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Wilpert, Joseph [Editor]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0008
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viii Vorwort.

Aquarelle nothwendig waren. Um die Bedeutung dieser Ziffern besser zu würdigen,
möge man bedenken, dass die Herstellung der Tafeln von Anfang bis zu Ende unter
meiner Aufsicht geschah; es mussten, mit andern Worten, nicht bloss die photogra-
phische Aufnahme der Fresken und die Aquarellirung der Photographien in den Ka-
takomben, sondern auch die Herstellung der Platten in der Kunstanstalt und der defi-
nitive Abzug der Tafeln in der Druckerei von mir überwacht und geleitet werden.
Und da die ersten Vorbereitungen in Folge eines Brandes ein Raub der Flammen
wurden, so musste manches Fertige noch einmal wiederholt werden. Was jedoch die
meiste Zeit in Anspruch nahm, ist die Arbeit, welche der Anfertigung der Kopien in
den Katakomben vorausging. Viele von den Malereien, die sich auf den Tafeln dem
Beschauer klar und deutlich darbieten, waren nämlich mit Schimmel oder schwarzen
Flecken oder Erde oder selbst mit Stalaktit dermassen überzogen, dass man von den
dargestellten Gegenständen oft gar nichts erkennen konnte; an einigen ging man vor-
über, ohne auch nur ihre Existenz zu bemerken. Hier ralt es, eine Reiniyuner mit
Wasser und wohl auch mit Säuren vorzunehmen und dadurch das Fresko für die Re-
produktion geeignet zu machen. Noch mehr. In der Katakombe der heiligen Petrus
und Marcellinus wurden ein Arkosol und sechs Kapellen, deren Malereien schon Bosio
veröffentlicht hat, später wieder verschüttet, so dass die Kenntnis von ihrer Lage voll-
ständig verloren gegangen war. Ich konnte auf die Wiedergabe ihrer Bilder um so
weniger verzichten, als die Kopien von mehreren derselben augenscheinlich ganz grobe
Irrthümer zur Schau trugen. Um die Stellen zu finden, wo man mit den Ausgra-
bungen einzusetzen hatte, bedurfte es natürlich langer und mühevoller Untersuchun-
gen. Zum Glück entsprach der Erfolg der Mühe: nachdem ich einmal die Stellen
fixirt hatte, wo die verlorenen Monumente zu suchen waren, wurden dieselben inner-
halb eines Monates frei gelegt und obendrein noch zwei unbekannte und an Male-
reien reiche Kapellen entdeckt. Durch diesen Erfolg ermuntert, unternahm ich es,
auch die übrigen verschollenen oder seit langer Zeit unzugänglichen Monumente auf-
zusuchen, die von Bosio oder von seinen Nachfolgern veröffentlicht wurden, und hatte
die Genugthuung, die meisten von ihnen wiederzufinden. Jetzt endlich, nachdem alles
erreichbare Bildermaterial unter Dach und Fach war, konnte ich mein Werk zum Ab-
schluss bringen. Die lange Verzögerung seines Erscheinens hatte also auch ihr Gutes:
die Lücken, welche die Arbeit früher entstellt haben würden, sind nun ausgefüllt.

Das Studium der coemeterialen Fresken an Ort und Stelle ist selbst für solche,
die in Rom leben, sehr erschwert; denn es gibt, von den materiellen Schwierigkeiten
ganz abgesehen, selbst unter den cavatori kaum einen, der sich in dem Labyrinth der
Katakomben so gut auskennt, dass er alle Bilder zu finden im Stande wäre. Für die
 
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