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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 7.1907/​1908

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Verein für künstlerische Siedlungen, E. G. m. b. H. in Berlin
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^est 44.

Die Werkstatt der Kunst.

607

menden Ausruf, der die Künstler zur Gpserwilligkeit hin-
reißt, so nehmen wir ihn mit größtem Vergnügen aus!
Pros. X. in Berlin. Der Stadtmagistrat Nürnberg
gibt uns auf Ihre Anfrage folgendes zur Nachricht: „Im
perbst vorigen Jahres starb dahier eine ältere unver-
heiratete Dame, welche letztwillig bestimmte, daß ihr Nach-
laß auf ihren im 86. Lebensjahre stehenden, in München
lebenden Bruder als Vorerbe zur Nutznießung auf Lebens-
zeit übergehe, nach dessen Tod aber, abgesehen von Legaten,
der Stadtgemeinde Nürnberg anheimfalle mit dein Auftrage,
öavon ein Denkmal für L. van Beethoven zu errichten.
Weitere Mitteilungen zu machen, befinden wir uns nicht
in der Lage."
O. V. in Wien. Frage: Lin Kunstverlag hatte mir
den Antrag gestellt, meine Gelgemälde in farbiger Photo-
gravüre (Faksimile) zu vervielfältigen, und verpflichtet sich,
für das Reproduktionsrecht Gemälde anzukaufen und mir
loo/g von verkauften Exemplaren halbjährlich zu
zahlen. Da ich in diesen Sachen unerfahren bin, so wende
ich mich als langjähriger Abonnent an Sie mit der Bitte
um Rat, wie ich mich verhalten soll und ob eine Kontrolle
überhaupt durchführbar ist. Bemerke noch, daß es sich um
Bedouinifche Sujets handelt, wo die Studienreisen sehr kost-
spielig sind. — Antwort: wir möchten Ihnen raten, das
Reproduktionsrecht lieber gegen eine feste Summe ab-
zutreten; bei Abschlüssen gegen Provision vom Reingewinn
kommt selten etwas heraus. Sie können die Spesen des
Verlages nicht kontrollieren, wir kennen derartige Ver-
träge, bei denen die Künstler statt der erhofften tOOO Mk.
nur Beträge von 40 und 30 Mk. jährlich ausbezahlt bekamen.
Lelesruckte.
A. pildebrand, Das Problem der Form in der
bildenden Kunst. (Verlag von I. p. Ed. peitz in
Straßburg.)
S. 24. Der Wert der wechselnden Farben-
erscheinung wird sich danach bemessen, wie weit das
Farbige an der Klärung des räumlichen Ausdrucks
teilnimmt.
S. 37. Nur aus der Wirkung des Fernbildes können
wir aber die Formwerte einheitlich abstrahieren, weil nur
da die Erscheinungselemente gleichartig und gleichzeitig auf-
treten. Das künstlerische Sehen besteht also in dem starken
Auffassen dieser Formempfindungen, gegenüber der bloßen
Kenntnis der Daseinsform als Addition von isolierten
Wahrnehmungen, wie sie nur für die wissenschaftliche Be-
trachtung von Bedeutung sein kann.
Jin Festhalten solcher Lindruckswerte liegt die Be-
deutung der Vorstellung gegenüber der direkten Wahr-
nehmung und dem bloßen Erinnerungsbild der Wahr-
nehmung. Die Kunst besteht nun darin, diesen abstrahierten
Vorstellungsbesitz wieder einzukleiden, und sie schafft
dadurch einen Eindruck, welcher beim Beschauer ohne Rest
in Vorstellungswert ausgeht, während der Natureindruck noch
kein aus diesem Gesichtspunkt gereinigtes Vorstellungsbild ist.
Verein kür kimltleriscke Siedlungen,
S. 6. in. b. I). in kerlin.
Wir empfingen folgendes Schreiben:
Fichtenau, den 26. Juli t9O8.
Wir haben unseren Verein in eine eingetragene Genossen-
schaft mit beschränkter Pastpsticht umgewandelt. Die Geschäfte
werden weiter vor: Julius Part und Robert Tautz ge-
führt. Der Aussichtsrat besteht aus den perrcn Maler
AlbertKnab, Landschaftsmaler GskarIahnke, Architekt
Ernst Rossius v 0 in Rhyn,-Schriftsteller Or.M.P. Baege,
Chemiker Ör. Ferdinand Part. Der nach dein Statut
vorgesehene künstlerische Rat wird demnächst gewählt

werden. Außer den bereits im Aussichtsrat und Vorstand
vertretenen Künstlern werden ihm wahrscheinlich noch an-
gehören Gartenbaudircktor Willi Lange, Architekt Reuter
und der Schauspieler Emanuel Reicher. Es besteht be-
gründete poffnung, daß in den nächsten Wochen von einer
mit unseren Bestrebungen sympathisierenden Firma für die
erste Siedlung (Püttberge bei Wilhelmshagen) ein Preis-
ausschrei ben veranstaltet werden wird. Die preisgekrönten
Entwürfe werden bei der späteren Ausführung dieser ersten
Siedlung nach Möglichkeit berücksichtigt werden. Falls die
Finanzierung, wie zu hoffen ist, glatt vonstatten gehen
sollte, soll die Errichtung der Baulichkeiten so beschleunigt
werden, daß die ersten päuser im nächsten Sommer, späte-
stens nächsten perbst bezogen werden können. Der einzelne
Geschäftsanteil ist aus 500 Mk., zahlbar in monatlichen
Mindestraten von 5 Mk, und die paftsumme für
jeden Geschäftsanteil gleichfalls aus 500 Mk. festgesetzt
worden. Jedes Mitglied kann bis zu tOO Geschäftsanteilen
erwerben. Das Eintrittsgeld beträgt tO Mk. Alles
Nähere ersehen Sie aus dem Ihnen mit gleicher Post zu-
gehenden Statut. Insbesondere möchten wir Ihre Auf-
merksamkeit aus die KK 2, 20, 2l und 22 lenken, die das
Wesentliche unseres Strebens zum Ausdruck bringen. Unter
den Mitgliedern ist eine Umfrage veranstaltet worden, um
den vorhandenen Bedarf sestzustellen. Der Fragebogen
enthielt u. a. die nachstehenden Fragen: Wieviel Räume
und welche Räume muß Ihre Wohnung mindestens ent-
halten? — wieviel Miete wollen Sie jährlich höchstens
zahlen? — In welcher Pimmelsrichtung muß die Siedlung
liegen, an der Sie eventuell teilnehmen würden? — Würden
Sie auch an einer Siedlung teilnehmen, wenn sie sich zu
günstigeren Bedingungen an einer anderen als der von
Ihnen gewünschten Stelle ermöglichen ließe? — Wieviel
Minuten darf die Siedlung vom Bahnhof entfernt liegen?
Das Ergebnis dieser Umfrage ist in mehr als einer
Pinsicht interessant gewesen. Der Bedarf für Gsten und
Westen ist ungefähr der gleiche. Fast alle Mitglieder er-
klärten sich aber bereit, unter bestimmten Voraussetzungen
auch an einer Siedlung teilnehmen zu wollen, wenn diese
an anderer Stelle verwirklicht werden könnte. Die Leistungs-
sähigkeit ist sehr verschieden; die jährliche Mietsquote
schwankt zwischen 450 und 5000 Mk. Ausgabe der Archi-
tekten muß es also nun sein, auch den Mitgliedern gerecht
zu werden, die bisher noch nicht in der Lage sind, hohe
Aufwendungen machen zu können. Durch Schaffung von
Pausgruppen usw. wird sich auch der bescheidene Bedarf
befriedigen lassen. Gerade der Wechsel von Einzelhaus
und Pausgruppen ergibt ja eine künstlerische Wirkung,
zumal in einem hügeligen Gelände wie den Püttbergen.
Unsere Forderung des Einfamilienhauses bleibt selbstver-
ständlich bestehen.
Ich stelle es Ihrem Ermessen anheim, von den obigen
Mitteilungen beliebigen Gebrauch zu machen und nehme
Anmeldungen zur Mitgliedschaft gern entgegen.
Mit vorzüglicher Pochachtung
Uobert l'anir.
Die in obigem Schreiben angezogenen Paragraphen
des Statuts des Vereins lauten wörtlich:
H 2. Zweck und Gegenstand des Unternehmens ist
t. die Anlegung von Landhaussiedlungen in der Umgebung
vor: Berlin,
2. der Zusammenschluß von Siedlungslustigen zum gegen-
seitigen Schutz und zur Ausnutzung aller Vorteile ge-
meinschaftlichen Zusammengehens,
z. die Vereinigung von Freunden und Förderern einer
künstlerischen Ausgestaltung der Landhaussiedlungen bei
Berlin.
Die Genossenschaft errichtet ausschließlich Einfamilien-
haus-Siedlungen, die allen hygienischen Anforderungen
entsprechen und ein der Landschaft angepaßtes, organisch
in sich geschlossenes künstlerisches Ganzes bilden.
 
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