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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

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Ein Münchner Preisausschreiben / Gemälde-Austausch mit Amerika / Zum Urheberrecht / Laufende Preisausschreiben / Erledigte Preisausschreiben / Denkmäler / Architektur / Aus Galerien und Museen / Aus Akademien und Kunstschulen / Personalien / Auszeichnungen / Todesfälle / Stipendien und Stiftungen / Aus Künstler- und Kunst-Vereine / Kunsthandel / und Versteigerungen / Vermischtes / Literatur und Kunsrblätter / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0280
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272

Die Werkstatt der Kunst.

(Ls war unter anderem behauptet worden, daß
den Brunnen für den Thierschplatz in München ein
Schüler Professor v. Lfildebrands erhielt; was oben
unter Ziffer Z bestätigt wird.
Ls war ferner behauptet worden, daß den
Brunnen für den Maximiliansplatz Architekt Sattler,
Schwiegersohn des Preisrichters, und ein Bildhauer
erhielt, der mit Perri: Sattler das Projekt ange-
fertigt hatte. Dagegen sagt die Berichtigung, daß
diesen Brunnen Architekt Sattler nicht erhielt. Tat-
sache ist, daß bei 73 eingelaufenen Entwürfen
der gemeinsame Entwurf des Architekten Sattler
und des Bildhauers, Professor pahn in der Ent-
scheidung des Preisgerichts an allererster Stelle auf-
geführt wurde, einen Preis von 2000 Mk. erhielt
und beschlossen wurde, daß die Stadt München mit
den obigen Autoren und noch zwei anderen, den
gemeinsamen Schöpfern eines zweiten Entwurfes, ins
Benehmen treten solle.
Endlich war auch behauptet worden, und das
ist die Hauptsache für uns hier ^), daß den Brunnen
für Sendling Architekt Sattler, Schwiegersohn des
Preisrichters, und ein Bildhauer erhielt, der mit Perri:
Sattler das Projekt angefertigt hatte. Dagegen sagt die
Berichtigung, daß Sattler den Brunnen nicht erhielt.
Tatsache ist, daß evskems ein Entwurf, welchen
Architekt Sattler gemeinsam mit dem Bild-
hauer Ebbinghaus eingereicht hatte, einen
Preis von 750 Mk. erhielt, und daß Zweitens
noch außerdem ein fernerer ebensolcher
Entwurf des Architekten Sattler zur Aus-
führung empfohlen wurde, sbrvsbl er öer
fundamentalsten Veöingnng des Preisaus-
schreibens, der Berücksichtigung des vsrge-
schriebenen Ltanösrtes, direkt ins Gesicht
schlug. Wie man angesichts eines solchen, beispiel-
los dastehenden, Vorganges noch Sätze nieder-
schreiben kann wie: „Auch hat er die Konkurrenz
nicht unter Nichtachtung der Bedingungen gewonnen"
— sind denn solche Erfolge noch nicht genügend?
— das, wir bekennen cs gern, geht über unseren
porizont. Wenn aber schließlich gesagt wird,
daß, weil der Magistrat an diese Prämiierung
zur Erteilung des Auftrages nicht gebunden sei,
die Jury Gelegenheit gehabt hätte, durch ein-
stimmigen Beschluß einen außerhalb der Kon-
kurrenzbedingungen stehenden Entwurf zur Aus-
führung zu empfehlen, — so ist das eben ein kleiner
Irrtum. Mit nichten, Verehrtester, hatte die Jury
diese Freiheit; und wenn der Entwurf ein Meister-
werk ersten Banges gewesen wäre, wie wir schon
neulich ausführten — Luft, Luft hätte die Arbeit
Sattlers den Preisrichtern sein müssen. Weil's aber
nicht der Fall war, sondern die ganze Sache auf
i) Es sind inzwischen noch einige Erklärungen er-
schienen, namentlich eine solche, hier ebenfalls uns vor
allen Dingen berührende, des Ersten Bürgermeisters, Vr.
von Borscht, auf welche wir noch zurückkommen werden.
Die Schriftleitung.

pcft 20.
den Kopf gestellt wurde, so bezeugt namentlich
dieser Umstand das große Glück der zuletzt genann-
ten Preisträger.
Gemälcle-Austausck mit Amerika.
Ueber das Unternehmen pugo Reisingers
in New-Pork, welches wir in Pest fff anzeigten,
finden wir im „Hamburger To rrespondenten"
folgende Mitteilungen aus New-Pork:
Zn: National Arts Llub wurde dieser Tage
eine kleine Ausstellung deutscher Gemälde eröffnet.
Dreißig Meisterwerke, darunter zwei Lenbachs, drei
Stucks, zwei Uhdes, einen Liebermann, einen Leistikow,
gibt es. Das ist für hier lebende Deutsche ein geradezu
sensationelles Ereignis. Sie sind gewohnt, auch das
armseligste Machwerk jedweden französischen
Farbenklexers, solange es aus Paris kommt,
bewundert zu sehen. Ls wird gekauft und befindet
sich, vervielfältigt, bald im Schaufenster jeder Kunst-
handlung. Nie aber hängt ein Ergebnis deutscher
Kunst daneben, und wer vom pändler ein solches
verlangt, härt, es werde nicht auf Lager gehalten,
weil es keine Käufer finde. Deutschen Malern wird
damit nichts Neues gesagt. Nunmehr aber ist ihnen
im pankceland ein einflußreicher Freund und Pelfer
erstanden. Die oben erwähnten Gemälde hängen
gewöhnlich an den Wänden seiner Wohnung. Er
ließ sie abnehmen und nach dem Arts Tlub bringen,
um eine Propaganda für die deutsche Kunst einzu-
leiten, welche in der presse bereits Widerhall und
Zustimmung gesunder: hat. perr Pugo Reisinger ist
ein New-Porker Kaufherr und einer der größten Im-
porteure der Vereinigten Staaten, seit einem Viertel-
jahrhundert hier ansässig, aber deutscher Reichs-
angehöriger. Der Gedanke liegt vielleicht nahe, daß
er ans dem Import deutscher Gemälde geschäftlichen
Nutzen ziehen wolle. Wer das hier ausspräche,
würde verlacht werden, perr Reisinger hat das
nicht nötig. Während er in fünfundzwanzig Jahren
Dollar auf Dollar legte, fand er ihrer beim Nach-
zähler: immer genug, um sich aus der peimat ein
Gemälde kommen zu lassen oder es von häufigen
Europareisen mitzubringen. Naturgemäß erwachte
der Stolz jedes Sammlers in ihm. Er wollte, daß
das von ihm Geschätzte auch von anderen bewundert
werde, und darum ging er an die Arbeit, in
Amerikanern Verständnis für deutsche Kunst zu er-
wecken. Kaum köunte ein anderer mit gleicher Aus-
sicht auf Erfolg ein derartiges Unternehmen einleiten,
perr Reisinger gilt auch amerikanischen Künstlern
als ein Mäcen, der ihre Bilder kauft und alljährlich
den National Arts Tlub beschenkt. Sein Wort und
Urteil wird darum von amerikanischen Malern ge-
würdigt. Ehe aber der pankeemillionär in die Tasche
greift und eins der von Reisinger ausgestellten
deutschen Bilder kauft, zieht er einen den pinsel
führenden Landsmann zu Rate.
Im Austausch für die nach Amerika gelangen-
 
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