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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0023
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ERSTES KAPITEL.
Technik der coemeterialen Gemälde.

Über die technische Herstellung der Katakombenmalereien herrschten und
herrschen bei den Archäologen noch immer sehr verschiedene Ansichten. Bald ver-
sichert man uns mit aller Bestimmtheit, dass die altchristlichen Maler nicht die
ausgebildete Technik der griechischen Malerei auf dem sorgfältig bereiteten Bewürfe
anwendeten, sondern sich mit flüchtiger Malerei in Wasserfarben auf trockenem
Bewürfe begnügten. Bald wird die Möglichkeit zugegeben, dass einzelne Gemälde,
namentlich aus den zwei ersten Jahrhunderten, Fresken seien; endlich wird auch ein
starker Gebrauch der Enkaustik angenommen. Alles das sind Behauptungen, denen
die solide Basis der Beobachtung an Ort und Stelle mangelt; man bringt sie vor
und spricht sie nach, ohne auch nur den geringsten Versuch zu ihrer Begründung
zu machen. Was insbesondere die Annahme der Enkaustik in den Katakomben
betrifft, so entspringt sie einer gänzlichen Verkennung dieser Technik, von der schon
Plinius' ausdrücklich versichert, dass sie « in der Wandmalerei nicht angewendet
wurde», indem er sie « alienum parietibus (picturae) genus » nennt.

Eine langjährige Beschäftigung mit den Katakombenmalereien führte mich zu
dem Ergebniss, dass dieselben in der Regel « a fresco », d. h. auf dem frischen
Bewurf, « udo tectorio », ausgeführt sind. Diese Ansicht, oder vielmehr diese That-
sache musste sich bei der Erwägung der physischen Beschaffenheit der Katakomben
eigentlich jedermann von selbst aufdrängen. Infolge der Feuchtigkeit, die unten herrscht,
sobald die einzelnen Theile gegen den Zudrang der frischen Luft abgeschlossen sind,
wäre jede andere Art von Malerei weniger dauerhaft gewesen und deshalb früher
zu Grunde gegangen.2 Die Freskotechnik allein war hier die natürlich gegebene; nur
sie konnte der Zerstörung energischen Widerstand bieten.3

1 Plin., Historia naturalis, 35, 49 (ed. Detlefsen). ' Über die Anwendung der Freskotechnik in der

' Wir werden später Gelegenheit haben, die Rieh- antiken Wandmalerei vergleiche die vortreffliche

tigkeit dieser Aussage mit einem sprechenden Beleg Schrift: Die erhaltenen antiken Wandmalereien in

aus der Katakombe der hl. Domitilla ru erhärten, technischer Beziehung untersucht und beurlheilt
 
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