Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 3.1903/1904
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https://doi.org/10.11588/diglit.75368#0426
DOI Heft:
Heft 27
DOI Artikel:Düsseldorfer Unbegreiflichkeiten
DOI Artikel:Sonderbare Ausstellungsbedingungen
DOI Artikel:Die Renten- und Pensions-Anstalt für deutsche bildende Künstler in Weimar
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Die Werkstatt der Kunst.
Heft 27.
ab, statt der Jury das Urteil zu überlassen. Eigen-
tümlich, sehr eigentümlich ist dieses Verfahren, das
sowohl zu verkünden wie zu begründen die Aus-
stellungsleitung bisher unterlassen hat. tt9ü0)
Sonäerbare HussteUungsbeämgungen.
Ein „Lircolo ^rt^tico 61 Irieste" versendet
gegenwärtig auch an die deutschen Künstler die
Einladung zur Beschickung einer von ihm am
28. Mai t90H zu eröffnenden „Internationalen
Ausstellung von Aquarellen, Pastellen, Minaturen,
Terrakotten und polychromen Skulpturen." Das
französisch abgefaßte Zirkular enthält nun eine
Reihe von Bestimmungen, die sehr sonderbar an-
muten. Insbesondere gilt dies von Artikel t2 des
uns vorliegenden Reglements, demzufolge der Lir-
oolo ^rti8tio0 sich das Recht vorbehält, von den
ausgestellten Kunstwerken Reproduktionen
für Ansichtskarten anfertigen zu lassen!
Aber auch sonst sind Bestimmungen getroffen,
die von den üblichen zu Ungunsten des Künstlers
abweichen. So müssen die nicht in Triest woh-
nenden Aussteller die Kosten für hin- und Rück-
fracht tragen (Art. 3).
Der Oircolo ^rtistico übernimmt ferner keiner-
lei Verantwortlichkeit (uuoune re8p0n8udi1ite)
dafür, daß dem Künstler der Kaufpreis für die
etwa verkauften Kunstwerke auch voll ausbe-
zahlt wird (Art. 9).
An dem Zirkular fehlt endlich Name und Unter-
schrift. Es ist lediglich gezeichnet: Tu Direktion 6u
„Lircolo ^rt^tico cii Trieste".
Sowohl uns, als im Ausstellungswesen wohl-
bewanderten Künstlern ist ein solcher „Lircolo ^r-
ti8tie0 61 Trieste" nicht bekannt. Wir möchten
indes, ohne nähere Informationen zu besitzen,
nicht gerne vor einer Geschäftsanknüpfung mit dem
„Lireolo" warnen. Aber die absonderlichen Be-
dingungen seines „Reglements", sowie die Erfah-
rungen, die wir mit Vereinigungen machten, wie
mit der „Künstlergilde München", die wir als
Privatindustrie eines — - „Sektagenten" entlarvten,
alb dies veranlaßt uns, die Künstler zur Vorsicht
zu mahnen, damit sie vor Schaden bewahrt bleiben.
An unsere zahlreichen Leser und Freunde in
den österreichischen Landen aber richten wir die
Bitte, uns womöglich Mitteilungen über den „Lw-
colo ^rtistieo äi Trieste" (bortici 6i Lbio^a Nr. P
zu machen, ob er als wirklicher Künstlerklub Ver-
trauen beanspruchen kann oder ob er ein Geschäfts-
unternehmen zweifelhaften Tharakters ist. (^?y
Vie Renten- und Pensions-Knstsli für
äeutscke bildende Künstler in Meimar.
Wenn gegenwärtig, wo die Erwerbsverhält-
nisse und damit die Möglichkeit, für Alter und
Krankheitsfälle in entsprechender Weise zu sorgen,
besonders auch für die Künstler immer schwieriger
werden, die Ueberzeugung von einer Versicherungs-
notwendigkeit auch unter den bildenden Künstlern
immer allgemeiner wird, so ist das nicht zu ver-
wundern. Wunderlich ist nur, daß die im Jahre
t89^ von Künstlern für Künstler unter dem Pro-
tektorate Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs von
Sachsen gegründete, heute auf vorzüglicher Grund-
lage stehende Renten- und Pensions-Anstalt für die
bildenden Künstler in Weimar vielfach noch so
wenig bekannt ist, daß es sogar noch Künstler
gibt, die, wie es vor noch nicht so langer Zeit in
diesen Blättern geschehen ist, zur Gründung einer
solchen Anstalt aufrufen, und erst aus diesem An-
laß erfahren, daß ihre Wünsche und Absichten
schon seit einer Reihe von Jahren erfüllt sind.
Nun sind aber gerade in allerletzter Zeit wieder
so viele Anfragen über Zweck und Ziele unserer
Anstalt nicht nur nach Weimar selbst, sondern
auch an die verschiedenen Grtsverbände der Renten-
und Pensions-Anstalt erfolgt, daß es wünschens-
wert erscheint, an der hierfür geeignetsten Stelle,
nämlich in der ausschließlich für die Interessen
der bildenden Künstler tätigen „Werkstatt der Kunst",
einige nähere Angaben über die heute schon segens-
reich wirkende Weimarer Anstalt zu machen.
Der Zweck der Renten- und Pensions-Anstalt
für die bildenden Künstler in Weimar ist in erster
Linie, ihren Mitgliedern*) vom 60. Lebensjahr ab
eine Rente, oder bei etwa früher eintretender Arbeits-
unfähigkeit eine Pension zu gewähren; zum großen
Unterschied von den in einigen großen Städten
bestehenden Künstler-Unterstützungsvereinen, von
welchen nur in Not gekommene Mitglieder „auf
Ansuchen" „Gaben" erhalten, erwerben die Mit-
glieder der Weimarer Anstalt durch ihre regel-
mäßigen Beiträge ein unbestreitbares Recht auf
ihre Renten, ohne auf das Wohlwollen von irgend
*) Ueber den Erwerb der Mitgliedschaft siehe die An-
zeige im Inseratenteil.
Die Werkstatt der Kunst.
Heft 27.
ab, statt der Jury das Urteil zu überlassen. Eigen-
tümlich, sehr eigentümlich ist dieses Verfahren, das
sowohl zu verkünden wie zu begründen die Aus-
stellungsleitung bisher unterlassen hat. tt9ü0)
Sonäerbare HussteUungsbeämgungen.
Ein „Lircolo ^rt^tico 61 Irieste" versendet
gegenwärtig auch an die deutschen Künstler die
Einladung zur Beschickung einer von ihm am
28. Mai t90H zu eröffnenden „Internationalen
Ausstellung von Aquarellen, Pastellen, Minaturen,
Terrakotten und polychromen Skulpturen." Das
französisch abgefaßte Zirkular enthält nun eine
Reihe von Bestimmungen, die sehr sonderbar an-
muten. Insbesondere gilt dies von Artikel t2 des
uns vorliegenden Reglements, demzufolge der Lir-
oolo ^rti8tio0 sich das Recht vorbehält, von den
ausgestellten Kunstwerken Reproduktionen
für Ansichtskarten anfertigen zu lassen!
Aber auch sonst sind Bestimmungen getroffen,
die von den üblichen zu Ungunsten des Künstlers
abweichen. So müssen die nicht in Triest woh-
nenden Aussteller die Kosten für hin- und Rück-
fracht tragen (Art. 3).
Der Oircolo ^rtistico übernimmt ferner keiner-
lei Verantwortlichkeit (uuoune re8p0n8udi1ite)
dafür, daß dem Künstler der Kaufpreis für die
etwa verkauften Kunstwerke auch voll ausbe-
zahlt wird (Art. 9).
An dem Zirkular fehlt endlich Name und Unter-
schrift. Es ist lediglich gezeichnet: Tu Direktion 6u
„Lircolo ^rt^tico cii Trieste".
Sowohl uns, als im Ausstellungswesen wohl-
bewanderten Künstlern ist ein solcher „Lircolo ^r-
ti8tie0 61 Trieste" nicht bekannt. Wir möchten
indes, ohne nähere Informationen zu besitzen,
nicht gerne vor einer Geschäftsanknüpfung mit dem
„Lireolo" warnen. Aber die absonderlichen Be-
dingungen seines „Reglements", sowie die Erfah-
rungen, die wir mit Vereinigungen machten, wie
mit der „Künstlergilde München", die wir als
Privatindustrie eines — - „Sektagenten" entlarvten,
alb dies veranlaßt uns, die Künstler zur Vorsicht
zu mahnen, damit sie vor Schaden bewahrt bleiben.
An unsere zahlreichen Leser und Freunde in
den österreichischen Landen aber richten wir die
Bitte, uns womöglich Mitteilungen über den „Lw-
colo ^rtistieo äi Trieste" (bortici 6i Lbio^a Nr. P
zu machen, ob er als wirklicher Künstlerklub Ver-
trauen beanspruchen kann oder ob er ein Geschäfts-
unternehmen zweifelhaften Tharakters ist. (^?y
Vie Renten- und Pensions-Knstsli für
äeutscke bildende Künstler in Meimar.
Wenn gegenwärtig, wo die Erwerbsverhält-
nisse und damit die Möglichkeit, für Alter und
Krankheitsfälle in entsprechender Weise zu sorgen,
besonders auch für die Künstler immer schwieriger
werden, die Ueberzeugung von einer Versicherungs-
notwendigkeit auch unter den bildenden Künstlern
immer allgemeiner wird, so ist das nicht zu ver-
wundern. Wunderlich ist nur, daß die im Jahre
t89^ von Künstlern für Künstler unter dem Pro-
tektorate Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs von
Sachsen gegründete, heute auf vorzüglicher Grund-
lage stehende Renten- und Pensions-Anstalt für die
bildenden Künstler in Weimar vielfach noch so
wenig bekannt ist, daß es sogar noch Künstler
gibt, die, wie es vor noch nicht so langer Zeit in
diesen Blättern geschehen ist, zur Gründung einer
solchen Anstalt aufrufen, und erst aus diesem An-
laß erfahren, daß ihre Wünsche und Absichten
schon seit einer Reihe von Jahren erfüllt sind.
Nun sind aber gerade in allerletzter Zeit wieder
so viele Anfragen über Zweck und Ziele unserer
Anstalt nicht nur nach Weimar selbst, sondern
auch an die verschiedenen Grtsverbände der Renten-
und Pensions-Anstalt erfolgt, daß es wünschens-
wert erscheint, an der hierfür geeignetsten Stelle,
nämlich in der ausschließlich für die Interessen
der bildenden Künstler tätigen „Werkstatt der Kunst",
einige nähere Angaben über die heute schon segens-
reich wirkende Weimarer Anstalt zu machen.
Der Zweck der Renten- und Pensions-Anstalt
für die bildenden Künstler in Weimar ist in erster
Linie, ihren Mitgliedern*) vom 60. Lebensjahr ab
eine Rente, oder bei etwa früher eintretender Arbeits-
unfähigkeit eine Pension zu gewähren; zum großen
Unterschied von den in einigen großen Städten
bestehenden Künstler-Unterstützungsvereinen, von
welchen nur in Not gekommene Mitglieder „auf
Ansuchen" „Gaben" erhalten, erwerben die Mit-
glieder der Weimarer Anstalt durch ihre regel-
mäßigen Beiträge ein unbestreitbares Recht auf
ihre Renten, ohne auf das Wohlwollen von irgend
*) Ueber den Erwerb der Mitgliedschaft siehe die An-
zeige im Inseratenteil.