Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 3.1903/1904
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https://doi.org/10.11588/diglit.75368#0473
DOI issue:
Heft 30
DOI article:Zur Reform des Bühnenbildes
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der
Vrgsn fürdle
Interessen der dil-
kunlt
Rectakteur: Ernst Eloss
s
III. Iakrg. * k)ek1 20. ^ LZ. April 1904.
Die luririlrcken Zpreckziimiien ^ /-"stl-^ch-» -kg-i-s-»»-»-,, fi„d-„ i„
-.--— ! -—^^-.^ -^-.^m- E..—,, unfererRedaktron Montags uncl Donners-
tags, abends von halb 7 Uhr bis halb 8 Uhr statt und zwar für die Mitglieder der „Rezession"
und der „Luitpold-Gruppe" ebensowohl wie für unsere Abonnenten. Nie Werkstatt üer hunst.
Tur Reform äes küknenbiläes.
So viel Tinte schon geflossen ist, um eine
Reorganisation des Bühnenbildes herbeizuführen,
ein praktisches Resultat hat all' die Schreiberei
kaum gehabt. Was hie und da, z. B. durch Di-
rektor Stollberg im Schauspielhause zu München,
geleistet wird, ist zwar bloß Stückwerk, liefert aber
einen Beweis dafür, daß es an gutem Willen bei
einzelnen Direktoren nicht fehlt. Woran mag es
dann wohl liegen, daß die Entwicklung des Bühnen-
bildes nicht Schritt gehalten hat mit dem nun schon
so weit gediehenen Mechanismus hinter den Au-
lissen? Ich wage es, kurzerhand den Autoren
die Hauptschuld beizumessen! Sie sind einseitig in
ihrer Aultur. Sie bilden ihr Auge nicht zu einem
künstlerisch urteilsfähigen Mrgane aus und daher
rechnet auch ihre Phantasie nicht damit. Ihre
Werke wachsen nicht auf dem Boden umfassender
moderner Aulturanschauungen. Sie sind teilweise
in der Tradition stecken geblieben.
Eine der Hauptbedingungen für die Wirk-
samkeit des Bühnendramas ist doch unstreitbar das
Augenfällige der Szene! Am fo unverständlicher
erscheint es, daß gerade Bühnenautoren sich gar
nicht oder nur höchst selten mit der bildenden
Aunst befassen!
Nur wenn dies besser wird, so daß Text und
Aompofition des Bühnenbildes aus ein und dem-
selben Geiste untrennbar organisch-eins geboren
sind, nur dann kann und wird sich die erhoffte
Reform von selbst vollziehen.
Aus jener Indolenz ergibt sich auch die
Verständnislosigkeit, die bei Inszenierung gewisser
Bühnenwerke von Maeterlinck, Dskar Wilde z. B.
ganz besonders kraß zutage tritt.
Da fehlt es dann den Theatermalern und
Regisseuren an der nötigen praktischen Schulung
in unserem Sinne, die sich aus den notwendigen
Forderungen der repertoirbeherrschenden Autoren
ergeben müßte.
Wir wollen vor allem wieder Einfachheit
und Stil, wir wollen Vertiefung auf knappem
Raume und nicht wie bisher: Ausgestaltung der
Gberfläche.
Und diese stilvolle Einfachheit ist überall zu
finden: in den bäurisch-urwüchsigen, wie in den
verfeinerten, von Aünstlerhand entworfenen,
werkkau
der
Vrgsn fürdle
Interessen der dil-
kunlt
Rectakteur: Ernst Eloss
s
III. Iakrg. * k)ek1 20. ^ LZ. April 1904.
Die luririlrcken Zpreckziimiien ^ /-"stl-^ch-» -kg-i-s-»»-»-,, fi„d-„ i„
-.--— ! -—^^-.^ -^-.^m- E..—,, unfererRedaktron Montags uncl Donners-
tags, abends von halb 7 Uhr bis halb 8 Uhr statt und zwar für die Mitglieder der „Rezession"
und der „Luitpold-Gruppe" ebensowohl wie für unsere Abonnenten. Nie Werkstatt üer hunst.
Tur Reform äes küknenbiläes.
So viel Tinte schon geflossen ist, um eine
Reorganisation des Bühnenbildes herbeizuführen,
ein praktisches Resultat hat all' die Schreiberei
kaum gehabt. Was hie und da, z. B. durch Di-
rektor Stollberg im Schauspielhause zu München,
geleistet wird, ist zwar bloß Stückwerk, liefert aber
einen Beweis dafür, daß es an gutem Willen bei
einzelnen Direktoren nicht fehlt. Woran mag es
dann wohl liegen, daß die Entwicklung des Bühnen-
bildes nicht Schritt gehalten hat mit dem nun schon
so weit gediehenen Mechanismus hinter den Au-
lissen? Ich wage es, kurzerhand den Autoren
die Hauptschuld beizumessen! Sie sind einseitig in
ihrer Aultur. Sie bilden ihr Auge nicht zu einem
künstlerisch urteilsfähigen Mrgane aus und daher
rechnet auch ihre Phantasie nicht damit. Ihre
Werke wachsen nicht auf dem Boden umfassender
moderner Aulturanschauungen. Sie sind teilweise
in der Tradition stecken geblieben.
Eine der Hauptbedingungen für die Wirk-
samkeit des Bühnendramas ist doch unstreitbar das
Augenfällige der Szene! Am fo unverständlicher
erscheint es, daß gerade Bühnenautoren sich gar
nicht oder nur höchst selten mit der bildenden
Aunst befassen!
Nur wenn dies besser wird, so daß Text und
Aompofition des Bühnenbildes aus ein und dem-
selben Geiste untrennbar organisch-eins geboren
sind, nur dann kann und wird sich die erhoffte
Reform von selbst vollziehen.
Aus jener Indolenz ergibt sich auch die
Verständnislosigkeit, die bei Inszenierung gewisser
Bühnenwerke von Maeterlinck, Dskar Wilde z. B.
ganz besonders kraß zutage tritt.
Da fehlt es dann den Theatermalern und
Regisseuren an der nötigen praktischen Schulung
in unserem Sinne, die sich aus den notwendigen
Forderungen der repertoirbeherrschenden Autoren
ergeben müßte.
Wir wollen vor allem wieder Einfachheit
und Stil, wir wollen Vertiefung auf knappem
Raume und nicht wie bisher: Ausgestaltung der
Gberfläche.
Und diese stilvolle Einfachheit ist überall zu
finden: in den bäurisch-urwüchsigen, wie in den
verfeinerten, von Aünstlerhand entworfenen,