugeben. Aus Gründen der Loyalität

gegen Prof. Liebermann ist dies nun nicht mehr
angängig, denn inzwischen hat die „Hrankf. Zig ",
in der das Interview Roeßlers zuerst erschienen
war, folgende Zuschrift veröffentlicht:
Die Aeußerungen, die Herr Roeßler mir in
den Mund legt, beruhen auf einem Privat-
gespräch, das vor etwa drei Monaten stattfand;
sie sind so mißverstanden und entstellt wieder-
gegeben, daß ich jede Verantwortung für die darin
enthaltenen Tatsachen und Meinungen ablehne.
Max Liebermann.
Und Anton v. Werner erklärt im „Berliner
Börsencourier":
... daß Se. Majestät der Kaiser mir niemals
irgend ein an Allerhöchstdenselben von einer
Prinzessin oder sonst wem gerichtetes Schreiben
zur Kenntnisnahme gezeigt, vorgelesen, über-
geben oder eine Meinungsäußerung über den
Inhalt desselben von mir befohlen hat.
In der „Werkstatt der Kunst" war sofort da-
rauf hingewiesen worden, daß die Erzählung über
die Intervention einer hohen Dame bei ihrem
kaiserlichen Gheim nicht genau sein konnte, da
diese hohe Dame nur die Schwägerin des Kaisers,
Prinzessin Heodora von Schleswig-Holstein, gewesen
sein könne. Wenn der Kaiser auch nach dem De-
menti des Herrn v. Werner diesem niemals von
einem Schreiben der Prinzessin in der geschilderten
Weise Kenntnis gegeben hat, so ist damit durch-
aus nicht gesagt, daß die Prinzessin keine Schritte
bei dem Kaiser getan habe. An dieser Sache ist
etwas und Arthur Roeßler kann sie auch unmög-
lich erfunden und Prof. Liebermann frischweg fälsch-
lich in den Mund gelegt haben. (^y
Vom äeutscken Mnstlerbuncl.
Der Vizepräsident des Bundes, Graf Harry
Keßler, hat als Sonderabdruck aus der Monats-
schrift „Kunst und Künstler" einen programmatischen
Aufsatz erscheinen lassen. Die Hrage nach den Auf-
gaben des Bundes beantwortet er dahin, sie seien
im Grunde nur verschiedene Hormen einer einzigen:
dem Künstler seine Hreiheit sichern. Die be-
kannte Gruppe, die der Regierung in Berlin die
Hand führt, bekämpft nicht, wie sie gerne vorgibt,
irgend eine bestimmte Richtung, sondern im Gegen-
teil die Künstler, die keiner Richtung sich beugen
wollen, und was sie verfolgt, ist überall nichts als
 
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