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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 19.1919/​1920

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Heft 7
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Hoffmann, Willy: Das Recht am eigenen Bilde
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https://doi.org/10.11588/diglit.36585#0048
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Die mersstott ber Kunß


XIX; Qeft T

biesc als Bcleibigung bes Karifierten anjuseffen iß,
fann er Öen Persasser wegen Beletbigung belangen.
Der Catbeßanb Öcr Bcleibigung ersorbert aber bas
Bewußt sein bes Bclcibigcrs, baß seine fjanblung
hier also bas sintstellen seiner <£rsd?cinungssorm
als Kränfung seiner «El? re angesetjen werben fönnc.
3d? glaube, baß bieser Catbestanb bei einer reinen
Karifafur, bie ßd? lebiglid? aus bic IPiebergabe ber
äußeren <£rsd?citmngssortn besdjränft, nie »orliegen
wirb. Denn jeber <£inßd?tigc bewertet bieses „Bilb»
ms“ als ein bewußt oerjerrtes, weiß batjer genau,
baß bas wirflidje porträt anbers ist. Die bem
Besdmuer uiwerfcnnbarc Abßd?t, bas jutn £ad?en
Anregenbe in jener (Sestalt fferoorjuFeffren, hat ben
Persasser bei seiner Arbeit geleitet. «Ein effren«
fränfenbes UToment sann nt. <£. erß in Zutaten
liegen, bie nidjf in ber Dcr$errung bilbnisffastcr
§ügc besielen, sei cs nun, baß betn Karifierten
güge aus ber (Tierwelt beigclegt werben, ober baß
er in eine Umgebung gestellt wirb, in berert Der»
binbung ein Urteil über iljn enthalten ist.
Das Hcd?t am eigenen Bilb seffüßt lebiglid}
gegen Perbreitung unb össentliche Sd?austeEung.
Perbreiten ersorbert babei ein Uebertassen bes por*
träts, wäffrenb jum Begrisse eines össentlich jur
Sdjaußellung genügt, baß bas Bilbnis wicbcrffolt
beliebigen ©njelpersoncn nadjeinanber gejeigt wirb,
offne baß es einer ösfentlichen, also einer unbe*
seffränften Anjaffl oon personen gleichseitig jugäng*
lieh gemad?ten Austeilung bebars. Das Unsertigen
eines Bilbnisscs ist jebem erlaubt. Hietnanb sann
sleh bagegen wehren, baß ihn ein Künstler sfijjiert
ober jweefs Ansertigung eines porträts photographiert,
benn bieses würbe eine unjulässigc Bescssränfung
bes fünstlerisd?en Schassens sein. IPenn ben Künst*
ler bic äußere «Ersdjeinung eines UTcnsdjen 5« bessen
IPiebergabe regt, fann il?m bas Schassen nid?t »er*
wehrt werben; nur bars er bas entstanbene IPerf
nicht ber ©esscntlicffFcit mitteilcn. (IPie weit ber
Künstler sleh 5ur Ansertigung eines porträts ober
einer Photographie bebient, ist sür bie 5rage bes
Bilbnisscssußes gleidjgültig. IPesentlid? ist ße lebig»
lieh sür bie 5rage, ob ein IPers ber bilbenben Künstc
ober ein IPerf ber Photographie »erliegt.)
Die im Hechte am eigenen Bilbc wurjelnben
Hntersagungs*Bcsugnissc gehen nad? bem (Tobe bes
Abgebilbeten aus bessen nächste Angehörigen, be*
slehen sür biesc aber nur aus bie Seit oon \ü
3«hren nach bem Cobc bes Abgebilbeten. Hatur*
gemäß ist bic Untcrsagungsbcsugis bes Porträtierten
crlosdjen, wenn er seine Bewilligung jur Ansertigung
seines Bilbnisses gegeben hat. Dicsc «Einwilligung
fann naturgemäß auch stiüschweigenb ersolgen, unb
bas «Seseß erbtidi eine sold?c gustimmung barin,
baß ber Abgebilbetc basür, baß er sleh abbilben
läßt, eine «Entscffäbigung erhält. «Es genügt nicht,
baß bem porträtierten gewisse Porteile seitens bes
Persertigers, so 3. B. Porsugsprcise eingeräumt
werben. Die Ceistung bes porträtierenben muß ben

(Segenwert bafür barßcUcn, baß ber porträtierte
sein Bilbnis ansertigen ließ. 3ß aber bie «Ein.
willigung »om porträtierten erteilt, so bebeutet
bics lebiglich, baß sein Bilbnis als IPers ber bil»
benben Künstc »croielsältigt wirb, feineswegs aber,
baß es barüber hinaus, so als IParcn3cichen ober
sonst 3U gewerblichen Sieden »erbreitet wirb.
Das (Seseß fennt aber allgemeine Ausnahmen
»ont (Srnnbsaßc bes Bilbnisscffußes, unb 3war bürsen
Bilbnisse aus bem Bereiche ber «geitgeseffieffte, sowie
soldje Bilbnisse, bic nicht aus Bestellung angesertigt
stnb, sosern ihre Perbreitung ober Sdjaustellung
einem höfferen 3ntcrcsse ber Kunst bient, audj ohne
bic (Einwilligung bes Abgebilbeten »erbreitet ober
3ur Schau gestellt werben, <gur ,|jeitgesd?id?te ge»
hört eine persönlichfcit, aber bann, wenn ße bei
ben (Sescffcffnisscn unsercr £age mithanbelt, wenn
ße nidjt mehr reine Prioatperson geblieben, sonbern
burd? if?r IPirfen in ber ©esscntlicfffcit ein (Träger
bes össentlichen Cebens geworben iß. „Sensations«
lust unb Hcugierbe ßnb niemals ffinreieffenbe (Srünbe,
unb bas Bilbnis einer person ohne ihre «Einwilligung
3U »eröss entliehen." Der Begriss „^eitgesdßdjte"
iß, wie bei ben Beratungen über bas Kunßscffuß»
geseß ausbrücflich betont worben iß, erweiternb aus»
3ulegen, baß er bas Kulturleben unserer Seit, also
nicht nur unseres Polfes umsaßt, fjierju gehören
Staatsmänner, Parlamentarier, sührenbe Persönlid?»
feiten aus 3nbustric, hanöel, IPisscnschast unb Kunß,
wenn ße burd? if?re £eistungen (ßegenßanb bes
össentlichen 3ntercsses geworben ßnb.
Die weitere Ausnahme »om (Srunbsaße bes
Bilbnisscffußes umsaßt Bilbnisse, bie nicht aus Be»
stellung angesertigt ßnb; sosern bic Perbreitung
ober Scffaußellung einem hoffen 3nfcrcssc ber
Kunß bient. IPesentlid? iß also, baß bas Bilbnis nicht
aus Bestellung, sei es im Austräge bes Abgebilbeten
ober eines Dritten angesertigt worben iß, unb baß
seine Perbreitung ober 5d?austcllung einem hoffen
3ntcresse ber Kunst bient. Diesc unslare Rassung
will meines «Erachtens besagen, baß rein fünstleriscffc
Swedc mit ber Perbreitung unb Schaustellung »er*
solgt werben. Daraus gefft m. <£. fferoor, baß bie
Perbreitung unb Schaustellung im Hegelsalle als
Kunstwerf ersolgen muß, ba mit bieser Ausstellung
jebensaUs nur Fünstlerisd?e gwede »ersolgt werben,
3d? fann mir allerbings aud? »orßellen, baß mit
einer Perbreitung einer pssotograpffic rein süitß»
lerisdje Ausgaben gelöst werben seilen, bann näm*
lieh, wenn sugleid? mit bieser Photographie ein
Bilbnissunstwerf gezeigt wirb, um an ber Disserenä
»on objeftioer unb subjeffi»er IPiebergabe bie per»
sönlicfffeit bes porträtierenben Künßlers besonbers
seffars fferDortreten 3U laßen. Dasselbe ffat bei Per«
»ielsältigungen oon Bilbniswcrfen, bie im IPege
ber pffotograpffiseffen IPiebergabe entßanben ßnb,
3U gelten.
3n allen biesen 5aHen aber ist bie Perbrettung
unb össentliche Schaustellung unerlaubt, wenn burch
 
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