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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 42
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Todesfälle / Gedenktage / Aus Künstler-Vereinen / Aus Kunstvereinen / Vom Kunsthandel / Aus Galerien und Museen / Auktionen / Vermischtes / Literatur-Umschau / Briefkasten der Schriftleitung / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0582
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578

Die Werkstatt der Aunst.

Heft §2.

gehüllt, vier Alabasterkrüge, die die Eingeweide der Ver-
storbenen enthielten. Gold ist reichlich vorhanden; nach der
Inschrift war es ans dein Süden gebracht. Dies Grab war
der Begräbnisplatz von Hua nnd Thua, den Eltern der Königin
Teie, Gattin Amon-Hoteps III. und Mutter des häretischen
Königs Amon-Hotex IV. von der ;8. Dynastie.
London, Hier ist bei dem Bilderhändler Eolnaghi
Tizians berühmtes Porträt des Pietro Aretino, das die
Jahreszahl ;5H5 trägt, aufgetaucht. Das Bild befand sich
bis vor nicht allzulanger Zeit im Palast des Fürsten Lhigi.
wie es von Rom hierher gelangte, ist bisher nicht aufge-
klärt. Wahrscheinlich liegt eine Umgehung des Gesetzes pacca
vor, wie bei der berühmten Madonna von Botticelli, welche
gleichfalls in größter Heimlichkeit außer Land gebracht wurde.
Lüttich. Die von den Klerikalen inszenierte bekannte
Komödie hat eine sehr komplizierte Fortsetzung und einen
geradezu grotesken Abschluß gefunden. Dein Druck der öffent-
lichen Meinung nachgebend, richtete der Präsident des Exe-
kutivkomitees ein Schreiben an Jef Lambeaux nnd bat ihn,
das Geschehene zu vergessen und seinen „Laune morclu" neuer-
dings nach Lüttich zu schicken. Daraufhin ließ der Lütticher
Bischof von allen Kanzeln seiner Diözese verkünden, daß es
kein Familienvater verantworten könne, seine Frau und seine
Kinder in die Ausstellung zu führen. Es wimmle darin von
(Obszönitäten, und die Moral der Besucher sei auf Schritt und
Tritt gefährdet. Damit noch nicht zufrieden, ließ er dem
Komitee für alte Kunst mitteilen, daß er sich an sein Ver-
sprechen, die Goldbüste des heiligen Lambcrtus im Palast
für alte Kunst anfstellen zu lassen, nicht gebunden fühle,
wenn solche Greuel sich in nächster Nähe befänden. Da das
Komitee infolgedessen fürchten mußte, daß die Klerikalen der
Ausstellung fern bleiben würden, beschloß es in einer sehr
bewegten Sitzung mit sieben gegen zwei Stimmen die end-
gültige Ausschließung des „Laune moräu". Die Dunkelmänner
sollten aber ihres Sieges nicht froh werden. Der Lütticher
Gemeinderat entsandte eine Kommission, die den Ankauf der
Gruppe beraten sollte, und vorige IVoche wurde er in einer
Plenarsitzung beschlossen. Der verfemte „Laune morüu" geht
für ;5 000 Frcs. in den Besitz der Stadt Lüttich über und
wird, wie der „N. Fr. Pr." geschrieben wird, in einem öffent-
lichen Garten aufgestellt werden. Die Urheber der ganzen
Affäre werden wohl mit diesem Ausgang nicht ganz zufrieden
sein. Der „Laune morüu" ist infolge der Affäre in Tausenden
von Exemplaren als Ansichtskarte verschickt worden. Lüttich
nnd seine Weltausstellung haben alle Veranlassung, den
schwarzen Tugendbolden für diese Reklame dankbar zu sein.
Paris. (Die pariser Plakatkunst) ist sehr unge-
niert in der karikierenden Verwendung öffentlicher Persön-
lichkeiten. Auf dem Plakat eines Kleidermagazins figurierte
vor einiger Zeit der ehemalige Kammerpräsident Deschanel,
wegen seines geschniegelten Aeußern der schöne Paul benannt,
als eleganter Dandy. Auf dem Plakat eines Hutgeschäfts
betrachtet der mit breitem rotem (Ordensband geschmückte
Präsident Loubet einen glänzenden Zylinder. Hier steht man
den Sozialisten Jaures mit weit aufgerissenem Mund, die
rote Brandfackel in der Hand; dort den ehemaligen Konseils-
präsidenten Konkordatbekämpfer Eombes mit zwei Tenfels-
hörnern, umschwebt von Höllengeistern mit Fledermausflügeln;
den Antisemiten Drumont im Gewand eines Erzengels, ein
in Teig eingebackenes krummnasiges Männlein zum Munde
führend; den jetzt gestürzten Minister Delcasse, dem der
russische Bär schmunzelnd den Kneifer von der knolligen
Kartoffelnase zerrt. Auch aus der Geschichte und der alten
nnd neuen Literatur schöpft die Plakatkunst ihre Motive. So
z. B. vor einer Wichsefabrik hält Daniel in der Löwengrube
einer zähnefletschenden Bestie den spiegelblanken Kanonenstiefel
entgegen, worin sie verblüfft ihr grimmiges Gesicht erblickt.
Paris. (Eine Ausgrabung der Sphinx.) Unter
der Leitung des französischen Gelehrten Maspero, dein ein
Stab ausgezeichneter Äegytologen untersteht, werden auf Ver-
anlassung der ägyptischen Regierung demnächst Arbeiten unter-
nommen werden, nur den Sand wegzuräumen, der sich seit

Jahrhunderten um die Pyramiden gelagert hat und auch
einen Teil der Sphinxe in ihrer Nachbarschaft bedeckt. An-
gefangen wird mit der kolossalen Sphinx, die sich in der Nähe
der Cheopspyramide befindet. Sie mißt -x? Meter und ist fast
ganz unter dem Wüstensand begraben. Die Ausgaben werden
auf 75000 Fr. geschätzt. Man erwartet, daß man bei den
geplanten Ausgrabungen wichtige Altertümer zutage fördern
wird. Ls ist übrigens nicht das erste Mal, daß man den
Versuch macht, die Pyramiden und Sphinxe von dein Wüsten-
sand zu befreien.
Literatur und liunstblätter.

(Die mit o bezeichneten Artikel sind illustriert.)
Kind und Kunst. (Verlag von Alex.Koch, Darmstadt.) Aus dem
Inhalt des Juliheftes: Illustrationen: Die Kunst in der
Schule; Messerschmitts „AlteStadt"; Knaben-Handarbeiten;
künstlerische Kinderkleider von Hedw. Buschmann; Märchen-
bilder von E. Hans Beyer-preußer; Amateur-Kinder-
photographien. — Aus den Texten: Die Kunst in der
Schule von A. Jaumann. — Insgesamt 2H Seiten mit
ca. 30 Abbildungen und x Musikbeilage.
Zeitung der Nürnberger Jubiläums-Ausstellung, 2. Heft:
Vorgeschichte und Organisation der Ausstellung. — o Die
Bauarbeiten im Jahre xyo-x. — Noch einmal das Aus-
stellungsplakat (ein Wort zur Verteidigung des von Weiß-
gerber entworfenen bekannten Ausstellungsplakates vom
Redakteur der Zeitung Professor p. I. Ree).
Das deutsche Landhaus, eine neue Wochenschrift für Heim-
kultur (Hempel'scher Verlag, G. m. b. H., in Berlin). Aus
dem Inhalt des Heftes: Das Leben im eigenen Heim
(Vorwort). — o Alfred Messel. — Heimkultur. — Meine
Villa. — o Bernhardiner. — o Der Garten. — o Ko-
lonie Zehlendorf-West bei Berlin. — Letztgenannter Aufsatz


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